SchuldnerAtlas München 2023
München, 27. Februar 2024 - Der Rückgang der Verbraucherüberschuldung setzte sich auch im Jahr 2023 fort, jedoch deutet sich eine Trendwende an.
Verbraucherüberschuldung weiter zurückgegangen, Trendwende zeichnet sich aber ab
In München hat sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher auch im Jahr 2023 weiter verringert. Allerdings deuten mehrere Indikatoren auf eine baldige Trendwende bei der Verbraucherüberschuldung hin. Das ist das zentrale Ergebnis des Creditreform SchuldnerAtlas. Zum Stichtag 1. Oktober 2023 wiesen demnach 90.362 Einwohner der Landeshauptstadt Überschuldungsmerkmale auf. Im Vergleich zum Vorjahr (92.058 Personen) nahm die Zahl der Überschuldungsfälle um etwa 1.700 Personen ab. Damit schwächte sich der Rückgang auf minus 1,8 Prozent ab; nach minus 6,5 Prozent im Vorjahr.
Philipp Ganzmüller, Geschäftsführer Creditreform München, kommentiert die aktuelle Entwicklung: "Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre ist auf ein zurückhaltenderes Konsumverhalten zurückzuführen. Viele Verbraucher mussten bei finanziellen Ausgaben Einschränkungen vornehmen und agierten entsprechend vorsichtiger. Allerdings führen die finanziellen Belastungen zunehmend wieder zu Überschuldungstendenzen, was sich beispielsweise in einigen Stadtgebieten Münchens anhand steigender Schuldnerzahlen bereits zeigt.“
In 13 Stadtteilen nimmt Schuldnerquote zu
Neben dem Rückgang der Schuldnerzahlen setzte sich auch der Rückgang der Überschuldungsquote fort. Aktuell gelten 7,24 Prozent der erwachsenen Einwohner Münchens als überschuldet (2022: 7,36 Prozent; -0,12 Prozentpunkte). Damit sank die Schuldnerquote auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenerhebungen im Jahr 2004. Die Überschuldungsbetroffenheit bleibt in München allerdings höher als im Landesdurchschnitt (5,87 Prozent).
In 13 der 47 untersuchten Münchner Stadtteile hat sich die Verbraucherüberschuldung zuletzt jedoch erhöht. Den stärksten Anstieg der Schuldnerquote verzeichnete Trudering-Riem (Nord), wo die Schuldnerquote von 9,82 auf 10,22 Prozent stieg (+0,40 Prozentpunkte). Unter anderem wurden auch in Johanneskirchen und Bogenhausen Anstiege der Schuldnerbetroffenheit verzeichnet. Dagegen kam es in 31 Stadtteilen abermals zu Rückgängen der Überschuldungsquote, in drei Stadtgebieten blieb die Überschuldung unverändert. Insbesondere in München-Altstadt (-0,69 Prozentpunkte), in Schwanthalerhöhe (-0,52 Prozentpunk-te) und in Am Hart (-0,50 Prozentpunkte) verringerte sich die Quote nochmals deutlich. Allerdings bleibt die Altstadt der Stadtteil mit der höchsten Schuldnerquote; 11,92 Prozent der Erwachsenen weisen Überschuldungsmerkmale auf. Am niedrigsten ist die Schuldnerquote im Stadtteil Obermenzing (3,95 Prozent).
Anstieg bei weichen Überschuldungsmerkmalen
Die Zahl der Personen mit sogenannten weichen Überschuldungsmerkmalen nahm erstmals seit drei Jahren wieder zu. Als weich überschuldet sind Personen zu bezeichnen, die eine geringere Überschuldungsintensität aufweisen, die (noch) nicht zu gerichtlichen Negativeinträgen geführt hat. Die Zahl dieser Personen erhöhte sich innerhalb eines Jahres von 38.074 auf 38.981 Personen (+ 907 Personen). In der Mehrheit der Münchner Stadtteile (27 von 47) nahm die Zahl der Personen mit weicher Überschuldungsintensität zu.
"Offensichtlich beginnt sich die Schuldnerentwicklung in München wieder zu beschleunigen. Ursächlich hierfür ist der Nachholkonsum bei gleichzeitig stärkeren finanziellen Belastungen, zum Beispiel durch höhere Kredit- und Lebenshaltungskosten. Auch angesichts der hartnäckigen Rezession und Inflation dürfte der jahrelange Rückgang der Verbraucherüberschuldung zu Ende gehen“, bemerkt Ganzmüller.
Bei den harten Überschuldungsfällen setzte sich der Rückgang dagegen nochmals fort. Die Zahl der Personen mit einer hohen Überschuldungsintensität nahm um rund 2.600 Personen auf 51.381 Personen ab. Das entspricht einem Minus von 4,8 Prozent.
Weibliche Schuldnerquote kaum gesunken
In München weisen 9,38 Prozent der erwachsenen Männer Überschuldungsmerkmale auf. Dieser Anteil lag vor einem Jahr noch bei 9,57 Prozent und vor zwei Jahren bei 10,38 Prozent. Auch bundesweit verringerte sich die Schuldnerquote bei den Männern; von 10,56 auf 10,11 Prozent. Die Überschuldungsquote ging auch bei den Frauen zurück, allerdings nur leicht. Sie sank von 4,84 auf 4,78 Prozent (-0,06 Prozentpunkte). Die Überschuldung der Frauen bleibt im Vergleich zum deutschlandweiten Durchschnitt eher niedrig (bundesweit: 6,27 Prozent). Bei den Männern reicht die Spanne der Schuldnerquoten von 15,96 Prozent im Stadtbezirk Altstadt bis 4,98 Prozent im Stadtbezirk Obermenzing.
Höhere Überschuldung bei jungen Erwachsenen
In der Stadt München nimmt die Überschuldungsquote in zwei Altersklassen wieder zu. Für die Altersklasse der unter 30-Jährigen war ein Anstieg von 4,38 auf 4,61 Prozent zu verzeichnen, ebenso für die Altersklasse der 30- bis 39- Jährigen (von 7,23 auf 7,37 Prozent). In dieser Altersgruppe kam es in 36 der 47 Münchner Stadtteile zu einem Anstieg der Schuldnerquote. Hingegen entwickelte sich die Schuldnerquote in der Altersklasse der 50- bis 59-Jährigen erneut rückläufig (-0,63 Prozentpunkte), nachdem sie im Vorjahr bereits gesunken war. Bei den Senioren ab 70 Jahren verringerte sich die Schuldnerquote leicht. Die höchste Überschuldungsbetroffenheit weist weiterhin die Altersgruppe der 40- bis 49- Jährigen auf (9,41 Prozent).
Methodik: Der Creditreform SchuldnerAtlas München definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können.
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München, 27. Februar 2024
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