Wirtschaftslage und Finanzierung im Handwerk 2020/21
Das Handwerk leidet unter der Corona-Krise und den Eindämmungsmaßnahmen – wenn auch unterschiedlich stark. Während die Geschäfte im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe oftmals noch gut laufen, leiden Kfz-Gewerbe und Nahrungsmittelhandwerk deutlich unter den Folgen. Das ergab die Frühjahrs-Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung, an der gut 1.100 Handwerksbetriebe teilnahmen.
Bauhandwerk stützt die Konjunktur
Insgesamt beurteilte das Handwerk die Geschäftslage merklich schlechter als im Vorjahr. Noch 62,7 Prozent der Befragten meldeten in diesem Zusammenhang ein „gut“ oder „sehr gut“. Im Vorjahr waren das noch 76,2 Prozent. Aufgrund der Dominanz des Bauhandwerks sind die Einbrüche bei der Geschäftslage insgesamt aber moderat. Untergangsstimmung herrscht nicht. Die Baukonjunktur bleibt ein wichtiger Stabilitätsanker.
Umsatzrückgänge im Lockdown
Anhand der Umsatzentwicklung lassen sich die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaftslage im Handwerk aber deutlich ablesen. Drei von zehn Betrieben (30,2 Prozent) verzeichneten in den letzten sechs Monaten einen Umsatzrückgang. Nur noch 21,8 Prozent der Befragten berichteten von einem Umsatzplus (Vorjahr: 38,1 Prozent). Erstmals seit der Finanzkrise 2009/2010 gibt es wieder ein Übergewicht negativer Umsatzmeldungen. Dramatisch verschlechtert hat sich die Umsatzsituation insbesondere im Kfz-Gewerbe und im Nahrungsmittelhandwerk, wo jeweils jeder zweite Betrieb ein Umsatzminus verzeichnete. Auch im Baugewerbe blieben die Umsätze vielfach hinter den Vorjahreswerten zurück, was den ungünstigeren Witterungsverhältnissen zu Beginn des Jahres geschuldet sein dürfte.
Unsichere Zukunft – Investitionen zurückgestellt
Entscheidend für die Betriebe ist der Faktor Sicherheit. Zwar waren zum Zeitpunkt der Befragung die Bestrebungen der Regierung sichtbar, die Impfkampagne schnell durchzuführen, aber es hapert deutlich bei der Umsetzung. Die (noch) fehlenden konkreten Öffnungsperspektiven und damit die Chance auf eine konjunkturelle Normalisierung gehen zulasten der Investitionstätigkeit im Handwerk. 24,4 Prozent der Befragten sind dennoch optimistisch und rechnen für dieses Jahr mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 35,4 Prozent). Gleichzeitig gaben 22,6 Prozent der Handwerksbetriebe eine pessimistische Umsatzprognose ab – sie erwarten Einbußen. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im Vorjahr (9,1 Prozent). Schlechter als derzeit waren die Umsatzerwartungen im Handwerk zuletzt 2010. Vor allem das Kfz-Gewerbe zeigt sich pessimistisch. Fast jeder Zweite rechnet hier mit rückläufigen Umsätzen (46,6 Prozent). Auch im Bauhandwerk sind die Umsatzerwartungen spürbar verhaltender ausgefallen.
Die zurückhaltenden Umsatzerwartungen spiegeln sich auch im Investitionsverhalten der Betriebe wider. Nur 49,5 Prozent der befragten Betriebe wollen in der nächsten Zeit investieren. Das ist der niedrigste Wert seit 2013. Zuletzt lag der Anteil der investitionswilligen Betriebe deutlich über der 50-Prozent-Marke (2020: 53,1 Prozent; 2019: 59,2 Prozent). Das Hauptaugenmerk liegt im Handwerk derzeit auf Ersatzinvestitionen (62,7 Prozent).
Hoffnung bei Personalplanungen und Zahlungsmoral
In den Personalplanungen der Betriebe zeichnet sich das Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der Pandemie zumindest teilweise schon ab. Gut ein Fünftel der Befragten (20,6 Prozent) will die Zahl der Mitarbeiter in den nächsten Monaten aufstocken. Dieser Wert liegt nur leicht unter dem Vorjahresstand (23,5 Prozent). Weiterhin will nur eine Minderheit von 8,7 Prozent der Betriebe den Personalbestand reduzieren (Vorjahr: 5,2 Prozent).
Die Zahlungsmoral in Deutschland scheint im Handwerk noch intakt. Den Antworten der Betriebe zufolge erhalten Unternehmen in der Regel innerhalb von 30 Tagen das Geld für die erbrachte Leistung. Hohe Forderungsverluste blieben selten. Zuletzt war jeder zehnte Betrieb von Zahlungsausfällen betroffen – vor einem Jahr war es jeder achte. Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk verringerte sich um 17,2 Prozent (2020: 3.240 Fälle; 2019: 3.910 Fälle), da die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt war.
Mehrheit verzichtet auf Staatshilfen
Für das Handwerk bildeten die sogenannte Soforthilfe sowie das Kurzarbeitergeld die wichtigsten Unterstützungsleistungen im Zuge der Corona-Krise. 25,4 bzw. 22,5 Prozent der Befragten haben diese Hilfen in Anspruch genommen. Die Überbrückungshilfe des Bundes wurde dagegen kaum beantragt. Gut die Hälfte der Befragten (54,1 Prozent) hat gar keine Corona-Hilfen in Anspruch genommen. Am höchsten war dieser Anteil im Bauhauptgewerbe. Nahrungsmittelhandwerk und Kfz-Gewerbe waren dagegen häufig auf staatliche Hilfen angewiesen.
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