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Schicksalsjahr 2025: Wirtschaftswende oder Absturz?

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 sind verhalten. Mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute und Organisationen haben ihre Prognosen gesenkt und erwarten nur ein geringes Wachstum oder sogar eine Stagnation.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert ein Wachstum von lediglich 0,1 Prozent für 2025. Hauptgründe sind hohe Kosten, politische Unsicherheiten und eine schwächelnde Industrie. Zudem wird mit einer Quote von 6,2 Prozent – was fast drei Millionen Arbeitslosen entspricht – ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet. Dies hat direkte Auswirkungen auf das Konsumklima und wohl auch auf die Überschuldung von Privatpersonen, bei denen unter den Gründen die Arbeitslosigkeit immer noch an erster Stelle steht.

Der Konsum ist keine Stütze

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent im Jahr 2025. Auch sie verweist auf die Bedeutung des privaten Konsums, der durch steigende Realeinkommen und eine sinkende Inflationsrate unterstützt werden könnte. Allerdings gilt auch hier, zu sehen, wie der Arbeitsmarkt sich aufgrund der Prognosen möglicherweise negativ entwickeln könnte. Bei der Steigerung der Realeinkommen ist auch die weiter über der Zielmarke angesiedelte Inflationsrate ins Kalkül zu ziehen. Auch wenn sich die mittlerweile gedämpfte Inflationsrate nicht direkt auf das Portemonnaie der Verbraucher auswirkt, so bleibt doch der psychologische Effekt bestehen, der die Verbraucherlaune dämpft.

Die Research Abteilung der KfW hat die Wachstumsprognose für 2025 ebenfalls gesenkt – von ursprünglich 1,0 auf 0,5 Prozent. Auch hier werden bei den Gründen die schwächere Entwicklung des privaten Konsums, aber auch die Unsicherheiten in den USA genannt. Ende Januar wird der neu gewählte Präsident Trump sein Amt antreten. Bereits jetzt macht er durch Drohungen im Hinblick auf Zollerhöhungen von sich reden. Das betrifft nicht nur aktuell Kanada und Mexiko als Nachbarländer, sondern eben auch Deutschland und etwa seine Autoindustrie.

Der Arbeitsmarkt bereitet Sorgen

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) erwartet für 2025 eine Stagnation der deutschen Wirtschaft mit einem Nullwachstum. Das Institut setzt ebenfalls bei der internationalen Entwicklung und dem Einfluss von Trump an und erwartet höhere US-Zölle, welche die bereits andauernde Krise der deutschen Industrie noch verschärfen würden.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, populärer unter der Bezeichnung Wirtschaftsweise, rechnet für 2025 immerhin mit einem Wachstum von 0,4Prozent. 2025 wird nach Ansicht der Sachverständigen wohl noch ein Jahr der Stagnation bilden, erst 2026 sieht man erste Anzeichen eines Wachstums. Die Hoffnungen auf das nächste Jahr teilen viele Institute und natürlich auch die Bundesregierung. Auch bei der Inflationsrate sieht Christine Lagarde erst 2026 eine wirkliche Beruhigung.

Die Inflation muss weiter gesenkt werden

Das eher gewerkschaftsnah agierende Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) rechnet für 2025 mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. Damit ist das Institut, das sich im Vergleich eher optimistisch gab, zum Winter auf eine eher zurückhaltende Sicht eingeschwenkt – dies auch im Zusammenhang mit der Schätzung für 2026 mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von noch 1,2 Prozent. Die Inflationsrate spielt bei den beklagten Teuerungen und ihren Auswirkungen auf den Konsum der Verbraucher und den Einkauf der gewerblichen Wirtschaft eine weiterhin große Rolle. Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz setzt naturgemäß auf Zuversicht und erwartet für 2025 eine Rate von 2,0 Prozent und in 2026 eine Teuerung von 1,9 Prozent.

Eine Vielzahl von Banken mit ihren volkswirtschaftlichen Abteilungen, politische Player und Institutionen, aber eben auch die Forschungsinstitute gehen allesamt von einem höchstens hauchdünnen Wachstum, wenn nicht von einer (weiteren) Stagnation aus. Die hohen Kosten, die politischen Unsicherheiten nach dem Zerbrechen der Ampelkoalition, aber eben auch die strukturellen Probleme in Deutschland sorgen, alle Aussagen zusammenfassend, für ein schlechtes Wirtschaftsklima. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich zu einem großen Teil psychologisch begründet ist, dann ist für das gerade begonnene Jahr wenig Gutes zu erwarten. Die Hoffnungen ruhen hierzulande auf einer stabilen Regierungsbildung, Friedensschlüssen in Nahost sowie in der Ukraine und schließlich darauf, dass der amerikanische Präsident tatsächlich eine Politik macht, die näher an den weltwirtschaftlichen Partnern ist, als manche Drohung befürchten lässt.

Quellen: Business Insider, die genannten Institute