Studie zur Pandemie-Anfälligkeit: So verwundbar ist Europa
Creditreform hat einen Index entwickelt, um die strukturelle Pandemie-Anfälligkeit der EU-Länder und des Vereinigten Königreichs zu messen. Der Pandemic Vulnerability Index (PVI) gibt die ökonomische, gesundheitliche und gesellschaftliche Anfälligkeit bei einem derartigen Ausbruch wieder. Die jetzt veröffentlichte Untersuchung bescheinigt Deutschland eine gute Resilienz, während Italien und Griechenland zur Risikogruppe zählen und zu den Schlusslichtern des Rankings gehören.
Im März gingen die Bilder von Leichensäcken auf Armeetransportern im italienischen Bergamo um die Welt und wurden zum Sinnbild für ein überfordertes Gesundheitssystem. Ähnliche Szenen spielten sich überall in Europa und Großbritannien ab. Leere Innenstädte und verzweifelte Ladeninhaber symbolisieren die wirtschaftlichen Einschnitte, die der gesellschaftliche und wirtschaftliche Shutdown mit sich brachte. Mittlerweile ist der Schockzustand überwunden. Die Regierungen haben historische Hilfspakete gegen die durch die Eindämmungsmaßnahmen verursachte Rezession auf den Weg gebracht und es wird über umfassende Hilfspakete verhandelt, um den Euroraum zu stabilisieren.
PVI misst Pandemie-Risiko
Auslöser dieser einzigartigen Ausnahmesituation ist die Corona-Pandemie, die von China aus binnen weniger Monate die ganze Welt in Geiselhaft nahm. International sind sich die Virologen einig, dass die Wahrscheinlichkeit für derartige Virus-Ausbrüche steigt. Die Creditreform Rating AG, die auf externe Ratings spezialisierte Tochter von Creditreform, hat deshalb einen Pandemie-Index entwickelt, um die strukturelle Anfälligkeit der europäischen Länder zu messen. Primär wurden fünf Faktoren, die Wirtschaftsstruktur, der Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem, die Bevölkerung und die Kapazitäten für das mobile Arbeiten untersucht, um daraus den PVI-Wert zu bilden. Wichtig dabei: Das Ranking bildet nicht das aktuelle Infektionsgeschehen ab, sondern die relative Verwundbarkeit gegenüber Pandemien. Der PVI bewegt sich auf einer Skala zwischen -0,65 und +0,65. Höhere Werte stehen für eine größere Anfälligkeit gegenüber Covid-19 und Pandemien im Allgemeinen.
Nord-Süd-Gefälle bei Verwundbarkeit
Der PVI zeigt deutlich, dass Staaten im Süden und am Rand der Europäischen Union, namentlich Italien, Kroatien, Malta und Griechenland, tendenziell anfälliger sind. Diese Staaten erzielen hohe Risikowerte über alle wesentlichen Faktoren hinweg. Im Norden und im Kernland Europas finden sich mit Luxemburg, Deutschland, Dänemark und Großbritannien die weitaus widerstandsfähigeren Länder und Volkswirtschaften. Gemein haben diese Länder ein hervorragendes Gesundheitssystem, einen hohen Wert bei der Möglichkeit des mobilen Arbeitens und stabile Arbeitsmärkte, die durch ein sehr geringes Aufkommen von prekären sowie selbstständigen Beschäftigungsverhältnissen gekennzeichnet sind.
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