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Informationen zum Zahlungsverhalten dringend erforderlich

In der aktuellen Situation zwischen Krise und Hoffnung gewinnt die Liquidität der Unternehmen besondere Aufmerksamkeit. Der Blick auf die Zahlen ist im eigenen Unternehmen aufmerksamer geworden, aber auch die Liquidität der Geschäftspartner wird in der momentanen Unsicherheit schärfer fokussiert.

Niemand weiß genau anzugeben, wie es um die Stabilität der Betriebe in und nach der Corona-Krise bestellt ist. Ein Anhaltspunkt bleibt: So lange das Geld fließt, soweit liquide Mittel vorhanden sind, können die Geschäfte weiterlaufen. Im Mittelpunkt der jetzt besonders wichtigen Liquiditätsplanung steht das Zahlungsverhalten der Kunden. Gerade wenn es bei den Umsätzen im Zeichen von Lockdown und Schließung eng wird, gilt es, mit den vorhandenen Mitteln sorgfältig umzugehen.

Zahlungsverhalten als Krisenindikator

Wann kommen meine Außenstände herein? Kann ich auf der anderen Seite einen Zahlungsaufschub bekommen? Gerade weil es im Moment angebracht ist, Rücksicht auf langjährige Kundenbeziehungen zu nehmen und nicht mit einem allzu harten und wenig individualisierten Forderungsmanagement möglicherweise alle Brücken abzubrechen, ist die Einordnung der Außenstände in den Kontext der Branche oder Region enorm wichtig. Das Stichwort lautet „Benchmarking“. Hier bietet Creditreform mit dem Debitorenregister Deutschland einen hervorragenden Anhaltspunkt. Über mehr als eine Million Unternehmen aus fast 1.200 Branchen liegen im Debitorenregister Deutschland Zahlungsinformationen vor. Die Zahlen zum Zahlungsindikator, der aus dieser Datenbank entwickelt wird, beruhen auf überfälligen, aber ausgeglichenen Belegen. Das Gesamtvolumen dieser Belege summiert sich auf einen Betrag von rund 70 Mrd. Euro und über zehn Millionen Zahlungserfahrungen gehen Monat für Monat ein.

Dem Ganzen liegt das Prinzip der Gegenseitigkeit zugrunde. Jeder Teilnehmer liefert seine Zahlungserfahrungen mit den eigenen Debitoren allmonatlich in den Pool ein und erhält dafür im Gegenzug eine kostenfreie Auswertung, wie seine Debitoren im Durchschnitt bei anderen Lieferanten bezahlen. Damit wird es ermöglicht, Veränderungen im Zahlungsverhalten einzelner Schuldner, die möglicherweise schon ein Indiz für eine drohende Insolvenz darstellen können, genauer zu erkennen. Die Risikosteuerung kann nun entsprechend angepasst werden. Gerade in der aktuellen unsicheren Lage, in der es gilt, geschäftliche Partnerschaften zu erhalten, auf der anderen Seite aber auch nicht Geld durch ein allzu vertrauensvolles Vorgehen zu verlieren, ist das Debitorenregister ein idealer Partner. Schließlich bietet die Auswertung der eigenen Zahlungserfahrungen immer nur eine begrenzte Aussagekraft. Der Kunde, der pünktlich zahlt, übertritt bei anderen Lieferanten vielleicht schon einige Zahlungsziele. Wer einen genauen Überblick über das Kunden-Zahlungsverhalten haben will, der braucht die externen Zahlungserfahrungen, um sich ein Gesamtbild zu machen. 

Rechnungen später beglichen

Wie die Vorsicht beim Forderungsmanagement zugenommen hat, zeigt der aktuelle Zahlungsindikator. Die Zahlungsziele wurden im letzten halben Jahr verkürzt. Auch wenn diese Verkürzung weniger als einen Tag beträgt, zeigt sich hier deutlich, wie die Kreditgeber ihre Befürchtungen im Hinblick auf einen Zahlungsausfall zu begrenzen versuchen. Tatsächlich hat sich das Zahlungsverhalten verschlechtert, Rechnungen wurden im ersten Halbjahr 2021 später bezahlt als noch im Herbst 2020. Der durchschnittliche Zahlungsverzug beträgt aktuell 10,23 Tage, im zweiten Halbjahr 2020 waren es noch 9,79 Tage. Aus dem vereinbarten Zahlungsziel und dem Zahlungsverzug ergibt sich der Wert für die gesamte Forderungslaufzeit. Diese hat im ersten Halbjahr zugenommen: Betrug sie im zweiten Halbjahr 2020 noch 41,77 Tage, so ist sie nunmehr auf 42,12 Tage angewachsen. Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass außer in der Grundstoffindustrie sämtliche Sektoren Verschlechterungen aufweisen. Am schlechtesten schneidet das Baugewerbe mit einem Verzug von 14,7 Tagen ab. Das ist ein halber Tag mehr als noch zu Ende des letzten Jahres. Eine starke Überfälligkeit zeigt sich auch bei den persönlichen Dienstleistern, die von der Krise und den Schließungen besonders betroffen waren, bei Verkehr/Logistik sowie bei Chemie/Kunststoff und den unternehmensnahen Dienstleistern. Am besten war das Zahlungsverhalten im Frühjahr 2021 im Einzelhandel, der nur um knapp acht Tage im Durchschnitt überzog.

Die Eintrübungen beim Zahlungsverhalten sind Ausdruck der Veränderungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Manche staatlichen Hilfsgelder sind ausgelaufen und Moratorien bei der Bezahlung von auflaufenden Steuern oder Abgaben eingestellt. Auch die Hilfsgelder, insbesondere Sofortzahlungen, werden mit Abebben der akuten Krise zurückgefahren. Das führt in manchen Fällen zu einem Liquiditätsmangel, der sich wiederum auf das Zahlungsverhalten auswirkt. Die Unternehmen sind insgesamt schwächer geworden und halten die Begleichung von Rechnungen zurück, sehen sich auf der anderen Seite aber mit einem aufmerksamen Forderungsmanagement konfrontiert.



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