Creditreform München

SchuldnerAtlas München 2022

München, 28. Februar 2023 - In der Region München hat sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher weiter verringert.

Energiekrise noch ohne Auswirkungen auf die Überschuldung

In München waren im Jahr 2022 weniger Verbraucher überschuldet als im Vorjahr. Das ist das zentrale Ergebnis des Creditreform SchuldnerAtlas. So wiesen Ende 2022 noch 92.058 erwachsene Einwohner der bayrischen Landeshauptstadt Überschuldungsmerkmale auf. Ein Jahr zuvor (2021) waren 98.436 Personen betroffen. Die Zahl der Überschuldungsfälle verringerte sich damit um rund 6.400 (- 6,5 Prozent). Schon 2021 war es zu einem spürbaren Rückgang gekommen (- 9,1 Prozent).

Philipp Ganzmüller, Geschäftsführer von Creditreform München, kommentiert die aktuelle Entwicklung: "Während der Coronazeit haben die Verbraucher weniger konsumiert und so Überschuldungsprozesse vermieden. Das hallt bis heute nach. 2022 hat sich die Überschuldungssituation der privaten Verbraucher nochmals entspannt. Die massive Energiepreisexplosion und die finanziellen Mehrbelastungen hatten zumindest bis Ende 2022 kaum Einfluss auf die Überschuldungssituation.“ Die stark dämpfende Wirkung der Coronakrise auf die Überschuldung der privaten Verbraucher sei auch daran erkennbar, dass die Zahl der Überschuldungsfälle gegenüber 2019 (110.164 Personen) um mehr als 18.000 zurückgegangen ist.

Schuldnerquote sinkt auf Tiefstand

Die Schuldnerquote in München, als Anteil der überschuldeten Personen zur Bevölkerung, ist nochmals zurückgegangen und liegt mit 7,36 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 15 Jahren. Im Vorjahr (2021) hatte die Schuldnerquote bei 7,88 Prozent gelegen. Im Bundesdurchschnitt beträgt die Schuldnerquote 8,48 Prozent, im Freistaat Bayern 6,05 Prozent.

Auch in den Münchner Stadtteilen hat sich die Verbraucherüberschuldung abgeschwächt. Den stärksten Rückgang der Schuldnerquote verzeichnete der Stadtteil Altstadt. Deutliche Rückgänge der Schuldnerbetroffenheit gab es zudem in Giesing-Untergiesing und Am Hart. Stadtteil mit der höchsten Schuldnerquote ist weiterhin die Altstadt; 12,61 Prozent der Erwachsenen weisen Überschuldungsmerkmale auf. Am niedrigsten ist die Schuldnerquote in Obermenzing (4,06 Prozent).

Seltener harte Überschuldungsmerkmale

Die Mehrzahl der überschuldeten Verbraucher in München weist bereits harte Überschuldungsmerkmale auf, die Überschuldung ist damit juristisch belegt. Im Jahr 2022 ist die Zahl der harten Überschuldungsfälle allerdings von 58.983 auf 53.984 Personen zurückgegangen (- 8,5 Prozent). Ebenfalls verringert hat sich die Zahl der Personen mit sogenannten "weichen“ Überschuldungsmerkmalen. 38.074 Einwohner der Stadt München gelten als weich überschuldet (Vorjahr: 39.453 Personen), sie weisen bislang eine geringere Überschuldungsintensität auf.

"Im Jahresverlauf 2022 begann sich der private Konsum zu normalisieren. Es ist zu befürchten, dass damit auch die Konsumüberschuldung wieder ansteigt“, warnte Ganzmüller. Zudem hätten sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen infolge der Energiepreiskrise verdüstert. Vielen Verbrauchern drohe in den kommenden Monaten ein "Nachzahlungsschock“ bei den Energie- und Heizkosten. Das dürfte zahlreiche Verbraucher in Zahlungsschwierigkeiten bringen.

Münchner Männer: Jeder Zehnte überschuldet

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen war ein Rückgang der Überschuldung festzustellen. Die Schuldnerquote der Münchner Männer sank um 0,81 Prozentpunkte auf 9,57 Prozent. Bei den Frauen ist die Überschuldungsquote von 5,18 auf 4,84 Prozent zurückgegangen. Deutliche Unterschiede finden sich jedoch auf der Ebene der Stadtteile. Die Spanne der Schuldnerquoten der Männer reicht von 17,05 Prozent im Stadtgebiet Altstadt bis 5,28 Prozent in Obermenzing. Bei den Frauen weist der Stadtteil Am Hart die höchste Überschuldungsquote auf (8,79 Prozent), die niedrigste Englschalking (2,67 Prozent).

Ältere Personen überdurchschnittlich überschuldet

In allen Altersklassen zeigt sich ein Rückgang der Überschuldung. Am stärksten verringert hat sich die Schuldnerquote bei den 50- bis 59-Jährigen. Die höchste Überschuldungsbetroffenheit in München weist die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen auf (Schuldnerquote: 9,62 Prozent). Der Prozentanteil liegt aber deutlich niedriger als der Bundesdurchschnitt in dieser Altersklasse. Auch bei jungen Erwachsenen (Schuldnerquote: 4,38 Prozent) ist die Schuldnerbetroffenheit im Vergleich mit dem Bundesgebiet niedrig. Höher ist dagegen die Betroffenheit von Personen ab 60 Jahre. So beträgt die Schuldnerquote der 60- bis 69-Jährigen 7,42 Prozent.

Sozialreferentin Dorothee Schiwy begrüßt die positive Entwicklung

Sozialreferentin Dorothee Schiwy zeigt sich sehr erfreut über den Rückgang der Überschuldung in der Landeshauptstadt München. "Unsere Investitionen in den Ausbau der Schuldnerberatung in den letzten Jahren zeigen Wirkung. Eine steigende Zahl von Bürger*innen hat in der Krise Rat bei den Beratungsstellen der Stadt und der Wohlfahrtsverbände gesucht. In den letzten drei Jahren waren dies pro Jahr 18.000 Personen, denen nachhaltig bei der Entschuldung und der Vermeidung weiterer Schulden geholfen werden konnte. Hierfür hat der Stadtrat insgesamt sechs zusätzliche Beratungsfachkräfte bewilligt. Dies zahlt sich nun aus. Dennoch gibt es keine Entwarnung. In einzelnen Stadtbezirken müssen wir Überschuldungsquoten konstatieren, die über dem Bundesdurchschnitt von 8,48 Prozent liegen, so z. B. in der Altstadt mit 12,61 Prozent, Am Hart mit 11,89 Prozent oder in Ramersdorf mit 11,05 Prozent. Auch die höhere Betroffenheit von älteren Menschen ab 60 Jahren im Vergleich zu den Werten auf Landes- und Bundesebene macht uns Sorgen. Hier gilt es zukünftig verstärkt durch zielgruppenspezifische Angebote gegenzusteuern.“

 

Methodik: Der Creditreform SchuldnerAtlas München definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können.



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