Creditreform Magazin

Leasing leicht gemacht

Jungunternehmer benötigen häufig hochwertiges Gerät, können aber die Finanzierung nicht stemmen. Ein Startup aus Hamburg bietet eine Lösung: Es verleast Geräte, die sonst nur zum Kauf angeboten werden. Boniversum und CrefoPay sorgen für eine schnelle und sichere Abwicklung.

Glänzendes Stahlgehäuse, Sensorsystem zur exakten Einstellung der Brühtemperatur, Anti-Vakuumventil für den Kessel – Kaffeemaschinen für die Gastronomie sind heute nicht nur attraktive Hingucker, sie stecken oft auch voller Hightech. Das hat seinen Preis. Für Profigeräte werden mitunter Preise aufgerufen, zu denen sich auch ein ordentlicher Gebrauchtwagen erstehen lässt. Schlecht für Neustarter in der Gastronomie: Ihnen fehlen meist die Mittel, um solche Maschinen zu kaufen. Banken sind mit Krediten an Gründer insbesondere in dieser Branche sehr zurückhaltend und klassische Leasingfirmen kümmern sich ungern um solches, aus ihrer Sicht kleinteiliges Geschäft.

Hans-Christian Stockfisch war auf dieses Thema 2017 in Australien aufmerksam geworden: als Teilzeitmitarbeiter einer Investmentfirma, die in ein Leasingunternehmen investieren wollte, das sich auf die Vermietung von Geräten im Wert von wenigen Tausend Euro inklusive Rückgabeoption spezialisiert hatte. Stockfisch sollte herausfinden, was diese Firma besonders macht und warum es sich lohnen könnte, dort einzusteigen. Der Hamburger war beeindruckt vom Geschäftsmodell und fragte, ob er die Idee als Franchisenehmer nach Deutschland exportieren könne. Doch daran hatten die Australier kein Interesse. Also kopierte der ehemalige Marineoffizier das Konzept und gründete zusammen mit zwei Kameraden aus zwölfjähriger Zeit bei der Bundeswehr die Flexvelop GmbH.

Flexibles Leasing 

Die Wortschöpfung – ein Mix aus „flexible“ und „development“ – gibt einen Hinweis auf den Firmenzweck: Unternehmen aus der Gastronomie, aber auch aus anderen Wirtschaftsbereichen, mit einer anpassungsfähigen Finanzierung zu helfen, sich zu entwickeln. Konkret geht das so: Ein Gastronom, um in der Branche zu bleiben, findet beim Händler eine Kaffeemaschine oder ein anderes kostspieliges Gerät, das er gerne haben möchte, aber nicht bezahlen kann. Der Händler schlägt vor, das Wunschobjekt zu leasen, beziehungsweise zu „flexen“, unbürokratisch mit einem Vertragsabschluss per Handy. Mindestlaufzeit zwölf Monate, danach kann der Leasingnehmer wochenweise entscheiden, ob er das Gerät zurückgibt oder weiternutzt. Der Vertragspartner im Hintergrund ist Flexvelop. „Wir kaufen das Gerät und tragen das Risiko, dass es zurückgegeben wird, bevor es vollständig amortisiert ist“, sagt Stockfisch. Für den Händler ist dieses Modell attraktiv, weil er ohne Ausfallrisiko zusätzlich die Kundengruppe der Gründer erschließt, mit der er anderenfalls nicht in Kontakt gekommen wäre. 

Bonitäts-Check von Boniversum

Bei der Prüfung der Bonität unterscheidet Flexvelop zwischen etablierten Unternehmen und Existenzgründern. Da eine junge Firma häufig noch über keinen aussagekräftigen Score verfügt, prüft Flexvelop in diesen Fällen direkt den jeweiligen Eigentümer, beziehungsweise Geschäftsführer. Alles funktioniert automatisch. „Der Verkäufer im Laden erfasst nur die E-Mail-Adresse des Kunden, den Produktnamen und dessen Preis – den Rest erledigt die Software. Der Kunde erhält sofort ein Angebot per E-Mail und muss nur noch seine persönlichen Daten ergänzen. Der Vorgang dauert so kaum länger als eine Kartenzahlung“, betont Stockfisch. 

Die Creditreform Gruppe, in diesem Fall deren Tochterunternehmen Boniversum, ist dabei ein wichtiger Partner. „Wir vertrauen auf das Ampelsystem von Boniversum. Interessenten, bei denen das System ‚rot‘ zeigt, lehnen wir ab. Aber bei ‚gelb‘ und ‚grün‘ sagen wir zu. Damit haben wir bisher gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Flexvelop-CEO. Wenn ausnahmsweise doch einmal ein Vertrag platzt, ist das zwar ärgerlich für Flexvelop, aber es wirft das Startup nicht um. Denn die Vermieter haben eine Firma mit ins Boot geholt, die auf die Verwertung von gebrauchten Geräten spezialisiert ist und sämtliche Retouren abwickelt. Das entlastet die eigenen Kapazitäten und erhöht die Aussicht, einen guten Preis für die Altgeräte zu erzielen.

Bald nach dem Start von Flexvelop begann die Pandemie – und stürzte die Kernzielgruppe, die Gastronomie, in eine tiefe Krise. Aber Stockfisch hadert nicht: „Zum einen hatten wir als junges Unternehmen noch nicht so viele Verträge abgeschlossen, dass uns die Schließung von Restaurants und Cafés umgeworfen hat. Zum anderen war dies der Impuls, auch andere Branchen ins Visier zu nehmen.“ Und das gelingt immer besser. Wenn es um IT-Ausstattung geht, ist Flexvelop inzwischen gut im Geschäft; vor kurzem wurde mit der Expert-Gruppe ein großer Handelspartner gewonnen. 

Keine Privatkunden

Auch bei der Vermietung von Geräten für Handwerker mischt die Firma mit. „Banken und klassische Leasingunternehmen finanzieren bevorzugt Großgeräte im Wert von deutlich mehr als 10.000 Euro. Wir dagegen helfen auch bei der Anschaffung von preiswerterem Gerät, vorausgesetzt, es handelt sich um Geschäftskunden“, sagt Stockfisch. Bei Privatkunden ist Flexvelop das Rückgaberisiko zu groß. Tatsächlich zeigen Erfahrungen, dass viele private Leasingnehmer neue Geräte oft bereits nach wenigen Monaten zurückgeben.

Bei der Suche nach einem Payment-Anbieter stellte das Leasingunternehmen seinerseits hohe Anforderungen: Der mögliche Dienstleister sollte ähnlich flexibel sein wie Flexvelop selbst, das seine Raten wöchentlich einzieht und nicht weiß, wie lange die Verträge laufen. Schließlich können die Kunden nach zwölf Monaten jederzeit kurzfristig kündigen. Fündig geworden sind Stockfisch und sein Team auch in diesem Fall bei ­Creditreform. Sie wickeln sämtliche Zahlungen über CrefoPay ab. „Damit besitzen wir für zwei Kernelemente unseres Geschäftsmodells, die Bonitätsprüfung und das Payment, erstklassige und zuverlässige Partner“, lobt der CEO.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber