Inkasso 2019 - eine Branche nennt Zahlen
Inkassodienstleistungen sind nicht unumstritten in Deutschland. Schuldner und Verbraucherschützer, Politiker und Verbände üben vielfach Kritik am externen Inkasso.
Inkassodienstleistungen sind nicht unumstritten in Deutschland. Schuldner und Verbraucherschützer, Politiker und Verbände üben vielfach Kritik am externen Inkasso. Dabei gilt es im Auge zu behalten: Inkasso sucht einen Ausgleich zwischen den berechtigten Forderungen des Gläubigers und den finanziellen Möglichkeiten des Schuldners – hat aber immer die Interessen des Gläubigers im Fokus. In den letzten Jahren hat die Politik reagiert und, wie in vielen Bereichen des Finanzsektors, einige Regularien auf den Weg gebracht. Diese sind in vielen Fällen zu begrüßen, helfen sie doch, „schwarze Schafe“ in der Branche bzw. unseriöse Anbieter von Inkassodienstleistungen auszuschließen. Wo die Branche in Deutschland aktuell steht, hat eine breit angelegte Untersuchung des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) herausgearbeitet.
Dabei zeigt sich, dass die Branche weiterhin auf Erfolgskurs ist. Inkassounternehmen haben 2018 5,8 Milliarden Euro bei offenen Forderungen zurückgeführt an ihre Auftraggeber. Das sind 16 Prozent mehr als noch vor drei Jahren, als die letzte Branchenstudie vorgelegt worden war. Ganz zu Recht führt die Präsidentin des Inkassoverbandes aus, dass „Inkassodienstleister ein Stützpfeiler unserer Wirtschaft sind. Sie versorgen alle Branchen mit Liquidität, verhindern Zahlungsausfälle und sichern dadurch Jobs und unternehmerische Existenzen. Damit sind sie gerade jetzt, wo sich die Konjunkturaussichten allmählich eintrüben, ein Garant für die weitere Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“.
Insgesamt bearbeiten Rechtsdienstleister 42,9 Millionen offene Forderungen – das ist allerdings ein deutlicher Rückgang gegenüber 2016, als noch 67,4 Millionen Rechnungen den Inkassounternehmen übergeben worden waren. Nach Ansicht des BDIU liegt dieser Rückgang in der langen Phase der deutschen Hochkonjunktur begründet. Sie habe dazu geführt, dass viele ehemalige Schuldner einen wirtschaftlichen Neuanfang geschafft haben und auf der Basis der Konsolidierung der Vermögensverhältnisse privater Schuldner durch einen sicheren Arbeitsplatz und durch Lohnerhöhungen eine Rückführung ihrer Schulden schafften.
Enorme Rückflüsse auch bei geringerem Aufkommen
Dazu ist es wichtig zu wissen, dass 82 Prozent der Schuldner, denen sich die Inkassoprofis gegenübersehen, private Verbraucher sind. Creditreform hat einen wesentlich höheren Anteil von Forderungen aus dem B2B Bereich. Die durchschnittliche Inkasso-Mahnung betrifft einen säumigen Verbraucher und basiert auf einem Kaufvertrag zum Beispiel mit einem Onlineshop. Bis zur ersten Inkasso-Mahnung sind drei bis vier Monate nach dem Kauf vergangen. In der Regel mahnt der Gläubiger zweimal selbst, worauf der Schuldner aber nicht reagiert – erst dann erfolgt die Übergabe an das Inkassounternehmen. Die typische Forderungshöhe liegt zwischen 100 und 450 Euro. Dabei ist anzumerken, dass die Höhe der Inkassoforderungen insgesamt nicht im gleichen Maße wie die Zahl der Forderungen abgenommen hat. Mit anderen Worten: Die einzelnen Forderungen sind deutlich höher geworden.
Wichtige Erkenntnisse liefert die Studie aber zur Kritik der betroffenen Verbraucher am Inkasso. Anders als manche Untersuchung in den Medien suggeriert, arbeiten die Inkassoinstitute weitgehend ohne die Beschwerden der betroffenen Schuldner. Eine markante Zahl dazu weist aus, dass es insgesamt nur zu einer Beschwerde auf 58.527 Forderungen kommt. Insgesamt waren 2018 733 Beschwerden zu zählen. Diese „Reklamationen“ waren zu 30 Prozent Einwände gegen die Hauptforderungen, zu 20 Prozent richtete man sich gegen das Verfahren sowie die entsprechenden Workflows und zu 16 Prozent war man mit den Gebühren und Auslagen nicht einverstanden. Weniger Grund lieferten auch die beiden Themen „Datenschutz“ sowie „Kommunikation“ mit jeweils 13 Prozent der Beschwerden.
Konstant blieb die Zahl der in der Branche beschäftigten Arbeitnehmer bei 19.000 Mitarbeitern. Auch damit stellte die Inkassobranche dar, wie wichtig ihre Leistungen für die Gesamtwirtschaft sind.
Quelle: BDIU
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