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Rezession erreicht Mittelstand

Experten wie die Deutsche Bundesbank sprechen davon, dass auch im dritten Quartal des laufenden Jahres das Bruttoinlandsprodukt geschrumpft ist. Deutschland bleibt in der Rezession.

Dabei wird auch auf den schwachen Export deutscher Industrieprodukte verwiesen. Aber wie steht es um die mittelständische Wirtschaft, die vor allem auf den einheimischen Märkten tätig ist? Die Creditreform Wirtschaftsforschung legt bei ihrer repräsentativen Frühjahrs- und Herbstumfrage beim Mittelstand besonderen Wert auf kleine Betriebe, die weniger als 10 Mitarbeiter zählen. Machen diese doch den weitaus größten Teil der Unternehmenslandschaft aus.

Stimmung im Keller

Der Creditreform Geschäftsklimaindex fasst verschiedene wirtschaftlich relevante Parameter, wie die Auftragslage, die Ertragssituation oder die Mitarbeiterfluktuation zusammen. Dabei werden diese Größen noch einmal nach den Einschätzungen der Befragten zur aktuellen Lage und zu den Geschäftserwartungen unterteilt. Die Geschäftslage im Herbst 2023 erreichte mit minus 4,9 Punkten einen Tiefpunkt, der nur im Corona-Jahr 2020 mit minus 10,3 Punkten negativ übertroffen wurde. Die Lageeinschätzung war nach diesem Krisenwert 2021 auf 27,4 Punkte und 2022 im Herbst noch auf 8,1 Punkte geklettert. Immerhin zeigen die Unternehmen bei der Einschätzung ihrer geschäftlichen Zukunft ein wenig Optimismus. Waren 2020 und 2022 noch negative Vorzeichen beim Erwartungsindex hinzunehmen, so liegt er 2023 bei plus 2,5 Punkten. Diese Verbesserung reicht aber nicht aus, um den Saldo des Geschäftsklimaindex insgesamt in den positiven Bereich zu heben. Mit minus 1,2 Punkten liegt er nur wenig über dem Tiefstwert von 2020 (minus 5,7 Punkte). Dabei hatte der Stimmungsindex in den letzten 10 Jahren vor dem Beginn der laufenden Dekade Werte zwischen 17,1 und 30,9 Punkten erreicht. Ein Minus gab es erst mit dem Beginn der Krisenjahre 2020.

Umsätze gehen zurück

Schlechter als in den Vorjahren schnitt auch die Umsatzentwicklung der kleinen und mittleren Betriebe ab. Der Saldo der Angaben zu gestiegenen bzw. gesunkenen Umsätzen liegt bei minus 1,6 Punkten. Das ist noch einmal ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als im Herbst 2022 immerhin noch 13,1 Punkte erreicht wurden. Auch hier gilt: Das schlechteste Jahr war 2020 mit minus 10,2 Punkten bei der Umsatzsituation. Vor allem die Wirtschaftsbereiche Handel (39,1Prozent) und das Verarbeitende Gewerbe (31,6 Prozent) klagen über Umsatzrückgänge. Analog zum Klimaindex ist auch bei den Umsätzen der Mittelständler nach den Erwartungen für die Zukunft, für das nächste halbe Jahr, zu fragen. Immerhin zeigt sich dabei ein gewisser Lichtblick – der beschriebene Saldo aus positiven und negativen Erwartungen erreicht einen Wert von plus 3,7 Punkten. Das ist eine Erholung gegenüber dem Vorjahr als er nur hauchdünn über der Nulllinie bei 0,8 Punkten lag. So konnten der Handel und die Dienstleister bei den Umsatzerwartungen eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr nennen.

Und die Löhne steigen

Noch hat sich in aktuell schwieriger konjunktureller Lage der Arbeitsmarkt als stabil erwiesen. Angesichts des deutlichen Fachkräftemangels wundert das wenig. Die Betriebe haben Probleme, Mitarbeiter zu finden. Diesem Bedarf steht allerdings gegenüber, dass die Löhne steigen. Für mittelständische Unternehmen wird dies, wie die Pflegebranche zeigt, mehr und mehr zu einem Problem. Dieses Dilemma spiegeln die Antworten. So sprechen 18,5 Prozent davon, ihren Personalbestand aufzustocken (Vorjahr: 20,1Prozent), während16 Prozent der Befragten angeben, ihren Mitarbeiterstamm zu verkleinern – im Vorjahr waren es nur 12,6 Prozent. Immerhin bleibt der Mittelstand auch beim Personal ein Hort der Stabilität: Zwei Drittel der Befragten wollen ihren Personalbestand in den nächsten sechs Monaten stabil halten. Zeigt sich die aktuelle Lage beim Personal gegenüber dem Vorjahr also noch einmal eher eingetrübt, so sind die Planungen für die Zukunft ein wenig optimistischer geworden. Fast 22 Prozent berichten über Planungen, neue Mitarbeiter einzustellen – die Personaldecke zu verkleinern, ist für 9,5 Prozent der Befragten eine Option. Vor einem Jahr sahen sich nur 20,6 Prozent der Betriebe zu einem größeren Personalbestand veranlasst. 10 Prozent haben vor, mit weniger Mitarbeitern auszukommen. Der Saldo aus positiven und negativen Angaben zum zukünftigen Personalbestand liegt aktuell bei plus 12,2 Punkten – fast zwei Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres. Dabei sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen beim Saldo markant. So erreicht der IT-Sektor 45,8 Punkte. Aber auch die unternehmensnahen Dienstleister (plus 32,1 Punkte) und die Ingenieur- und Architekturbüros (plus 25,8 Punkte) gelingen Höchstwerte. Auf der anderen Seite ergibt sich beispielsweise ein negativer Saldo bei der zukünftigen Personalentwicklung beim Kredit- und Versicherungsgewerbe mit minus 4,0 Punkten und beim Papier- und Druckgewerbe mit über minus 15 Punkten.

Keine Kraft für Investitionen

Zum Schwur kommt es bei den Ausblicken auf das nächste halbe Jahr bei den Angaben zur Investitionsbereitschaft. Sind die Betriebe gewillt, Geld in die Hand zu nehmen, um Ihre geschäftliche Tätigkeit auszuweiten oder doch zumindest durch Ersatz- und Rationalisierung auf dem aktuellen Level zu halten? Bei den Aussagen zu den Investitionen wird die ganze schwierige Situation deutlich. Nur 38,4 Prozent der Befragten sehen sich zu Investitionen aufgerufen. Das ist der schlechteste Wert in den vergangenen zehn Jahren, der sogar noch einmal sieben Prozentpunkte unter dem des ersten Krisenjahres 2020 liegt. Das Ausmaß der Krise wird bei den Investitionsarten noch deutlicher. So geben 55 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen an, dass sie nur in Ersatz investieren. Erweiterungsinvestitionen haben nur 48,4 Prozent auf der Agenda. Auch dies der schlechteste Wert der letzten zehn Jahre.

Die schwachen Werte zum Creditreform Geschäftsklimaindex, aber auch im Einzelnen zu den Umsätzen, dem Personal und vor allem den Investitionen, machen deutlich, dass auch der Mittelstand von der Rezession betroffen ist. Immerhin zeigt sich ein gewisser Optimismus, die Betriebe haben noch Hoffnung.

Quelle: Creditreform Wirtschaftsforschung



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