Creditreform Magazin

Partnerschaft mit Perspektive

Wer heute weiß, was in Zukunft sein wird, kann besser planen. Creditreform hilft der Stadt Neuss, ihren Datenschatz zu heben. Das „Kommunale Datenlabor Neuss 2040“ könnte zur Blaupause für andere Städte werden.

Wie wird meine Stadt in fünf oder zehn Jahren aussehen? Auf diese Frage hätte wohl jeder Bürgermeister gerne schon heute eine Antwort. Wie viele Menschen werden zu- und wie viele wegziehen? Wie wird sich die Alters- und Bildungsstruktur verändern? Werden vor Ort neue Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen entstehen? Und falls nicht: Wie viele Einwohner werden in Zukunft möglicherweise auf Sozialleistungen angewiesen sein? Kommunen, die solche Dinge mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen können, sind in der Lage, vergleichsweise verlässlich zu planen. Sie können zum Beispiel frühzeitig passgenau Wohn- und Gewerbeflächen ausweisen. Auch können sie Verkehrswege exakt projektieren und ihre Verwaltung bedarfsgerecht ausstatten. Ja, sie sind sogar in der Lage, ihre Sozialarbeit zielgenau zu steuern, weil sie sehr sicher überblicken, welche Bezirke Gefahr laufen, soziale Brennpunkte zu werden.

Big Data im Rathaus

Reiner Breuer ist Bürgermeister in Neuss. Möglicherweise wird er schon bald mit sehr viel höherer Treffergenauigkeit in die Zukunft blicken können als die meisten seiner Amtskollegen in anderen Rathäusern. Denn die Stadt Neuss hat mit der Creditreform AG eine Zusammenarbeit vereinbart, um die eigenen Daten besser zu nutzen. Kombiniert mit den umfangreichen Daten von Creditreform, erhofft sich Bürgermeister Breuer „fachübergreifende Daten-Werkzeuge für Verantwortliche in Politik und Verwaltung“. Das heißt konkret: Die Auswertung der Daten soll Denkansätze und Impulse für die Zukunftsgestaltung seiner Kommune liefern. Welche Stadtteile werden in den nächsten Jahren prosperieren und wo sind die Aussichten weniger gut? Welche Entwicklung nehmen die vor Ort ansässigen Unternehmen und was bedeutet das für den Arbeitsmarkt? Eine Verwaltung, die das weiß, kann ihre Ressourcen sinnvoll und gezielt einsetzen. Neue Daten müssen zu diesem Zweck nicht erhoben werden. „Eine Stadt wie Neuss verfügt über einen gewaltigen Datenbestand, der allerdings häufig über zahlreiche Ämter verteilt ist. Lücken, etwa im Bereich wirtschaftliche Entwicklung oder Sozialstruktur, können wir aus unserem Bestand ergänzen. Intelligent verknüpft, lassen sich aus all diesen Informationen wichtige Erkenntnisse für kommunale Entscheidungen gewinnen“, erläutert Siebo Woydt, Mitglied des Vorstands der Creditreform AG. Das Projekt trägt den Namen „Kommunales Datenlabor Neuss 2040“ und ist zunächst für fünf Jahre ausgelegt, soll aber deutlich länger bestehen. Denn je länger der Zeitraum, umso treffgenauer die Prognosen, so Woydt.


„Eine Stadt wie Neuss verfügt über einen gewaltigen Datenbestand. Lücken können wir aus unserem Bestand ergänzen.“
Siebo Woydt, Creditreform AG


Erfolgreiches Pilotprojekt

Bereits vor der Vertragsunterzeichnung hatten die Stadt Neuss und Creditreform ihre Datenbestände für ein ungewöhnliches Projekt zusammengeführt. Der Arbeitsauftrag lautete: Wie gelingt es, ältere Menschen mit digitalen Anwendungen vertraut zu machen? Dazu musste zunächst der mögliche Bedarf mit bereits vorhandenen Hilfsangeboten abgeglichen werden. Dann galt es, digitale Lotsen ausfindig zu machen, die Senioren erklären, wie ein Smartphone funktioniert oder ein Tablet richtig genutzt wird. „Das war ein erster kleiner Test, der zeigte, wie wertvoll die Zusammenarbeit für beide Seiten sein kann: Die Stadt erhält mehr Planungssicherheit und wir bei Creditreform sammeln Erfahrungen in der Aufarbeitung kommunaler Daten“, sagt Woydt.

Er sieht das „Datenlabor Neuss 2040“ als eine Art Blaupause für eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Städten. „Wir verfügen über bundesweit flächendeckende Daten. Mit unserer umfangreichen Firmendatenbank, vielfältigen Informationen zum Zahlungsverhalten von Privatpersonen, kombiniert mit Fakten der Mikrogeografie, besitzen wir ein Alleinstellungsmerkmal.“ Auch Rainer Bovelet, Kommunikationsforscher und wissenschaftlicher Leiter des Projekts, ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit nicht nur Impulse für die Stadt Neuss liefern wird: „Das Datenlabor ist ein innovatives und zugleich hochspannendes Pilotprojekt von weitreichender Bedeutung“, betont er.

Ein sehr konkretes, für alle Kommunen relevantes Thema geht Creditreform in diesen Tagen gemeinsam mit der Stadt Neuss an. Es geht darum, Szenarien für die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu ermitteln. Welche Folgen hat es für die 160.000-Einwohner-Stadt, die in Befragungen für ihre zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur und ihre gute Standortqualität gelobt wird, wenn bald möglicherweise drei oder fünf Prozent der heimischen Unternehmen insolvent werden? Wie stark werden die Gewerbesteuereinnahmen einbrechen? Und: Wie verändert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt? Aktuell bewegt sich die Arbeitslosenquote in Neuss mit 6,2 Prozent deutlich unter dem Landesschnitt in Nordrhein-Westfalen. „Eine Stadt, die Antworten auf diese Fragen hat, weiß auch, welche Personalausstattung sie benötigt, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern“, sagt Woydt.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber



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