Mit diesen Instrumenten sichern Unternehmer Liquidität
Liquidität ist gerade in der Krise für Unternehmen überlebenswichtig. Sich bei der Finanzierung nur auf die Hausbank zu verlassen, könnte ziemlich riskant sein. Finetrading, Factoring und Leasing bieten Auswege.
Der Konjunktureinbruch sorgt bei Firmen für klamme Kassen. Automobilzulieferer, Restaurants, Reisebüros, Messebauer – viele Branchen sind betroffen. Bis zu 45 Prozent der deutschen Mittelständler sind durch die Covid-19-Krise existenziell bedroht, geht aus der Studie „Stresstest Mittelstand“ der Managementberatung Munich Strategy hervor. Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie befanden sich 35 Prozent in Schieflage. Für Studienautor Sebastian Theopold steht der deutsche Mittelstand vor einer historischen Neuordnung: „Wir stehen vor der umfassendsten Marktbereinigung seit der Weltwirtschaftskrise 1929.“ Er sieht den Grund für die hohe Anzahl an gefährdeten Unternehmen in zwei Effekten, die gleichzeitig eintreten: „Durch die lange Hochkonjunktur und günstige Kredite ist die natürliche Auslese der Low Performer jahrelang verschleppt worden. Zusätzlich geraten jetzt durch die Auswirkungen von Covid-19 selbst solide Mittelständler unverschuldet in Not.“
Not macht erfinderisch
Es gibt aber auch Firmen, die aus der Not eine Tugend machen. Dies gilt zum Beispiel für die Dotas Aviation GmbH aus Gilching, einer Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Starnberg. Das Unternehmen kauft in großem Umfang Ersatzteile für Flugzeuge, unter anderem Bremsen, Mechanik- und Elektronikteile und beliefert damit Airlines. Nicht nur die ganz Großen wie Airbus und Boeing, sondern auch Kleinere. „Im Zuge der Pandemie sind vor allem Frachtmaschinen und Charterairlines, die derzeit besonders von Firmenchefs genutzt werden, sehr gefragt“, erläutert Roman Wild, Geschäftsführer bei Dotas Aviation. Außerdem werden Passagiermaschinen von großen Airlines wie Lufthansa derzeit im großen Stil gewartet, berichtet der 49-Jährige.
Damit seine Firma die große Nachfrage zügig bedienen kann, nutzt sie die Dienste des Einkaufsfinanzierers Deutsche Finetrading (DFT). Beim Finetrading finanziert ein Zwischenhändler den Einkauf. Der Lieferant profitiert vom Wegfall des Zahlungsrisikos, da der Finetrader direkt nach der Lieferung die Ware für den Einkäufer bezahlt. Er gewährt dem Unternehmen für die Rückzahlung einen bestimmten Zeitraum, beispielsweise 120 Tage. Im Gegenzug erhebt der Finetrader eine Gebühr, die von der Bonität des Unternehmens und der Dauer der Nutzung abhängt. Je kürzer die Laufzeit, desto geringer die Kosten. „Finetrading beflügelt unser Geschäft, da wir flexibler und schneller reagieren können“, betont Roman Wild.
Auf den Mix kommt es an
Mittelständische Unternehmen sollten sich gerade jetzt bei der Finanzierung breit aufstellen und sich dabei nicht auf ihre Bank fokussieren. „Die Hausbankfinanzierung des Mittelstandes wird in letzter Zeit immer schwieriger. Das liegt zum einen an den verschärften Regulierungen, wie Basel IV, aufgrund derer sich viele Banken aus der Innovationsfinanzierung zurückziehen“, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). Gleichzeitig bauen die Banken aber auch Personal ab und schließen Filialen. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 sind laut dem BVMW insgesamt 10.000 Bankfilialen in Deutschland geschlossen worden. „Die Lücke, die sich hier auftut, wird mehr und mehr durch Fintechs, die zum Beispiel Alternativen in den Bereichen Kontoführung, Auswertung, Zahlungsabwicklung und Versicherung bieten, gefüllt. Dazu steigt seit Jahren die Eigenkapitalquote, derzeit liegt sie etwa bei 30 Prozent“, erläutert Ohoven. Für Mittelständler kommt es seiner Ansicht nach auf den richtigen Mix und ein gutes Finanzmanagement an.
Das sieht auch Christoph Zilch so. Er ist geschäftsführender Gesellschafter einer Garten- und Landschaftsbaufirma im hessischen Bebra: „Bei der Finanzierung ist es wichtig, nicht nur auf das Wohlwollen der Bank angewiesen zu sein.“ Eine von ihm bevorzugte Finanzierungsform, um sein 35 Mitarbeiter starkes Unternehmen am Laufen zu halten, ist das Factoring. Dabei übergibt eine Firma Forderungen gegenüber ihren Kunden an eine Factoringgesellschaft („Factor“). Diese begleicht die Rechnung umgehend und holt sich anschließend die ausstehenden Beträge vom Kunden des Unternehmens („Debitor“) zurück. Für diese Dienstleistung berechnet der Factor eine vorher vereinbarte Gebühr.
Besonders nützlich bei Großaufträgen
„Wir nutzen Factoring schon seit zehn Jahren. Dadurch erreichen wir eine hohe Liquidität. Wir können innerhalb kürzester Zeit über Kapital verfügen, das sonst ohne Factoring wochenlang gebunden wäre“, unterstreicht Zilch. Er arbeitet mit der Factoringgesellschaft „Crefo Factoring“ zusammen, die ein Unternehmen der Creditreform Unternehmensgruppe ist. „Crefo Factoring übernimmt auch bei den entsprechenden Kunden die Bonitätsprüfung“, ergänzt der 35-Jährige. Factoring ist aus seiner Sicht besonders nützlich, wenn es um große Aufträge geht. Als Beispiel nennt er einen Auftrag im Volumen von knapp zwei Millionen Euro, bei dem seine Firma für Außenanlagen für Mehrfamilienhäuser zuständig ist. Unter anderem müssen Bäume gepflanzt, Tiefgaragen begrünt und Kinderspielplätze gebaut werden.
„Hier stellen wir für die erste Tranche 50.000 bis 100.000 Euro in Rechnung. Bis die Rechnung erstellt und auch vom Architekten geprüft wird, vergehen vier Wochen. Ohne Factoring dauert es anschließend im Schnitt 45 bis 60 Tage, bis der Kunde bezahlt“, beschreibt der Chef das Prozedere. Anstatt also womöglich zwei Monate oder länger auf die Zahlung zu warten, wird die Rechnung über die Factoringgesellschaft innerhalb von 24 Stunden beglichen. Zwar zahlt Zilch dafür eine Gebühr. Jedoch kann er Zinsen für Kredite einsparen, die er ohne Factoring vielleicht hätte aufnehmen müssen. Liquidität ist immens wichtig. Schließlich muss er seine Mitarbeiter sowie Lieferanten pünktlich bezahlen. „Factoring ermöglicht uns seit vielen Jahren Planungssicherheit. Wir sind nicht mehr auf das Zahlungsverhalten unserer Kunden angewiesen. Und von unseren Kunden erhalten wir überwiegend positives Feedback. Diese Finanzierungsform ist für alle Beteiligten von Vorteil“, resümiert Christoph Zilch.
Marcus Hupfeld, Geschäftsführer der Crefo-Factoring N-M-S GmbH & Co. KG, sieht Factoring als ein „Rundum-sorglos-Paket für unsere Factoring-Kunden“. Durch die Bereitstellung der benötigten Liquidität, die Übernahme des Forderungsausfallrisikos sowie die Auslagerung des Debitorenmanagements inklusive Mahnwesen in die professionellen Hände der Crefo-Factoring habe der Factoring-Kunde mehr Zeit, sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.
Ratenzahlungen als Betriebsausgaben absetzen
Neben Finetrading und Factoring gibt es eine noch bekanntere Finanzierungsalternative: Leasing. Gegenüber dem Kauf von notwendigen Gütern hat Leasing den Vorteil, dass die Investitionssumme in kleinen Raten statt auf einmal fällig wird. Diese Finanzierungsform punktet zudem durch flexible Ratengestaltung. So können beispielsweise Phasen von zunächst niedrigen Raten vereinbart werden, um die aktuell flüssigen finanziellen Polster zu schützen. „Diese Ratenflexibilität ist besonders für Firmen interessant, deren Umsätze saisonal stark beeinflusst sind. Hier sprechen wir vom Pay-as-you-earn-Effekt, der die Liquiditätslage entspannt“, erklärt Stephan Ninow, Geschäftsführer des Kölner Leasinganbieters abcfinance.
Der Experte verweist darauf, dass es Leasing darüber hinaus auch steuerliche und bilanzielle Vorzüge hat. Leasingraten können in der Regel als Betriebsausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Und bilanziell hilft Leasing dabei, die Eigenkapitalquote zu schonen. Während Investitionen per Kredit im Anlagevermögen aktiviert werden müssen und somit die Eigenkapitalquote sinkt, bleibt sie beim Leasing unverändert. „Dies ist ein wichtiges Argument, wenn es um die Versorgung mit Fremdkapital zum Beispiel durch die Hausbank geht“, ergänzt Ninow.
Fazit: Sich bei der Finanzierung breit aufzustellen, kann sich immer auszahlen – gemäß der Anlegerweisheit, „nicht alle Eier in einen Korb zu legen“. Finetrading, Factoring und Leasing können für Planungssicherheit und finanzielle Entlastung sorgen.
Vor- und Nachteile der Finanzierungsformen
FINETRADING
Vorteile: Flexibel, Vertrag pro Bestellung, schnell, da keine Bonitätsprüfung der Lieferanten notwendig ist. Eignet sich besonders für Abnehmer.
Nachteile: Firmen müssen dem Zwischenhändler eine Gebühr zahlen. Ist nur sinnvoll mit professionellen IT-Strukturen.
FACTORING
Vorteile: Durch den Verkauf von offenen Forderungen können Firmen sich schnell und einfach Liquidität verschaffen und Zahlungsziele überbrücken. Das Ausfallrisiko übernimmt der Factor. Eignet sich besonders für größere Aufträge.
Nachteile: Firmen müssen dem Factor
eine Gebühr zahlen.
LEASING
Vorteile: Planungssicherheit dank fester Monatsraten. Stets aktuelle Produkte, etwa bei der Soft- und Hardware. Leasing taucht nicht in der Bilanz auf, hat also keinen Einfluss auf den Verschuldungsgrad einer Firma. Eignet sich für alle Firmen.
Nachteile: Leasingprodukte sind kein
Eigentum des Leasingnehmers. Vorzeitige Vertragskündigung ist kaum möglich. Eventuelle Probleme bei der Rückgabe, wenn sich Produkte nicht in vertragsgemäßem Zustand befinden.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Gian Hessami
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