Risikomanagement Newsletter

Reicht das Geld für die Krise?

Die Creditreform Analyse zur Wirtschaftslage mittelständischer Unternehmen im Frühjahr 2020 machte es deutlich: Die Ertragslage der Unternehmen hat im letzten halben Jahr gelitten.

Verantwortlich dafür ist zum einen der „Anflug“ einer moderaten Rezession im Herbst des Vorjahres, zum anderen aber natürlich die Corona-Krise, die mit ihren Maßnahmen die Gesundheit kleiner und mittlerer Unternehmen in Bedrängnis brachte. Der Anteil der Unternehmen, die sinkende Umsätze registrieren mussten, hat bereits um gut fünf Prozentpunkte zugenommen. Wichtiger aber noch sind die Aussagen zur zukünftigen Ertragslage. Steigende Gewinne hatten im Vorjahr noch 31 Prozent der Befragten prognostiziert – im Frühjahr 2020 sind es noch rund 22 Prozent. Markant war der Anstieg bei den „Ertragspessimisten“, die von knapp neun auf fast 19 Prozent binnen eines Jahres zugenommen haben.

 „EK-Quote“ kein Fremdwort mehr

Entscheidend dafür, wie Deutschlands Mittelstand die Krise überlebt, dürfte aber sein, wie stark er mit eigenen Mitteln ausgestattet ist. Die Eigenkapitalquote, das Verhältnis des Eigenkapitals zur gesamten Bilanzsumme, gibt einen wichtigen Anhaltspunkt für die Überlebenschancen eines Unternehmens. Jetzt zahlt sich aus, dass die einmal viel berufene „Eigenkapitallücke im Mittelstand“ wohl der Vergangenheit angehört. Alle einschlägigen Untersuchungen zeigen, dass der Mittelstand in der vergangenen Dekade guter Konjunktur beim Eigenkapital deutlich zulegen konnte. Daran hat sich auch am aktuellen Rand nichts geändert: 34 Prozent der Befragten gaben an, eine Eigenkapitalausstattung von über 30 Prozent der Bilanzsumme zu halten. Zu verzeichnen ist sogar ein weiterer Rückgang bei den Betrieben, die mit einer dürftigen Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ausgestattet sind. Waren es 2019 noch 29,4 Prozent der Befragten, so sind aktuell noch 27,4 Prozent unterkapitalisiert.

Gewinn wird nicht entnommen

Der Mittelstand gewinnt sein Eigenkapital aus der Geschäftstätigkeit, aus dem Umsatz, einbehaltene Gewinne bilden die Rücklage für das Eigenkapital. Über 80 Prozent konnten damit ihr Eigenkapital aufbauen. Mit weitem Abstand folgen dann erst Gesellschafterdarlehen, die bei rund einem Viertel der KMU zum Zuge kamen. Ein weiteres Fünftel nutzt das Privatvermögen, um seine Eigenkapitaldecke aufzustocken. Beteiligungen, seien es stille oder offene, spielen nur eine untergeordnete Rolle mit einem Anteil von vier bis sieben Prozent. Diese Strategien zur Eigenkapitalbildung zeigen, dass Deutschlands Mittelstand nach wie vor nicht auf externe Beteiligungen aus ist, sondern dass er auf der Basis eines „Herr im Haus“-Standpunkts agiert.

Der Chef kümmert sich auch um die Finanzen

Ruhen sich Deutschlands Mittelständler auf der komfortablen Eigenkapitaldecke aus? Fast zwei Drittel der Befragten sehen keinen Änderungsbedarf bei der Eigenkapitalquote. Immerhin gibt es aber doch selbstkritische Anmerkungen: So will sich jeder vierte Unternehmer mehr Zeit für Finanzfragen nehmen. Für fast zehn Prozent heißt dies auch, dass man mehr Kenntnisse in Finanzfragen erwerben möchte und sich zu fast acht Prozent externen Rat einholen will.

Das mittelständische Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass die Führung und das Eigentum in einer Hand liegen. Das erfordert viel Verantwortung und nicht zuletzt einen hohen Arbeitsaufwand. So verwundert es nicht, das zwar 80 Prozent der aktuell befragten Unternehmer sicher sind, dass die Eigenkapitalausstattung sehr wichtig ist für die Unternehmensentwicklung, dass diese Frage aber im Tagesgeschäft vielfach zu wenig Beachtung findet. Fast 20 Prozent sind sogar der Meinung – kräftige Eigenkapitalquote hin oder her –, dass die Quote höher ausfallen müsste. Dennoch können fast zwei Drittel der mittelständischen Betriebe in Deutschland nach eigener Aussage mit einer guten oder doch zufriedenstellenden Eigenkapitalquote leben. 

Die Mittel reichen nur begrenzt

Die Eigenkapitalquote ist beim Mittelstand angekommen. Was einmal nur Maßstab für Kreditinstitute oder volkswirtschaftliche Erhebungen war, steht nun auch im Mittelpunkt des Interesses jedes mittelständischen Unternehmers. Die gute Ausstattung hilft den Unternehmen gerade in Krisenzeiten – da kann ein Betrieb im Zeichen von Corona auch einmal eine Weile stillstehen. Dass dieser Shutdown aber nicht ewig währen kann, dass jedes Eigenkapital begrenzt ist, sollte allerdings auch jedem Verantwortlichen klar sein.



Pressekontakt Regional

Marketing

Tel.: +49 89 189293-663
marketing@muenchen.creditreform.de

Pressekontakt

Patrik-Ludwig Hantzsch
Pressesprecher
Leiter Wirtschaftsforschung

Tel.: +49 (0) 21 31 / 109-172
p.hantzsch@verband.creditreform.de
Twitter: @PtrkLdwg