IHK und Creditreform: Über regionaler Wirtschaft ziehen dunkle Wolken auf
Über der regionalen Konjunktur ziehen zum Ende des zweiten Quartals 2023 dunkle Wolken auf. Die noch immer hohe Inflation, der schwache private Konsum und ein durchwachsenes internationales Umfeld belasten die Betriebe. Der IHK-Konjunkturklimaindex ist daher gesunken und beträgt jetzt 83 Punkte. Zugleich steigt die Häufigkeit der Zahlungsausfälle und Insolvenzen deutlich an.
Diese Kernergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturanalysen stellten die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und Creditreform Osnabrück/Nordhorn Unger KG jetzt gemeinsam vor.
Der IHK-Konjunkturklimaindex hat gegenüber der Vorumfrage elf Zähler eingebüßt. Bei den Erwartungen sind unter dem Strich 35 Prozent der Betriebe skeptisch (Vorquartal: -25 Prozent). Auch die Bewertung der Lage hat sich verschlechtert. Sie liegt mit acht Prozent aber immerhin noch im positiven Bereich (Vorquartal: +18 Prozent). „Die aktuellen Zahlen sind ein deutlicher Dämpfer. In den Betrieben herrscht große Unsicherheit und ein Aufschwung liegt in weiter Ferne“, kommentiert Frank Hesse, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Wirtschaftspolitik. Ernüchternd sei, dass aktuell sowohl die Weltkonjunktur als auch die Inlandsnachfrage als Impulsgeber für einen Aufschwung ausfallen.
Erstmals seit langem steigen auch die Zahlungsausfälle der Unternehmen wieder an. Nach den Daten von Creditreform werden branchenübergreifend in Niedersachsen rund 15 Prozent der Rechnungen nicht pünktlich bezahlt. Diese Zahlungsschwierigkeiten führten in der Region im ersten Halbjahr allein im Handel zu 76 Ausfällen (Vorjahr 46). Das entspricht einer Ausfallquote von 1,4 Prozent. Im Baugewerbe waren es 56 Ausfälle (Vorjahr 34; Ausfallquote 1,7 Prozent). In der Industrie kommen 25 Unternehmen nicht mehr ihren Zahlungsverpflichtungen nach (Vorjahr 16; Ausfallquote 1,1 Prozent). Im Dienstleistungsbereich sind die Steigerungen der Ausfallquoten insgesamt etwas geringer. Auffällig ist hier der Bereich Verkehr und Lagerei mit einer Ausfallquote von 2,0 Prozent und 21 Ausfällen. Die Ausfallquote im IHK-Bezirk insgesamt liegt im ersten halben Jahr mit insgesamt 327 Ausfällen (Vorjahr: 239) bei 1,1 Prozent und damit immerhin besser als der Bundesschnitt mit 1,3 Prozent.
„Nach Jahren der Pandemie und unter dem Eindruck des Angriffskrieges auf die Ukraine grummelt es schon lange in der Wirtschaft. Bisher konnte die Wirtschaft durch wirtschaftspolitische Stützungsmaßnahmen von manch einem Blitzableiter profitieren“, so Creditreform-Prokurist Armin Trojahn. „Jedoch bauen sich etwa durch die aktuelle Zinssituation und die schwächelnde Nachfrage neue Spannungen auf.“ Nach der zaghaften Erholung zum Ende der Corona-Krise treffe der Preisschock insbesondere die schon angeschlagenen Unternehmen, so Trojahn.
Ähnliche Tendenzen spiegeln auch die Detailergebnisse der IHK-Befragung wider. Danach hat sich das Geschäftsklima in nahezu allen Branchen verschlechtert. Besonders deutlich ist der IHK-Konjunkturklimaindex in der Bauwirtschaft und im Einzelhandel zurückgegangen. Im Verkehrsgewerbe wird die Geschäftslage am schlechtesten bewertet.
„Die Standortbedingungen in Deutschland müssen jetzt zügig verbessert werden. Wir brauchen vor allem Impulse für private Investitionen, auch beim Infrastrukturausbau“, meinen Hesse und Trojahn. Oben auf der Agenda sollte die Fachkräftesicherung stehen, etwa durch mehr Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland. Auch eine Stabilisierung der Energie- und Rohstoffpreisen sei wichtig. Zudem bräuchten Unternehmen Entlastungen, etwa durch Bürokratieabbau und eine Unternehmenssteuerreform. Steuerbelastungen sollten nicht über das europäische Durchschnittsniveau hinausgehen.
Weitere Informationen: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110, E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de oder
Creditreform, Armin Trojahn, Tel.: 0541 6925530, E-Mail: A.Trojahn@osnabrueck.creditreform.de