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Widerstandskraft ist gegeben

Eine Untersuchung zur Finanzierung deutscher Unternehmen, die im März abgeschlossen wurde – ist die noch brauchbar? Gerade die Finanzierung der Betriebe ist von der Corona-Krise betroffen. Da erscheint eine Analyse der Situation von Eigenkapital und Kreditnachfrage obsolet geworden zu sein.

Doch auch wenn eine solche Studie die Einschläge, welche die Unternehmen in ihrer finanziellen Stabilität sicher getroffen haben, noch nicht berücksichtigt, sind ihre Ergebnisse doch wichtig. Zeigt sich doch hier, wie stark die Unternehmen in die Krise gegangen sind. Lagen vielleicht „Vorerkrankungen“ vor? Wie resilient sind Deutschlands Unternehmen gegenüber den Schockwellen des Shutdowns im Zeichen der Pandemie?

Eigenkapital solide, Kredite stehen zur Verfügung

Die Befragung mit der KfW, die zusammen mit einer Vielzahl von Fach- und Branchenverbänden durchgeführt wurde, zeigt, dass die Betriebe zum Jahresanfang 2020 in der überwiegenden Zahl eine solide Finanzierung aufwiesen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass der Kreditzugang „leicht“ sei. Nur ein gutes Zehntel sprach von Schwierigkeiten, wenn es um Kredite geht. Aber nicht nur die Fremdfinanzierung hat sich nicht erschwert, auch die Eigenkapitalbasis für die Innenfinanzierung ist, zumindest in den ersten Monaten des laufenden Jahres, stabil geblieben. Wie auch Creditreform mit den regelmäßigen Befragungen im Mittelstand feststellen konnte, hat die Eigenkapitalquote sich seit der Jahrtausendwende stetig verbessert. Und so konnten vor dem gesamtwirtschaftlichen Einbruch rund 44 Prozent der befragten Unternehmen eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalquote zu Protokoll geben. Immerhin fast 15 Prozent der Befragten gaben allerdings an, dass sie Rückgänge der Eigenkapitalausstattung hinzunehmen hätten. Nicht zuletzt hat das starke Eigenkapital dafür gesorgt, dass die Zahl der Betriebe, die überhaupt mit der Bank Kreditgespräche führen mussten, abgenommen hat. Investitionen konnten aus eigener Kraft gestemmt werden. Rund 50 Prozent der Unternehmen gaben an, Kreditverhandlungen geführt zu haben – vor vier Jahren waren es noch fast zehn Prozentpunkte mehr. Dabei vermerkten gut 10 Prozent der Betriebe an, dass ihre Kreditverhandlungen gescheitert seien.

Klar ist, dass dieses positive Bild im Laufe des Jahres Risse bekommen wird. So zeigen erste Untersuchungen am aktuellen Rand, dass die Kredithürden wieder höher werden. Und auch die Eigenkapitalausstattung wird, gerade bei kleineren Mittelständlern, leiden.

Die Frage nach der Bonität

Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Finanzierungssituation spielt die Bonitätsbewertung, steht sie doch am Schnittpunkt des Zugangs zu Lieferanten- und Bankkrediten. Dabei wurden die Betriebe gefragt, wie sie ihre Bonitätsbewertung bzw. ihre Ratingnote einschätzen. In die Ergebnisse flossen also sowohl die Zahlen ein, die den Unternehmen etwa durch eine Eigenauskunft zugekommen sind, aber auch subjektive Bewertungen.

Wie im Zusammenhang mit den bereits beschriebenen anderen Parametern zur Finanzkraft bereits zu vermuten ist, hat sich die Bonitätsbewertung in den letzten Jahren in den Augen der Betriebe deutlich verbessert. Aktuell, aber vor der Krise, sprach noch in der KfW-Untersuchung fast ein Drittel der Befragten von einer positiveren Bonitätsbeurteilung und gut jedes zehnte Unternehmen glaubte, Verschlechterungen bei der Bonität feststellen zu können. Dabei wiesen die Autoren der Studie darauf hin, dass die stagnierende konjunkturelle Entwicklung im letzten Jahr bereits ihren Niederschlag auch in den Bonitätsaussagen gefunden hatte. Insgesamt hat sich der Saldo aus Verbesserungs- bzw Verschlechterungsmeldungen nur leicht verändert: von plus 24 auf plus 21 Punkte.

Konjunktur im Sinkflug

Ein genauerer Blick auf die Umsatzsituation und die Branche zeigt, dass die Bonitätseinschätzungen am Anfang des Jahres parallel zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verlaufen sind. So sprachen vor allem größere Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Umsatz von einer schwächeren Bonität – dies steht im Zusammenhang mit der größeren internationalen Aktivität dieser Betriebe. Sie waren stärker von den Rückgängen im Export betroffen, was sich wohl auf ihre Bonität niederschlug. Und auch bei den Wirtschaftszweigen macht sich die Konjunktur im Hinblick auf die Bonität bemerkbar: Das Verarbeitende Gewerbe und die Dienstleister meldeten in höherem Maße eine Verschlechterung der Bonität (15 bzw. 18 Prozent). Ein Blick auf den ifo Geschäftsklimaindex zeigt, wie auch diese Bewertung parallel zur Eintrübung der Geschäftslage verlaufen ist.  Das Abflachen der Konjunktur in diesen Branchenbereichen war auch in den Creditreform Mittelstands-Befragungen seit dem Herbst des Vorjahres deutlich geworden.

Die Einschätzung der Unternehmen in der KfW-Analyse zeigt, dass die Bewertungen noch auf einem hohen Niveau sind – allerdings ließen sich bei großen Unternehmen und bei der Industrie sowie industrienahen Sektoren aufgrund der konjunkturellen Abschwächungen seit dem Herbst 2019 erste Rückgänge bereits vor der Krise feststellen. Mit dem Einsetzen der Corona-Krise genau zum Ende der Befragung wird sich die Situation bei der Finanzierung deutscher Unternehmen markant verschlechtern. Der Kreditzugang wird schwieriger werden, das Eigenkapital leiden und sich schließlich die Bonitätsbewertungen in diesem Zusammenhang eintrüben.



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