Wie geht es weiter?
Die Jahreswende ist die Zeit der Prognosen. Wie wird sich die Wirtschaft weiterentwickeln? Bleibt der Arbeitsmarkt stabil? Können die Exporte zulegen? Wie steht es um das Niveau der Zinsen, die Kreditvergabe und schließlich um die Stabilität der Unternehmen?
Die ersten aktuellen Zahlen aus dem Vorjahr werden als Forecast genutzt, der zumindest einen Rahmen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung geben soll. Zu Beginn des Jahres 2021 aber werden die Routinen von Bestandsaufnahme und Zukunftserwartungen so unsicher wie kaum jemals zuvor. Die Corona-Pandemie bedroht nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung in einem nie gekannten Ausmaß – die Maßnahmen zur Bekämpfung des Erregers werfen auch einen Schatten auf das wirtschaftliche Geschehen. Beide Problembereiche sind unlösbar miteinander verbunden. Fest steht, dass das Ausmaß der Pandemie auch das Ausmaß der Schäden für die Ökonomie bestimmt. Und so ist für beide Größen die Zukunft so offen und schwer vorhersehbar wie nie zuvor.
Der Minister ist verhalten optimistisch
Bundeswirtschaftsminister Altmaier hatte Mitte Januar unter der Überschrift „Deutschland bleibt dran!" die aktuelle ökonomische Situation beschrieben und einen Ausblick für 2021 gegeben. Im Rückblick auf das vergangene Jahr 2020 muss von einem starken wirtschaftlichen Einbruch um minus 5,0 Prozent ausgegangen werden – und dies nach 10 Jahren solider Prosperität. Das ist immerhin weniger, als zunächst zu befürchten war – war doch das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um historische 9,8 Prozent rückläufig gewesen. So scharf der Knick im zweiten Quartal war, so gelang es doch schnell aus der Krise zu kommen und gesamtwirtschaftlich ein Plus von 8,5 Prozent über den Sommer zu erreichen. Selbst im November, als der zweite Lockdown über das Land kam, waren noch Steigerungen möglich, so dass im vierten Quartal immerhin ein „Nullwachstum“ auf dem Papier stand.
Deutschland ist eine Industrienation und so ist ein Blick auf das Verarbeitende Gewerbe aufschlussreich. Tatsächlich zeigt sich dieser Wirtschaftsbereich bisher wenig berührt vom Lockdown. Selbst im November konnten die Industrie und das Baugewerbe ihre Erzeugung noch um gut 1 Prozent ausweiten. Vor allem der Kfz-Bereich, der Sektor „EDV“ und der Maschinenbau legten trotz der Teil-Stilllegung gegen Ende des Jahres noch einmal zu. Getrieben wurde diese positive Entwicklung durch die Bestellungen aus dem Inland. Während sich die Aufträge aus dem europäischen Ausland nur um 0,3 Prozent verbesserten, legten die Bestellungen aus dem Inland um 5,2 Prozent und aus dem nichteuropäischen Ausland sogar um 7,5 Prozent zu.
Gut läuft nur der Internet-Handel
Die Umsätze aus dem Einzelhandel haben sich zwar nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes 2020 insgesamt um etwa 4 Prozent erhöht, diese Zunahme war allerdings getragen vom Internet und dem E-Commerce. Dagegen war der stationäre oder Fach-Einzelhandel massiv von Schließungen betroffen. Entscheidend ist das Konsumklima und dort sind kaum gute Nachrichten zu vermelden. „Die Anschaffungsneigung bricht regelrecht zusammen“, sagt das Nürnberger Institut „GFK“ schon im Hinblick auf den Februar 2021. Da verwundert es wenig, dass die Inflationsrate so niedrig ist wie zuletzt im Januar 2015. Allerdings ist zu befürchten, dass die Teuerung mit dem Aufheben des anhaltenden Lockdowns markant zunehmen wird.
Der Arbeitsmarkt verliert wohl wieder an Robustheit
Der Arbeitsmarkt ist neben der Stabilität des Mittelstandes eines der größten Sorgenkinder im Zeichen des Lockdowns. Auch der Arbeitsmarkt aber war – wie die gesamte Wirtschaft – im Sommer und im frühen Herbst von einem Aufwärtstrend bestimmt, weil sich Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung verringerten. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung konnte im Oktober sogar ein Plus von 59.000 Personen präsentieren. Und bei der bisher rettenden Kurzarbeit waren zu Beginn des Herbstes noch zwei Millionen Beschäftigte zu zählen – im September waren es noch 2,3 Millionen. Altmaier musste allerdings einräumen, dass im November und Dezember wieder eine Zunahme zum Jahresende hin zu registrieren war. IAB und ifo befragten die Unternehmen nach ihren Personalplanungen. Diese waren jedoch recht uneinheitlich und jüngste Umfragen der Creditreform Wirtschaftsforschung im Handwerk zeigen im Hinblick auf Branchen und Regionen kein einheitliches Bild.
„Prognosen sind schwierig, vor allem wenn es um die Zukunft geht“. Dieser ironische Satz trifft aktuell wie selten zu. Das zeigen im Januar die Analysen zweier renommierter Wirtschaftsforschungsinstitute. Während der ifo-Geschäftsklimaindex noch einmal gefallen ist und das Institut davon spricht, dass „die Stimmung in den deutschen Chefetagen sich verschlechtert hat“, spricht das ZEW aus Mannheim im Stimmungsbarometer vom Januar davon, dass sich „trotz der Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Lockdowns der Konjunkturausblick für die deutsche Wirtschaft leicht verbessert hat“. Die Lage bleibt angesichts des weiteren Pandemieverlaufs unsicher wie nie. Es wird weiter auf Sicht gefahren.
Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Verbraucher, ZEW, ifo, GfK