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Banken werden vorsichtiger bei Immobilienfinanzierung
Wie steht es um die Kreditvergabe der Banken? Diese Frage beschäftigt Unternehmen und Verbraucher – und Immobilienkäufer. Dabei geht es nicht nur um die Zinssituation, sondern auch darum, welche Strategie die Bank in ihrem Kreditmanagement fährt.
Noch zum Jahresende konnte die KfW von einer kräftigen Kreditvergabe an Unternehmen sprechen. Die Nachfrage ist da – trotz konjunktureller Abschwächungen. Aber werden die Finanzierungsinstitute 2019 doch vorsichtiger? Viermal jährlich führt die Deutsche Bundesbank ihre Umfrage zum Kreditgeschäft in Deutschland durch. Die in diesem Jahr durchgeführte Befragung fand in der Zeit vom 04. bis zum 19. März 2019 statt – gibt also die aktuelle Situation wider. Und so äußert sich die Bundesbank – zunächst zusammenfassend wie folgt:
- Die deutschen Banken haben ihre Kreditrichtlinien im Anfangsquartal 2019 im Bereich des Firmenkundengeschäfts insgesamt marginal und im Bereich der privaten Wohnraumfinanzierung leicht gestrafft. Begründet wurden diese Anpassungen vor allem mit einer verschlechterten Einschätzung der Wirtschaftslage und der Konjunkturaussichten sowie einer gesunkenen Risikotoleranz. Die Vergabemaßstäbe für Konsumentenkredite und sonstige Kredite blieben dagegen per saldo unverändert. Gleichzeitig wurden die Kreditbedingungen nur geringfügig geändert. Eine Ausnahme war die Verengung der Margen für durchschnittlich riskante Ausleihungen im Bereich der privaten Immobilienfinanzierung. Die Kreditnachfrage legte erneut in allen drei Kreditsegmenten zu.
- Laut Angaben der teilnehmenden Banken sind die aktuellen Kreditrichtlinien in allen drei Kreditsegmenten weiterhin strenger, gemessen am mittleren Niveau der historischen Bandbreite der seit 2003 implementierten Standards.
- Das erweiterte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten des Eurosystems belastete weiterhin die Ertragslage der Banken insbesondere durch den Rückgang der Nettozinserträge. Gleichzeitig schätzten die Banken die Auswirkungen des Programms auf die Kreditangebotspolitik und das Kreditvolumen als gering ein.
- Die Kreditinstitute gaben an, dass der negative Zinssatz der Einlagefazilität in den vergangenen sechs Monaten ihre Nettozinserträge erkennbar belastete. Positive Effekte des Negativzinses auf das Kreditvolumen sahen die Banken einzig im Bereich der privaten Baufinanzierung.
Man wird zurückhaltender
Die Umfrage erfasste die drei Kreditsegmente Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken verschärften die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) im Unternehmensgeschäft im ersten Quartal 2019 erstmalig seit 2015 wieder, wenngleich in einem geringen Ausmaß. Auch die Kriterien für die Vergabe von privaten Wohnungsbaukrediten strafften die Banken im Ergebnis leicht. Beide Straffungen waren im Vorquartal erwartet worden. Die Verschärfungen bei den Standards für Unternehmenskredite wurden mit einer verschlechterten Einschätzung der Wirtschaftslage und der Konjunkturaussichten, der branchen- und firmenspezifischen Faktoren sowie der Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer begründet. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten verschärften die Banken ihre Richtlinien im Wesentlichen aufgrund ihrer gesunkenen Risikotoleranz. Im Konsumentenkreditgeschäft und bei den sonstigen Krediten wurden die Vergabestandards wie erwartet nicht angepasst. Die Kreditbedingungen insgesamt (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) wurden von den Banken im Firmenkundengeschäft unter dem Strich marginal verschärft. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten blieben die Kreditbedingungen erstmalig nach einer länger anhaltenden Lockerungsphase unverändert. Zudem weiteten die Institute im Firmenkundengeschäft die Margen für durchschnittliche Kredite marginal aus, während sie bei der privaten Wohnraumfinanzierung weiter spürbar verengt wurden. Im Bereich der risikoreicheren Bonitäten wurden die Margen nur bei den privaten Wohnungsbaukrediten marginal ausgeweitet. Für Konsumentenkredite und sonstige Kredite blieben die Bedingungen insgesamt nahezu unverändert.
Es wird weiter investiert – von allen Seiten
Die Kreditnachfrage stieg laut Angaben der Banken in allen erfragten Geschäftsfeldern an, wenngleich die Zuwächse in den jeweiligen Kreditsegmenten unterschiedlich ausfielen. So legte der Mittelbedarf im Unternehmenskreditgeschäft spürbar zu, was stärker war, als noch im Vorquartal erwartet. Der Mittelbedarf privater Haushalte nahm im Bereich der Immobilienfinanzierung merklich zu und wuchs bei den Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten leicht, was so im Großen und Ganzen von den Banken erwartet wurde. Haupttreiber für die Zunahme der Nachfrage nach Unternehmenskrediten war der gestiegene Mittelbedarf zur Finanzierung von Anlageinvestitionen. Bei den Krediten an private Haushalte wirkten sich das niedrige allgemeine Zinsniveau, die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt, die voraussichtliche Entwicklung der Preise für Wohneigentum sowie die hohe Anschaffungsneigung bei langlebigen Konsumgütern positiv auf die Nachfrage aus. Die April-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Niveaus der Kreditstandards, zu den Auswirkungen des erweiterten Programms zum Ankauf von Vermögenswerten des Eurosystems sowie zu den Folgen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität des Eurosystems für das Kreditgeschäft. Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal kaum veränderten Refinanzierungssituation. Gemessen am Mittelpunkt der Bandbreite der seit 2003 implementierten Standards beurteilten die Umfrageteilnehmer ihre gegenwärtigen Standards im Firmenkundengeschäft und für die Vergabe von Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten als etwas strenger und im Bereich der privaten Wohnungsbaukredite als deutlich strenger.
EZB fördert Immobilienkredite
Das erweiterte Ankaufprogramm des Eurosystems verbesserte laut Angaben der Banken ihre Liquiditätsposition. Entgegen der Angaben in vorhergehenden Umfragerunden trug das Programm nicht mehr zu einer Verbesserung ihrer Finanzierungsbedingungen bei. Zudem belastete das Programm weiterhin die Ertragslage der Banken – wenngleich weniger stark als in den Befragungen zuvor. Nennenswerte Einflüsse des Programms auf die Kreditangebotspolitik und das Kreditvolumen gab es wie schon bei der letzten Befragung nicht. Auch der negative Zinssatz der Einlagefazilität trug in den vergangenen sechs Monaten erkennbar zu einem Rückgang der Nettozinserträge der Banken bei, auch durch seinen dämpfenden Einfluss auf die Kreditzinsen. Gleichzeitig hat der negative Einlagesatz nach Einschätzung der Banken das Volumen der an private Haushalte vergebenen Wohnimmobilienkredite für sich genommen leicht erhöht, während er keine nennenswerten Auswirkungen im Unternehmensgeschäft sowie bei den Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten hatte.
Quelle: Deutsche Bundesbank Lending Survey