Maßnahmen zur Liquiditätssicherung bei sinkender Zahlungsmoral
Laut Statista-Analysen konnten die Unternehmensinsolvenzen von 2009 bis einschließlich 2021 einen signifikanten Rückgang verzeichnen. Jedoch gab es 2022 mit 14.590 angemeldeten Insolvenzverfahren im Vergleich zum Jahr 2021 (13.993) erstmals wieder eine alarmierende Steigerung.
Jetzt, allein im 1. Halbjahr 2023, haben 8.400 Unternehmen die Insolvenz angemeldet (siehe Creditreform Wirtschaftsforschung “Insolvenzen in Deutschland, 1. Halbjahr 2023”).
Ein Fakt, der nicht nur in der Wirtschaft Alarmglocken laut werden lässt, sondern auch für Unternehmen von zentraler Bedeutung ist. Sie müssen Ihre Liquidität vor Zahlungsausfällen sichern, um nicht selbst eines Tages in die finanzielle Abwärtsspirale zu gelangen. In diesem Artikel stellen wir unterschiedliche Wege zur Abwehr von sinkender Zahlungsmoral vor.
Credit Scoring als präventives Mittel
Das Credit Scoring, auch als Bonitätsscoring bekannt, hilft Ihrem Unternehmen dabei, frühzeitig die Zahlungsfähigkeit der Kunden einzuschätzen. Während des Verfahrens werden einige Kriterien und Daten, wie die Zahlungsmoral des Kunden, herangezogen.
Zur Ermittlung des Scores ist es besonders wichtig, auf eine verlässliche Datenquelle wie Bonitätsdaten anerkannter Auskunfteien zurückzugreifen. Hierfür hat die Creditreform spezialisierte Lösungen zur Bonitäts- und Risikoermittlung geschaffen.
Diese externen Daten gilt es, dann bestmöglich mit intern gesammelten Daten zu den einzelnen Debitoren zu kombinieren, um einen möglichst aussagekräftigen und sicheren Risikoscore zu ermitteln.
Wissen Sie über die Bonität Ihrer Kunden Bescheid, haben Sie die Möglichkeit proaktiv auf potenzielle Risiken zu reagieren und gezielt Zahlungsausfälle zu vermeiden.
Beispielsweise können Sie proaktiv:
• Kreditlimite anpassen
• Zahlungskonditionen verändern
• Risikobehaftete Geschäfte erst gar nicht eingehen
Mit reaktiven Schritten den Zahlungseingang beschleunigen
Sollte sich zeigen, dass trotz positiver Bonitätsprüfung keine Zahlung für eine ausstehende Forderung eingeht, ist es an der Zeit, das Mahnwesen einzusetzen. Folgt darauf keine Reaktion, sollten Sie erwägen, ein Inkassounternehmen einzuschalten.
Beim Mahnwesen wird der säumige Zahlungspflichtige mit einer schriftlichen Mahnung auf den Zahlungsrückstand hingewiesen. Dabei werden in der Regel bis zu drei Mahnstufen durchlaufen, um den Zahlungseingang zu beschleunigen.
Wichtig zu beachten: Es herrscht das Gerücht, dass drei Mahnungen vor Abgabe des Falls an das Vollstreckungsgericht notwendig sind, das stimmt nicht! Bereits nach einer schriftlichen Mahnung dürfen Sie die Zwangsvollstreckung einleiten.
In der Praxis läuft es jedoch häufig so, dass die Forderung zunächst an einen Inkassodienstleister, wie den der Creditreform, abgetreten wird. Dieser handelt zur Forderungseintreibung im Auftrag des Unternehmens und übernimmt jegliche Kommunikation mit dem Gläubiger. Der Vorteil hierbei: Während der Inkassodienstleister den zeitaufwendigen und komplexen Prozess annimmt, können Sie sich auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Bonitätsprüfungen und Mahnwesen sind elementar, jedoch sollten Sie noch weitere Maßnahmen zur Liquiditätssicherung betrachten.
Interne Prozessoptimierung
Neben der Berücksichtigung von Credit-Scoring und Mahnwesen ist es ratsam, auch weitere präventive Maßnahmen einzuschlagen, um die Liquiditätssituation zu stärken.
Eine besonders spannende Möglichkeit ist die interne Prozessoptimierung Ihres Working Capital Managements, welches kurzfristige Vermögenswerte und Verbindlichkeiten steuert und somit die Rentabilität steigert.
Unternehmen können hierbei auf unterschiedliche Maßnahmen zurückgreifen. Zur Vermeidung einer hohen Kapitalbindung können Sie beispielsweise zunächst Ihre Vorräte reduzieren. Gleichzeitig gilt es das Forderungsmanagement zu optimieren, indem Sie sicherstellen, dass Kunden ihre Rechnungen schnellstmöglich begleichen, ohne dass auf Ihrer Seite ein großer Aufwand entsteht. Dafür gibt es wiederum eine Vielzahl an möglichen Stellschrauben.
Gerne steht Ihnen Creditreform auch hier als professioneller Sparringspartner im Forderungsmanagement zur Verfügung.
Sie können Anreize für frühzeitige Zahlungen setzen, wie beispielsweise Skonti oder Rabatte. Eine klare und transparente Kommunikation mit den Kunden über Zahlungsbedingungen und -fristen ist ebenfalls wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden.
Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Vertrieb von großer Bedeutung. Durch eine genaue Abstimmung von Auftragsabwicklung und Rechnungsstellung können Rechnungen schneller erstellt und versandt werden, was die Zahlungszeit verkürzt. Eine automatisierte Rechnungserstellung und -versendung kann dabei ebenfalls unterstützen.
Im Rahmen der Working-Capital-Optimierung werden folgende Kennzahlen herangezogen:
• Lagerumschlagshäufigkeit (Days Inventory Outstanding (DIO), welche zeigt, wie schnell die Lagerbestände umgeschlagen werden
• Forderungslaufzeit (Days Sales Outstanding (DSO), die angibt, wie lange Kunden benötigen, um ihre Rechnungen zu begleichen
• Verbindlichkeitenlaufzeit (Days Payables Outstanding (DPO), die zeigt, wie lange das Unternehmen Zeit hat, um seine Verbindlichkeiten zu begleichen.
Um die eigene Liquidität zu sichern, sollte insbesondere der DSO-Wert im Fokus stehen. Der DSO-Wert, also die durchschnittliche Dauer, die Kunden benötigen, um ihre Rechnungen zu begleichen, spielt eine entscheidende Rolle bei der Kapitalbindung und Liquidität. Durch die Verkürzung des DSO-Werts mithilfe der Möglichkeiten, die wir im Artikel bereits kurz angeschnitten haben, können Unternehmen ihre finanzielle Flexibilität verbessern und Engpässe vermeiden.
Fazit – Maßnahmen rechtzeitig umsetzen
Angesichts des alarmierenden Anstiegs der Unternehmensinsolvenz im vergangenen Jahr stehen Unternehmen in der Pflicht, sich durch Liquiditätssicherung vor Zahlungsausfällen abzusichern. Das beginnt bereits bei einer Überprüfung der Kreditwürdigkeit, bevor eine Geschäftsbeziehung mit einem Kunden eingegangen wird. Mittels des Credit-Scorings kann eine eventuelle Zahlungsunfähigkeit frühzeitig eingeschätzt und Risiken proaktiv bewertet werden.
Ein Garant für sichere Zahlung stellt die Einschätzung jedoch nicht dar! Kommt es trotz positiver Prüfung zu einem Zahlungsausfall, ist effektives Mahnwesen und die Zusammenarbeit mit einem Inkassounternehmen notwendig, um mit dem Schuldner eine Einigung zu finden. Doch wie wir feststellen konnten, können Unternehmen auch intern einige Schritte zur Liquiditätssicherung einleiten. Insbesondere das Working-Capital-Management bietet große Chancen.
Bei all der Theorie ist es jetzt vor allem wichtig, die Maßnahmen rechtzeitig in der Praxis umzusetzen.
Gerne steht Ihnen Creditreform mit einer kostenfreien Beratung zu Bonitätsprüfungen oder Inkassoleistungen zur Seite.
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