Fachkräftemangel: So entlasten Unternehmen ihre Finanzabteilungen

#13 Energiekosten, Zinsanstieg und Inflation: Die Finanzabteilungen der Unternehmen arbeiten unter Hochdruck daran, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Als größte Bedrohung empfinden viele Finanzchefs aber längst etwas anderes: Den Fachkräftemangel. Denn wenn wichtige Leute fehlen, wer behält dann die Zahlen im Blick? Wer stellt die Rechnungen, wer legt Zahlungsbedingungen fest, überwacht den Geldeingang und stößt im Zweifel Mahnprozesse an?

 

Philipp Ganzmüller (geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform München, Bayreuth und Rosenheim) erörert im Gespräch mit Jana Samsonova (Handelsblatt Media Group), die Auswirkungen des Fachkräftemangels und wie Creditreform Unternehmen bei der Bewältigung helfen kann.

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Jana Samsonova [00:00:00] Der Mittelstand in Deutschland kommt einfach nicht zur Ruhe. Kaum scheint die Corona-Pandemie überstanden, kommt die nächste Krise um die Ecke, die die Wirtschaft in Atem hält. Es sind vor allem die Finanzabteilungen der Unternehmen, die unter Hochdruck arbeiten, um Antworten zu finden. Antworten auf steigende Energiekosten, Zinsanstieg und Inflation.

Als größte Bedrohung empfinden viele CFOs inzwischen aber weder die Rohstoffpreise noch die gestörten Lieferketten. Die größte Bedrohung ist der Fachkräftemangel. Den bekommt längst auch der Finanzbereich der Unternehmen zu spüren und wird sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch Jahre damit beschäftigen.

Nur: Wenn die entsprechenden Leute fehlen, wer behält dann die Zahlen im Blick? Wer stellt die Rechnungen? Wer legt Zahlungsbedingungen fest? Wer überwacht den Geldeingang? Und wer stößt im Zweifel die Mahnprozesse an? Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten dürfen diese Dinge nicht vernachlässigt werden, sagt mein heutiger Gast. Von ihm will ich wissen, wie Forderungsmanagement trotz Fachkräftemangel klappt.
 

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Jana Samsonova [00:01:23] Mein Name ist Jana Samsonova und bei mir begrüße ich Philipp Ganzmüller, geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform München. Herzlich willkommen!

Philipp Ganzmüller [00:01:30] Schönen guten Tag, Frau Samsonova. Schön, dass ich da sein darf.

Jana Samsonova [00:01:34] Herr Ganzmüller, Sie sprechen nahezu täglich mit Unternehmen, Banken, Finanzdienstleistern. Was müssen deren Finanzabteilung denn aktuell leisten?

Philipp Ganzmüller [00:01:43] Ja, mein Eindruck ist, dass die Finanzabteilungen unter massivem Druck stehen. Denn die multiplen Krisen bringen vielfache, vielfältige Herausforderungen mit sich, die ja teilweise zweifelhafte oder sinkende Liquidität, Situation bei Kunden, gerissene Lieferketten, steigende Kosten für die Beschaffung. Im Speziellen dann noch die Finanzdienstleister, die auch noch dann regulatorische Anforderungen erfüllen müssen. Also ein "Cocktail" an schwierigen Herausforderungen und an speziellen Situationen in den letzten Jahren.

Jana Samsonova [00:02:17] Sie sprechen die letzten Jahre an, Sie sind der Profi. Wie ist denn Ihr Eindruck? Wie sehr hat sich die Arbeit in den letzten Jahren verändert? Was ist neu hinzugekommen?

Philipp Ganzmüller [00:02:26] Ich denke, wir sehen sehr situatives Verhalten, also weniger strategische Entscheidungen. Sehr schnelle Erfordernisse zu reagieren auf die verschiedenen Folgen, auf die verschiedenen Entwicklungen. Die Liquiditätsituation der Kunden ist sehr genau im Blick zu behalten. Die ist ja höchst unterschiedlich von der Coronakrise und der Ukrainekrise geprägt. Die Insolvenzfront, da war trügerische Ruhe die ganze Zeit und es kommt auch Druck auf. Braucht es überhaupt Prävention, also Selbstrechtfertigungsnotwendigkeiten. Und die Risiken allgemein sind stark gestiegen. Steigende Finanzierungskosten, neue Erfordernisse bei der Nachhaltigkeit und ja, die Unsicherheiten im Export an den Auslandstandorten.

Jana Samsonova [00:03:15] Die Unternehmen berichten ja gerade von dieser Schwierigkeit erstens genug und zweitens auch gutes Personal für ihre Buchhaltung und Co. zu finden. Welche Gefahr sehen Sie denn, wenn die Aufgabe dadurch gar nicht oder später erledigt wird?

Philipp Ganzmüller [00:03:29] Ich sehe da zwei ganz grundlegende Gefahren. Ein Punkt ist, dass man einfach Entwicklungen bei den Kunden nicht richtig verfolgt bekommt, also letztendlich, was ja aus dem Fokus durch die Lappen geht letztendlich und wo man nicht genau am Ball ist. Und der zweite Punkt, den wir tagtäglich in unseren Gesprächen erfahren, ist, dass man schlichtweg überhaupt nicht dazu kommt, die Mahnprozesse, die Forderungsmanagement-Prozesse nachhaltig zu verfolgen. Und OPs (offene Positionen) liegen bleiben, offene Rechnungen verjähren oder letztendlich so altern, dass die Wahrscheinlichkeit sie beizutreiben deutlich sinkt.

Jana Samsonova [00:04:06] Es gibt ja an sich zwei Hebel, diesem Problem zu begegnen. Einerseits mit Digitalisierung und andererseits mit Outsourcing. Was kommt denn für wen genau in Frage?

Philipp Ganzmüller [00:04:19] Ich denke, grundsätzlich müssen beide Ansätze kombiniert werden. Jeder muss sich mit Business Automation beschäftigen. Da kommt niemand drum herum und es ist allein auch eine Kostenfrage. Und Outsourcing ist vielleicht neben der Kostenfrage auch einfach eine Frage des Fokus auf die Dinge, die ich machen muss, wo ich vielleicht auch selber als Unternehmen am besten bin und die ich eben gerade nicht rausgeben kann. Und ich denke, es ist das Gebot der Stunde, alle Prozesse, die austauschbar sind, die von einem Spezialisten vielleicht sogar besser oder eben auch günstiger erledigt werden können, in Frage zu stellen. Muss ich die selbst tun oder finde ich einen Partner, mit dem ich hier kooperieren kann?

Jana Samsonova [00:05:00] Stichwort Partner passt perfekt. Genau. Sie kommen von Creditreform. Bei was konkret und in welchem Umfang kann jetzt Creditreform den Unternehmen helfen?

Philipp Ganzmüller [00:05:11] Wir leben in unserem Alltag bei der Beratung von Unternehmen einen ganz breiten Mix, ganz verschiedene Konstellationen, in denen wir letztendlich die Herausforderung gestellt bekommen, zu unterstützen. Das geht von beispielsweise dem Gesundheitssektor, Klinikketten, die gar nicht mehr Menschen finden, die sich mit Abrechnung und Forderungsmanagement auskennen und es letztendlich dann einfach an uns übertragen.
Gleichzeitig auch diesen Weg digitalisieren, den Austausch, die Kommunikation mit dem Dienstleister auf eine strukturierte zweiseitige Basis zu stellen, dass man kommuniziert in beide Wege. Es gibt Vermieter, die große Befürchtungen haben, was jetzt mit den Energiekosten kommt, ob sie ihre Buchhaltung völlig überfordern damit, dass jetzt alle Mieter Nachzahlungen leisten müssen. Und wir kennen aber auch sehr erfolgreiche Erlebnisse mit Verlagen beispielsweise, die mit einer ganz minimalen Personalstruktur ihre Buchhaltung fahren und sagen: "Ohne Outsourcing, ohne die Kooperation mit Creditreform im Bereich des Forderungsmanagement könnten wir nie mit zwei oder drei Vollzeitaquivalenten unseren ganzen Verlag buchen. Weil der Dienstleister Creditreform den Buchungsstoff aus aller Tätigkeit sofort ins System hart einbucht und uns letztendlich hier ermöglicht, uns darauf zu konzentrieren, was wir unbedingt selber tun müssen."

Jana Samsonova [00:06:33] Wie lange beobachten Sie das schon, dass man sagt okay, wir gehen jetzt auf Creditreform zu, wir brauchen hier Hilfe. Gibt es da einen Zeitraum?

Philipp Ganzmüller [00:06:41] Also es ist kein vielleicht kein neues Krisenphänomen. Das hatten wir vor Corona durchaus auch schon in seiner Mannigfaltigkeit an verschiedenen Bereichen. Aber die mehreren Krisen der letzten Jahre haben die Fantasie und die Bereitschaft, über solches Auslagern zu sprechen, enorm beschleunigt. Nicht nur Kostendruck, sondern es scheint auch in den Unternehmen einen Mentalitätswandel stattzufinden, der ja das Althergebrachte in Frage stellt und sich sagt: Man muss sich das auch ganz anders denken können, um zu überleben, um vielleicht auch sich verändernden Geschäftsmodellen stellen zu können, muss ich meine Kraft voll auf das Kerngeschäft, auf meinen Erwerb, mein Erwerbsmodell fokussieren und darf mich nicht mit jedermanns Tätigkeiten belasten. Dazu kommt auch wie besprochen natürlich auch, dass man immer weniger verlässliche, gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter findet, viel viel weniger Auszubildende im kaufmännischen Bereich zur Verfügung stehen. Da sind letztendlich Corona und die Ukraine Katalysatoren für eine schon eingetretene Entwicklung, die es vorher schon gab.

Jana Samsonova [00:07:53] Und jetzt muss ich mal fragen: Ich meine, Creditreform ist auch ein Unternehmen und sicherlich auch irgendwie vom Fachkräftemangel betroffen. Haben nicht auch Sie so etwas wie ein Limit der verfügbaren Kapazitäten?

Philipp Ganzmüller [00:08:04] Das ist sicher so, wir haben natürlich hier auch unsere Leute momentan gut beschäftigt und ausgelastet. Aber wir stellen uns mit drei Ansatzpunkten dem zu erwartenden steigenden Bedarf an Outsourcing. Das erste ist Kollaboration. Wir arbeiten als Organisation mit unseren ca. 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Beispiel im Forderungsmmanagement mittlerweile arbeitsteilig zusammen und können quasi erdbebensicher große Mandate angehen, letztendlich also Kapazitäten zusammenschalten. Wir rekrutieren Auszubildende, wir rekrutieren natürlich am Markt neue Leute weiterhin und haben da auch mit unserer Tradition und unserer durchaus langen Erfahrung und der großen Stabilität gute Erfolge. Und last but not least: Wir haben hochspezialisierte Softwarelösungen, die uns natürlich eine Skalierung gut ermöglichen und auch uns einen Fokus auf bestimmte Dinge, also vor allem den Dialog mit Betroffenen und unseren Kunden ermöglichen, uns darauf zu konzentrieren und und nicht in Daten-Pflege-Prozessen oder in Mahnungen drucken oder Kuratieren uns zu beschäftigen. Da geht sehr viel vollautomatisch mittlerweile.

Jana Samsonova [00:09:13] Herr Ganzmüller, vielen lieben Dank für das Gespräch und Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, danke ich fürs Einschalten.

Philipp Ganzmüller [00:09:20] Tschüss Frau Samsonova, danke hat mir Spaß gemacht.
 

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