Emerging Markets: Spannende Aktien aus Schwellenländern
Die Aussichten für Aktienmärkte der Schwellenländer sind gut. Sie profitieren von der weltweiten wirtschaftlichen Erholung. Weil der US-Dollar schwächelt, fließt Geld in diese Staaten.
Auf den Crash folgte schnell eine rasante Kursrally. Nachdem Aktien der Emerging Markets in den ersten drei Monaten 2020 die schlechteste Wertentwicklung seit 2008 aufzeigten, kennen die Kurse nur eine Richtung: nach oben. Der Aktienindex MSCI Emerging Markets, der die Entwicklung von Aktien aus Schwellenländern abbildet, hat in den vergangenen zwölf Monaten knapp 20 Prozent zugelegt und damit zwölf Prozentpunkte mehr als der gesamte weltweite Aktienmarkt.
Der Trend könnte anhalten. Der Internationale Währungsfonds rechnet 2021 mit 5,2 Prozent Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft. Die Exporte der Schwellenländer könnten um 9,5 Prozent zulegen. Auch der schwächelnde US-Dollar ist gut für Aktienmärkte der Schwellenländer. Die Zinsen sind dort auf einem Rekordtief. Daher ist für Anleger ein Investment in US-Anleihen nicht attraktiv. Sie suchen stattdessen nach attraktiven Anlagen außerhalb der USA. Zudem steigt die Risikobereitschaft: die Finanzmärkte gehen von einem Ende der Pandemie aus. Und Zeiten mit einem niedrigen Dollarkurs waren immer ein gutes Umfeld für Emerging Markets.
Vielversprechende Schwellenländer
Anleger haben es mit einer großen Auswahl zu tun, zu der so unterschiedliche Regionen wie Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Afrika gehören. Allen voran steht China. Als einzige große Wirtschaftsmacht meldete das Reich der Mitte 2020 ein positives Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. Das Land kam gut durch die Krise, weil es die Pandemie mit aller Konsequenz bekämpfte und die Wirtschaft des Landes stark digitalisiert ist. „China ist beim E-Commerce anderen Ländern weit voraus“, erklärt Michael Altintzoglou, Fondsmanager des Aktienfonds Flossbach von Storch Global Emerging Markets Equities. Es gibt eine sehr gute Infrastruktur, um per Mausklick für den täglichen Bedarf einzukaufen. Das gilt genauso für den Kauf eines Bahntickets, die Buchung eines Hotels oder den nächsten Arzttermin. Mit der App „Meituan“ werden 476 Millionen Konsumenten und 6,5 Millionen lokale Händler zusammengebracht: „Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in China noch einmal beschleunigt“, erklärt Altintzoglou. Und diese Entwicklung ist längst noch nicht am Ende.
Die chinesische Regierung orientiert sich weg von einem exportorientierten Wirtschaftsmodell hin zu einem qualitativen Ansatz. Das Ziel: in vielen Wirtschaftszweigen eine führende Rolle zu übernehmen. Chinesische Unternehmen sollen 2021 mit 616 Milliarden US-Dollar erstmals mehr Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben als US-Firmen. Das treibt die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle voran.
Mit Aktiensfonds in Schwellenländer investieren
Neben China zählen auch Korea und Taiwan zu den Ländern, die bei der Digitalisierung eine Spitzenposition einnehmen. Aber auch in Lateinamerika konnte sich mit Mercadolibre ein argentinischer Anbieter mit digitalen Zahlungsleistungen einen Kundenstamm von 320 Millionen Menschen in 18 Ländern aufbauen. Und ist damit auch ein Beispiel dafür, dass Unternehmen unabhängig von Facebook oder Paypal in Schwellenländern eine führende Rolle einnehmen können.
Wer in Schwellenländern investieren möchte, für den können Aktienfonds eine gute Alternative sein. Zu den erfolgreichen Produkten zählt der Flossbach von Storch Global Emerging Markets Equities R: Er konnte in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 34,2 Prozent verzeichnen. Auf Sicht von drei Jahren lag das jährliche Plus bei 17,2 Prozent und damit neun Prozentpunkte höher als das Plus des Index.
„Wir sind Stockpicker und sind bei der Aktienauswahl frei“, erklärt Fondsmanager Altintzoglou das Erfolgsrezept. Er setzt auf Qualitätsaktien. Darunter versteht er Unternehmen mit einer hohen Preissetzungsmacht, stabilen Margen und nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen. Der Fonds Flossbach von Storch Global Emerging Markets Equities R ist konzentriert und umfasst nur 36 Werte. Das wichtigste Land ist China mit einem Anteil von 29 Prozent. Zu den größten Positionen zählen der Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor, der Internetkonzern Tencent Holdings, der Zahlungsdienstleister Mercadolibre und der E-Commerce-Anbieter Meituan. In Russland und der Türkei investiert der Manager derzeit nicht.
Zu den erfolgreichen Fonds zählt auch der Carmignac Portfolio Emergents: Er erzielte mit 56 Prozent Rendite in den vergangenen zwölf Monaten eine Top-Performance, kann aber auch langfristig überzeugen. „Die Digitalisierung des Alltags in vielen Schwellenländern ist ein irreversibler Langzeittrend“, sagt Fondsmanager Xavier Hovasse. Aus diesem Grund investiert er in führende Unternehmen für E-Commerce und Online-Payments in Lateinamerika, Südostasien und Polen. Bereits im vierten Quartal 2020 hat Hovasse das Portfolio zugunsten zyklischer Unternehmen umgeschichtet, um so von der wirtschaftlichen Erholung zu profitieren.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Dirk Wohleb