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Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2019

Mittelstand stemmt sich gegen die Rezession

Im Gefolge der schwachen Industriekonjunktur hat sich auch im deutschen Mittelstand die Stimmungslage spürbar verschlechtert. Der Creditreform Geschäftsklimaindex für die mittelständische Wirtschaft erreichte auf Basis der aktuellen Herbstbefragung einen Wert von 17,1 Punkten. Das sind gut 10 Punkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt (27,6 Punkte). Insbesondere die Geschäftserwartungen als Teilkomponente des Geschäftsklimas haben deutlich nachgegeben.

Insgesamt verbleibt der Creditreform Geschäftsklimaindex aber weiterhin im Plusbereich, der einen positive Wirtschaftslage für die Unternehmen anzeigt. Gleichwohl haben sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen für den Mittelstand verschlechtert. So dürfte auch die bisher stabile Binnenkonjunktur nicht völlig unbeeindruckt von der Wachstumsschwäche der Industrie und des Exports bleiben.

Deutliche Einschnitte in der Auftragslage verzeichneten bereits die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Die Befragten berichteten häufiger von gesunkenen Auftragseingängen als von gestiegenen. Weiterhin positiv, aber abgeschwächt, präsentierte sich die Auftragslage im Baugewerbe. Insgesamt entwickelten sich Auftrags- und Umsatzlage im deutschen Mittelstand in den zurückliegenden Monaten noch einmal positiv. Gut ein Drittel der Befragten (35,2 Prozent) meldete einen Umsatzanstieg, auch wenn es im Vorjahr noch 42,4 Prozent der Befragten waren. Umsatzeinbußen mussten 14,3 Prozent der Unternehmen hinnehmen (Vorjahr: 12,2 Prozent).

Die Wachstumsabschwächung hat bislang kaum Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl im Mittelstand. 30,6 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 30,8 Prozent) haben ihre Belegschaft zuletzt aufgestockt. Knapp jedes zehnte Unternehmen (9,1 Prozent) verkleinerte den Personalbestand (Vorjahr: 9,7 Prozent). Hoch war die Personalnachfrage insbesondere im Bau und im Dienstleistungsgewerbe.

 

Hochkonjunktur im Mittelstand ebbt ab

Trotz der zunehmenden Vorsicht bei den Geschäftserwartungen ist der Mittelstand nicht in Pessimismus verfallen. Weiterhin überwiegt der Anteil der Befragten, die steigende Umsätze bzw. eine Verbesserung der Auftragslage erwarten. In Zeiten rückläufiger Wachstumsprognosen kommen so aus dem Mittelstand durchaus positive Signale. Stabile Umsätze prognostiziert gut die Hälfte der Befragten (56,3 Prozent), fast jeder Dritte (30,4 Prozent) rechnet mit steigenden Umsätzen.

Allerdings dürften die Zeiten fortwährender Umsatzanstiege wohl auch im Mittelstand vorerst vorbei sein. So rechnet noch knapp ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent) mit steigenden Auftragseingängen (Vorjahr: 30,5 Prozent). Ein Rückgang bei den Auftragseingängen wird mittlerweile von 12,8 Prozent der Befragten befürchtet (Vorjahr: 8,2 Prozent). Wachstumseinbußen drohen vor allem dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Handel, die ihre Auftragserwartungen deutlich zurückgenommen haben. Im Baugewerbe dürfte die Hochkonjunktur der letzten Jahre zwar abebben – bei engen Kapazitäten (Stichwort: Fachkräftemangel) wird die Nachfrage nach Bauleistungen aber hoch bleiben.

 

Mittelstand sieht weiter Wachstumschancen

Auch in den kommenden Monaten will der Mittelstand Arbeitsplätze schaffen. 22,5 Prozent der Befragten gaben an, sich personell verstärken zu wollen (Vorjahr: 28,3 Prozent). Die Mehrheit der Befragten (70,0 Prozent) will die Mitarbeiterzahl unverändert lassen (Vorjahr: 65,2 Prozent). Die Investitionspläne im Mittelstand werden durch die schlechteren Konjunkturaussichten getrübt. Entsprechend verringert hat sich die Investitionsbereitschaft. 51,4 Prozent der Befragten haben angegeben, investieren zu wollen (Vorjahr: 53,1 Prozent). Im Vergleich der letzten zehn Jahren ist das nochmals ein überdurchschnittlich hoher Wert. Gegen den Trend zugenommen hat die Investitionsbereitschaft im Baugewerbe.

 

Langfristig steigende Eigenkapitalquoten

Stabil zeigen sich die Eigenkapitalquoten im Mittelstand. Erneut meldet jedes dritte Unternehmen (33,6 Prozent; Vorjahr: 33,2 Prozent) eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2010 stieg dieser Anteil um 6,5 Prozentpunkte. An dieser positiven Entwicklung hat die gute Umsatz- und Ertragslage der letzten Jahre regen Anteil. Als stark fremdfinanziert gelten derzeit 29,3 Prozent der Befragten. Bei diesen Unternehmen liegt die Eigenkapitalquote unter 10 Prozent (Vorjahr: 29,4 Prozent). Dabei zeigt sich die Kapitalstruktur insbesondere im Baugewerbe anfällig für eventuelle Veränderungen bei den Finanzierungsbedingungen.

Der Mittelstand hat offenbar ein gut funktionierendes Forderungsmanagement. 30,5 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 28,6 Prozent) verzeichneten in den letzten Monaten überhaupt keine Zahlungsausfälle. Lediglich 6,4 Prozent der Befragten mussten hohe Forderungsverluste von über 1,0 Prozent des Umsatzes hinnehmen.

 

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Neuss/Dresden, 10. Oktober 2019



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