IHK und Creditreform: Regionale Wirtschaft bleibt weiter unter Druck: Konjunktur kommt nur langsam in Gang

Eine konjunkturelle Belebung in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bleibt weiter aus. Zum Ende des zweiten Quartals 2024 verbessert sich der IHK-Konjunkturklimaindex zwar leicht und liegt nun bei 83 Zählern (Vorquartal: 77 Punkte). Damit liegt der Gradmesser der regionalen Wirtschaft aber weiter deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 102 Zählern. Diese Kernergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturuntersuchungen stellten die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und Creditreform Osnabrück/Nordhorn jetzt gemeinsam vor.

Die aktuelle Geschäftslage wird nahezu unverändert schlecht bewertet. Per Saldo sind 17 Prozent der Unternehmen unzufrieden (zuvor: -18 Prozent). Auf ähnlich niedrigem Niveau pendeln sich die Erwartungen für die kommenden Monate ein. Per Saldo rechnen ebenfalls 17 Prozent mit einer nochmals schlechteren Konjunktur (Verbesserung um zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal). Einen Silberstreif am Horizont stellen die Exporterwartungen dar, die im Zuge eines sich belebenden Welthandels ansteigen.

„Die Hoffnung der letzten Monate, dass ein gutes Auslandsgeschäft oder eine wieder anziehende Inlandsnachfrage als Motor der heimischen Unternehmen wirken könnten, hat sich allerdings bisher nicht bestätigt. Im Gegenteil: Eine schwache Binnenkonjunktur und handfeste strukturelle Herausforderungen halten die Wirtschaft weiterhin im Griff“, erläutert Frank Hesse, IHK-Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftspolitik.

Vor allem in der Industrie und im Handel ist die Lageeinschätzung schlecht. Nur elf Prozent der Industriebetriebe geben an, dass sie eine gute Geschäftslage haben (im Vorquartal waren es zehn Prozent), während 42 Prozent eine schlechte Lage melden (vorher 40 Prozent). Die Geschäftserwartungen werden zwar besser, aber die Mehrzahl der Betriebe sieht die Zukunft 

immer noch düster. Der Handel leidet weiter unter der schwachen Nachfrage und den höheren Preisen an den Kassen. Im Einzelhandel gibt es eine leichte Erholung, im Großhandel bleibt die Lagebewertung sehr negativ. Auch im Verkehrsgewerbe ist die Stimmung weiterhin getrübt, unter anderem wegen der gestiegenen LKW-Maut.

Die schwierige wirtschaftliche Lage spiegelt sich nach Creditreform-Daten auch in einem höheren Anteil von Unternehmen wider, die zahlungsunfähig oder insolvenzgefährdet sind. Konkret galten in der Region im ersten Halbjahr 374 Unternehmen als Ausfall (Ausfallquote 1,29 %). Im ersten Halbjahr 2023 waren es 327 Unternehmen (Ausfallquote 1,13 %). Die regionale Ausfallquote ist damit zwar angestiegen, liegt jedoch noch unter der bundesweiten Quote von 1,63 %.

Besonders unter wirtschaftlichem Stress leidet der Dienstleistungssektor. Im Gastgewerbe ist die Ausfallquote auf 2,75 % gestiegen, im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen auf 2,11 %. Positiv entwickelt hat sich nur der Bereich Information und Kommunikation mit einer Quote von 0,55 %. Infolge der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen der vergangenen Monate ist die Ausfallquote im Baugewerbe von 1,68 % auf 2,22 % gestiegen. Jeder fünfte Ausfall in der Region betrifft damit den Bau. Im verarbeitenden Gewerbe sind 31 Unternehmen (1,33 %) ausgefallen, was etwas besser als der Bundesschnitt ist. Der Handel hat eine etwas entspanntere Situation mit einer gesunkenen Ausfallquote von 1,23 %.

Hinsichtlich der Firmengröße sind – trotz spektakulärer Einzelfälle größerer Unternehmen – eher die kleinen Firmen ausfallgefährdet. Bei den als Ausfall geführten Unternehmen sind meistens Unternehmen mit bis zu vier Mitarbeitenden betroffen. Insgesamt sind über 4.000 Mitarbeitende von dieser kritischen Entwicklung berührt. „Jeder Ausfall bedeutet dabei nicht nur einen finanziellen Verlust bei Geschäftspartnern, sondern betrifft auch zahlreiche Mitarbeitende“, so Creditreform-Prokurist Armin Trojahn.

„Die Wirtschaft hat es weiterhin schwer. Die Unternehmen leiden unter schwacher Binnennachfrage und strukturellen Problemen wie hohen Kosten für Energie und Rohstoffe, Arbeitskräftemangel oder bürokratischen Belastungen“, so Hesse und Trojahn. Deutschland hinke den meisten Industrieländern mittlerweile deutlich hinterher. „Mit dem ‚Wachstumspaket‘ der Bundesregierung können positive Impulse gesetzt werden. Jetzt müssen die Gesetze schnell umgesetzt werden, damit sie wirken“, sagen Hesse und Trojahn. Ein wichtiges Signal sei etwa die Verlängerung und Ausweitung der degressiven Abschreibung für Investitionen.

Hintergrund: Die IHK-Konjunkturumfrage zum 2. Quartal 2024 wurde vom 20. Juni 2024 bis zum 8. Juli 2024 durchgeführt. 277 Unternehmen nahmen teil. Ergebnisse und Grafiken können dem IHK-Konjunkturbarometer unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 6203380) entnommen werden. Der Regionen-Risiko-Check von Creditreform ist hier abrufbar.