Presse, Fachbeiträge & Neuigkeiten

Hier finden Sie eine Übersicht unserer aktuellsten Veröffentlichungen.

Risikomanagement Newsletter

Nur Bares ist Wahres

In den Zeiten der Corona-Krise gewinnt auch die Diskussion um das Bezahlen mit Bargeld oder elektronisch neues Gewicht. In vielen Geschäften findet sich an der Kasse die Bitte, den offenen Betrag bargeldlos zu begleichen. Es wird gerade den Deutschen nachgesagt, dass sie es vermeiden, mit Karte oder Handy zu bezahlen. In anderen europäischen Ländern ist dies bereits sehr viel üblicher.

Die Deutsche Bundesbank hat 2018 eine repräsentative Befragung zu den Bargeldbeständen in deutschen Privathaushalten durchgeführt. Festgestellt wurde zunächst, dass die Bevölkerung Bargeld in Höhe von 94 Mrd. Euro zu Hause aufbewahrt. Dabei zeigen sich große Unterschiede bei einer näheren Betrachtung, welche Bevölkerungsgruppen eine Präferenz für das Bargeld und die Aufbewahrung zu Hause hegen.

Die Verteilung der Bargeldbestände wurde bezogen auf den sozialen Status, das Geschlecht oder die Nationalität. Dabei korreliert die absolute Höhe der Geldbestände natürlich mit den finanziellen Möglichkeiten überhaupt. Bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 4.000 Euro und mehr liegt der Mittelwert bei 2.635 Euro, bei unter 1.000 Euro verfügbarem Haushaltseinkommen bei 627 Euro. Über alle Einkommensklassen hinweg zeigt sich aber, dass etwas mehr als die Hälfte des Nettoeinkommens im Haushalt als Bargeld gehortet wird. Auffälliger ist da schon, dass deutsche Staatsangehörige im Mittelwert 1.493 Euro halten, während Mitbürger mit ausländischer Staatsangehörigkeit nur 332 Euro aufbewahren. Selbstständige und Freiberufler kommen auf einen Wert von gut 2.000 Euro Bargeld, doch liegen Arbeiter mit 1.900 Euro nur knapp darunter. Es sieht so aus, als würde nicht das Einkommen alleine eine Rolle spielen, sondern auch die Art der Erwerbstätigkeit.

Das Alter macht vorsichtig

Darauf deutet auch die Bildung hin: Während Menschen in Deutschland mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss 1.471 Euro in bar bereithalten, sind es bei Personen mit einem Abiturabschluss auch immerhin 1.181 Euro. Ein Blick auf die Altersklassen zeigt, dass wohl auch hier nicht nur die Einkommenssituation oder das Vermögen eine Rolle spielen, sondern auch psychische Unterschiede. Die Bargeldhaltung im Haushalt steigt bis zur Altersklasse 55 bis 65 Jahre stetig an, um dann mit dem Rentenalter wieder leicht abzusinken.

Bei der Befragung ging es auch darum, zu klären, ob der Hang zum Bargeld vielleicht auch damit zusammenhängt, dass man Vermögen gegenüber dem Staat und seinen Steuern und Abgaben geheim halten möchte. Nur jeder zehnte gab an, dass er dies für möglich halte. Über die Hälfte der Befragten verwies bei den Gründen auf das geringe Zinsniveau, auf Bargeld als gängigstes Zahlungsmittel, die Angst vor dem Versagen der Technik und schließlich noch bei einem Viertel auf die Anonymität von Bargeld. Fazit: Es besteht wohl kaum einen Zusammenhang zwischen Bargeldreserven und Steuerehrlichkeit.

Nur kleiner Teil des gesamten Geldvermögens

Betrachtet man die gesamte Vermögenssituation der Deutschen, so spielen die Bargeldbestände der privaten Haushalte eine doch eher untergeordnete Rolle. Die Summe von (geschätzten) 94 Mrd. Euro muss vor dem Hintergrund des gesamten Geldvermögens gesehen werden. Dieses belief sich im Jahr 2018 auf 6.023 Mrd. Euro. Insgesamt liegt der Bargeldanteil, der für Transaktionen im Geldbeutel verweilt, als auch der zu Hause aufbewahrte Teil, bei etwa 3,8 Prozent des Vermögens. Während die durchschnittlich zu Hause aufbewahrten Bargeldanteile 1.364 Euro betragen, hält man zum Bezahlen im Geschäft durchschnittlich nur 107 Euro im Portemonnaie vorrätig.

Wenig unlautere Gründe

Zum Zahlungsverhalten gibt es immer wieder neue Befragungen, die vorliegende, aufwendigere Analyse ist aber für die Frage „Bargeldzahlung oder elektronisch“ interessant. Anhänger des bargeldlosen Zahlens verweisen immer wieder auf den Aspekt, dass wohl hinter dem Horten von Münzen und Scheinen auch in gewissem Umfang Steuerhinterziehung und kriminelle Aktivitäten stecken könnten. Das scheint nicht der Fall zu sein – auch wenn bei den Gründen für die Vorliebe für Bares möglicherweise nicht immer ehrlich geantwortet wird. Die Bundesbank deutet an, dass eine Umfrage unter Unternehmen zu ihren Bargeldbeständen eine wichtige Ergänzung für die Diskussion sein könnte, warum so hohe Bargeldbestände gehalten werden. Bei den Verbraucherhaushalten jedenfalls spielt Steuerehrlichkeit nur eine untergeordnete Rolle – da könnte eher ein Motiv für den Sparstrumpf mit der zunehmenden Einführung von Gebühren für das Geld auf dem Konto erwachsen.

Quelle: Deutsche Bundesbank



Creditreform Saarbrücken Pirmasens
KontaktKontakt