Mehr wissen, besser entscheiden
Städte verfügen häufig über gewaltige Datenschätze. Wer die darin schlummernden Informationen hebt und die richtigen Schlüsse zieht, macht sich zukunftsfest. Wie das geht, zeigt Creditreform in einem bundesweit einzigartigen Modellprojekt mit der Stadt Neuss.
Wer auf unbekanntem Terrain unterwegs ist, benötigt Orientierung, um sein Ziel zu erreichen. Zum Beispiel einen Kompass, der die Richtung weist. Nicht anders ist es bei der Gestaltung der Zukunft. Wer vergleichsweise treffsicher voraussagen kann, wie sich wichtige Rahmenbedingungen entwickeln, wird sein Tun darauf ausrichten – und damit womöglich anderen voraus sein. Eine Kommune etwa, die recht sicher weiß, wie sich ihre Wirtschafts- und Sozialstruktur in den nächsten fünf oder zehn Jahren entwickelt, wird ihre Ressourcen zielgerichtet einsetzen. Sie wird Wohn- und Gewerbeflächen passgenau ausweisen, Verkehrswege exakt projektieren und ihre Verwaltung bedarfsgerecht ausstatten. Sie ist sogar in der Lage, ihre Sozialarbeit präziser zu steuern, weil sie gut überblicken kann, welche Bezirke Gefahr laufen, soziale Brennpunkte zu werden.
Viele Städte und Gemeinden verfügen über einen solchen Kompass. Er steckt in ihren zumeist riesigen Datenbeständen, die häufig über zahlreiche Ämter verteilt sind. Allerdings sind diese Daten oft sehr heterogen. Auch stehen sie aus Gründen des Datenschutzes nur sehr eingeschränkt und als Gesamtwert einer Region zur Verfügung. Wenn es gelingt, die dort schlummernden Informationen zu filtern und intelligent mit weiteren externen Daten, etwa im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung, der Unternehmensebene oder der Sozialstruktur, zu verknüpfen, lassen sich wichtige und aktuelle Erkenntnisse für kommunale Entscheidungen gewinnen. Wie gut das funktionieren kann, zeigen die Stadt Neuss und die Creditreform AG in einer bundesweit einzigartigen Zusammenarbeit.
Werkzeug für die Kommunalpolitik
Im Sommer 2020 haben beide Partner das Projekt „Kommunales Datenlabor Neuss 2040“ (KoDaLa) aus der Taufe gehoben. Dabei kooperieren Akteure aus Wirtschaftsförderung und Sozialplanung der Stadt Neuss mit Datenspezialisten von Creditreform. „Das Ziel ist, fachübergreifend und unter strenger Beachtung des Datenschutzes maßgeschneiderte Daten-Werkzeuge für Verantwortliche und Politik zu entwickeln“, erläutert Stephan Schütrumpf, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform Rating AG und Koordinator des Projekts KoDaLa für Creditreform.
„Das Ziel ist, Daten-Werkzeuge für Verantwortliche und Politik zu entwickeln.“
Stephan Schütrumpf, Creditreform Rating AG
Im Zuge des KoDaLa haben die Stadt Neuss und Creditreform bereits eine Reihe von Einzelprojekten angestoßen. So entwickelt die Kommune mithilfe der Daten von Creditreform Rating Orientierungspunkte zur Formulierung einer „wirtschaftsstrategischen Agenda für das Jahr 2040“. Titel: VIA 2040: Veränderung – Innovation – Aktivierung. Dabei erhält die Wirtschaftsförderung ein Analyse-Dashboard, das ein bis auf Straßenzüge herunter skalierbares Monitoring erlaubt. Es umfasst neben Branchenanalysen auch andere Eckdaten, etwa die Kaufkraft oder die Arbeitslosenkennziffer in einzelnen Stadtteilen. Bei stetiger Aktualisierung kann die Wirtschaftsförderung genau erkennen, wo Handlungsbedarf besteht, und frühzeitig reagieren. „Das Tool verändert den Charakter der Basisarbeit von Wirtschaftsförderungen. Wo es bisher eher allgemeine Entwicklungen gab, auf die es zu reagieren galt, zeigen die Daten diese nun raumzentriert auf“, sagt Rainer Bovelet, Kommunikationsforscher und wissenschaftlicher Leiter des Projekts.
Relevant für Wirtschaft und Soziales
Es geht aber nicht nur um harte wirtschaftliche Fakten: So kooperiert das Sozialamt der Stadt Neuss mit der microm GmbH sowie der beDirect GmbH & Co. KG, um mehr über die digitale Teilhabe von älteren Menschen im Stadtgebiet zu erfahren. Dahinter steht das Ziel, eine „zukunftsweisende Seniorenhilfe zu fördern“. Ältere Menschen sollen stärker mit digitalen Anwendungen vertraut gemacht werden. Zu Beginn dieses Projekts ging es darum, den möglichen Bedarf mit bereits vorhandenen Hilfsangeboten abzugleichen. Anschließend konnten digitale Lotsen ausfindig gemacht werden, die Senioren und Seniorinnen erklären, wie ein Smartphone funktioniert oder wie ein Tablet richtig benutzt wird.
Von Notfall-Überschuldeten bis zu Dauer-Überschuldeten: Die microm GmbH hat zudem auf der Basis von Überschuldungsintensität und Überschuldungsursache eine Typologie entwickelt, die sie gegenwärtig in verschiedenen Gebieten von Neuss testet. „Die Daten tragen dazu bei, die Informationsarbeit von Sozialarbeit und Schuldnerberatung zu verbessern. Gleichzeitig hat microm im Projektverlauf Gelegenheit, ihre datenbasierte Typologie auf Praktikabilität zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren“, sagt Schütrumpf.
Der Frage, wie digital die in Neuss beheimateten Unternehmen aufgestellt sind, geht beDirect in Zusammenarbeit der Stadt nach – und auch das wiederum sehr raumbezogen. Der „DigitalAtlas Stadt Neuss“ fächert die Erkenntnisse für 24 definierte Beobachtungsgebiete auf.
Symposium im September
Erste Ergebnisse und Perspektiven des Projekts KoDaLA werden die Stadt Neuss und Creditreform im Rahmen eines Symposiums am 22. September vorstellen. Interessierte können sich per Videokonferenz einwählen. Stephan Schütrumpf lädt ausdrücklich dazu ein: „Bei dieser Gelegenheit können auch Wirtschaftsfördernde und Verantwortliche anderer Städte Anregungen erhalten, wie sie ihre Kommune zukunftsfest machen.“
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber
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