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Aktuelle Konjunktur – Regime der Angst

Der Blick auf die aktuellen Konjunkturdaten in Deutschland sorgt für Angst. Angst vor gesamtwirtschaftlichen Rückgängen, vor einer Rezession.

Tatsächlich hatten wir im zweiten Quartal 2019 eine leichte Abschwächung von 0,1 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt hinzunehmen. Dabei war es vor allem der Verarbeitende Bereich, der ins Stolpern kam, denn die Industrie leidet unter dem Rückgang der Ausfuhren. Deutschland ist und bleibt eine Exportnation, die Exporte aber wiesen im zweiten Quartal ein Minus von 1,8 Prozent aus. Und auch die Exporterwartungen, die das Ifo-Institut misst, waren rückläufig. Damit ging auch die Produktion in der Industrie zurück – auch hier ein Minus von 1,7 Prozent. Maschinenbau, Metallerzeugung, aber am sichtbarsten wohl die Kfz-Produktion konnten keine Beiträge leisten, die das Gesamtbruttoinlandsprodukt ins Positive gedreht hätten.

Immerhin blieb die Binnenkonjunktur stark. Das zeigt vor allem das Geschäftsklima und die Umsätze im Einzelhandel, die noch einmal gute Zahlen vorzuweisen hatten. Ob der Konsum als Stütze der Binnenkonjunktur sich allerdings hält, kann angesichts des Beschäftigungsabbaus großer Unternehmen angezweifelt werden. Die Arbeitslosigkeit stagnierte im Juli und der Beschäftigungsaufbau zeigte sich weniger dynamisch als in den Vorjahren. Die gute Beschäftigungssituation und die Lohnzuwächse hatten für das hervorragende Konsumklima gesorgt. Dabei spielt die Psychologie eine große Rolle – wenn große Industrieunternehmen von Mitarbeiter-Freisetzungen sprechen, ist das sicher ein Hemmschuh für den weiteren Konsum.

Die Politik ist das Schicksal

Müssen diese Zahlen Sorgen bereiten? Wer dies bejaht, wird auf das internationale Umfeld verweisen. Die politischen Unsicherheiten in Europa, Beispiel Brexit und Regierungskrise in Italien, vor allem aber ein von den USA ausgehender Zoll-und Handelskrieg sorgen für Unsicherheit. In den Vereinigten Staaten hat sich die Zinsstruktur für Anleihen umgedreht, im sicheren Hafen deutscher Staatsanleihen sind nur noch negative Renditen zu finden. Die Einschläge an den Aktienmärkten tun ein übriges, die Pessimisten zu bestärken.

Die Zahlen zur Konjunktur sind schwächer geworden, die Krisensignale haben zugenommen. Das ist nicht zu bestreiten. Wahr ist aber auch, dass die Weltwirtschaft immer noch wächst und auch das europäische Statistikamt nennt für das zweite Quartal 2019 ein Wachstum von immer noch 0,2 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit liegt in Europa auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Und noch ein positives Beispiel aus einem wichtigen Wirtschaftsbereich in Deutschland: Die Kfz-Zulassungen haben wieder zugelegt.

Die Zahlen für die Konjunktur weltweit und in Deutschland sind per Saldo nicht schlecht. Was zunimmt ist die Angst. Die amerikanische FED hat zum ersten Mal seit Jahren die Zinsen heruntergesetzt, ein ungeordneter Brexit wirft seine Schatten voraus und der Handelskrieg mit China – der dort für das schwächste Wirtschaftswachstum seit Jahrzehnten gesorgt hat – treiben die Unsicherheit.

Fazit: Die Angst ist da, aber die aktuellen Zahlen sollten trotz leichter Abschwächung keinen Anlass geben, schwarz zu sehen.



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