Rückblick: So war das 2. ESG-Kundenevent
Creditreform veranstaltete am 16. Mai 2024 die kostenfreie und hybride Kundenveranstaltung „Nachhaltigkeit im Mittelstand: ESG-Lösungen in der Praxis“. Über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich dazu angemeldet – knapp 50 waren vor Ort im CrefoCampus in Neuss und über 450 nahmen online teil. Christian Kramer führte als Moderator durch die Veranstaltung, die in Vorträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion das Thema ESG aus verschiedenen Blickwinkeln und anhand von Praxisbeispielen beleuchtete.
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Kein Problem! Mit dem Stream können Sie sich die Veranstaltung auch im Nachgang noch anschauen:
Oder lesen Sie hier die Zusammenfassung:
Einleitende Worte sprach Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG. Während bis vor wenigen Jahren die Kreditgeber und Kreditnehmer hauptsächlich um die Bonität diskutierten, rückt nun das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus. Banken achten bei der Kreditvergabe neben der Zahlungsfähigkeit auch darauf, wie nachhaltig ein Unternehmen aufgestellt ist. Dabei handelt es sich um eine neue Kategorie von Wirtschaftsinformationen – und diese Nachhaltigkeitsdaten werden künftig nicht nur von Großunternehmen, sondern auch von KMU verlangt.
„Kreditvergabe wird verknüpft mit den Zielen der Wirtschaft in Nachhaltigkeit zu investieren.“
Dr. Michael Munsch, Creditreform Rating AG
Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Relevanz der ESRS für KMU
Als erste Sprecherin informierte Dr. Theresa Spandel über die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Relevanz der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) für KMU.
Nachhaltigkeitsberichterstattung ist schon alleine deshalb wichtig, weil es der Anstoß für ein Unternehmen ist, sich intern mit Nachhaltigkeit zu befassen. Das Ziel besteht darin, Risiken zu minimieren und Transparenz zu schaffen. Darüber hinaus ermöglicht eine standardisierte Berichterstattung Unternehmen miteinander zu vergleichen. Mit dieser Vergleichbarkeit und Verlässlichkeit der Informationen ist es möglich, bessere Entscheidungen zu treffen.
Die ESRS legen fest, wie berichtet werden muss. Dabei geht es vor allem um die Frage der Wesentlichkeit. Hierbei gibt es das Schlüsselprinzip der doppelten Wesentlichkeit – bestehend aus der finanziellen Wesentlichkeit und der Impact-Wesentlichkeit. Während es bei der finanziellen Wesentlichkeit um alle Themen geht, die das Unternehmen umgeben und somit Einfluss auf die finanzielle Performance des Unternehmens haben, geht es bei der Impact-Wesentlichkeit um die Auswirkungen, die das Unternehmen auf die Umwelt hat.
„Die Wesentlichkeitsanalyse ist quasi der Filter für die ESRS, was reportet werden muss.“
Dr. Theresa Spandel von Climate & Company
Bericht aus der Praxis: Nachhaltigkeit bei WAGO
Aus der Praxis eines Mittelständlers berichtete Astrid Burschel, wie das Nachhaltigkeitsmanagement bei der Firma Wago GmbH & Co. KG aussieht. Das aus der Verbindungstechnik kommende Unternehmen mit über 9.000 Mitarbeitern, 9 Produktionsstandorten weltweit und über 25.000 Katalogartikeln gehört zu den berichtspflichtigen Unternehmen. Ab 2026 wird Wago für das Jahr 2025 nach CSRD berichten.
Das Nachhaltigkeitsteam besteht aus 38 Mitarbeitern, die über mehrere Monate an der Nachhaltigkeitsvision („Wago is the backbone of a sustainable and smart connected world.”) gearbeitet haben. Darauf folgte die Erstellung eines Nachhaltigkeitsprogramms, das die Ziele für die Bereiche E, S und G bis 2030 festlegt. Aktuell stellt sich das Unternehmen den Herausforderungen der EU-Taxonomie, der CSRD und des Lieferkettengesetzes.
Entscheidend sind hier vor allem die Datenqualität und die interne Kommunikation, da die Daten in verschiedenen Abteilungen (Finanzen, Einkauf etc.) liegen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Wesentlichkeitsanalyse, die zum zweiten Mal durchgeführt wurde. So ist der Energieverbrauch bei Wago wesentlich, während beispielsweise die Reduzierung des Papierverbrauchs oder die Umstelludes Fuhrparks auf reine Elektroautos keine wesentlichen Auswirkungen hat. Letztlich dient die Analyse dazu, die eigenen Prozesse zu verbessern.
„Wenn man sich mit Nachhaltigkeit in der eigenen DNA beschäftigt, und dabei hilft sicherlich die Berichtspflicht, hat man nun die Aufforderung, einen Deep Dive in sich selbst zu machen."
Astrid Burschel von WAGO GmbH & Co. KG
Aus der Sicht eines Wirtschaftsprüfers
Anschließend gab Dr. Marijan Nemet Einblicke aus Sicht eines Wirtschaftsprüfers. Er machte gleich zu Beginn deutlich, dass das Thema ESG auch für Wirtschaftsprüfer neu ist und sie sich fortbilden müssen, um Nachhaltigkeitsberichte objektiv und professionell prüfen zu können. Hierfür ist der Nachweis entsprechender Schulungen erforderlich.
Für das ESG-Risikomanagement ist zunächst einmal eine einheitliche Klassifizierung nachhaltiger Aktivitäten mit gleichen Begrifflichkeiten wichtig, damit überhaupt geprüft werden kann.
In der CSRD geht es um Offenlegung und Transparenz. So können Kreditinstitute überprüfen, ob Unternehmen wirklich so nachhaltig sind, wie sie vorgeben zu sein.
Die größte Herausforderung sieht Dr. Nemet in der Datenlage. Unternehmen müssen das Thema ESG in ihren Risikomanagementkreislauf integrieren – von der Geschäftsstrategie bis zur Berichterstattung. So lässt sich auch feststellen, ob die Risikomanagementstrategie eines Unternehmens unter Berücksichtigung der Wesentlichkeit passt.
Mit der Einführung der CSRD werden Unternehmen nach dem Prinzip der Limited Assurance geprüft. Das bedeutet, dass Wirtschaftsprüfer ab 2024 für die betroffenen Unternehmen eine Bescheinigung ausstellen, dass die Angaben nach der CSRD weitgehend korrekt sind. In den Folgejahren wird die Bescheinigung in ein Testat übergehen.
„Die EBA-Leitlinie fordert, dass bei der Kreditvergabe bei jedem Kreditnehmer ESG-Faktoren zu berücksichtigen sind.“
Dr. Marijan Nemet von Deloitte
ESG-Risikobeurteilungen
Der nächste Referent war Roland Reiser. Er erläuterte, wie ESG bewertet werden kann und welche ESG-Lösungen Creditreform Unternehmen bereits anbietet, um eine ESG-Risikobewertung durchzuführen.
Bereits heute erhebt Creditreform ESG-Daten über das Tool MyESG sowie vielfältige Recherchewege. So bietet Creditreform ESG-Auskünfte zu rund 3 Mio. wirtschaftsaktiven Unternehmen in Deutschland, Österreich und Luxemburg an. Darüber hinaus gibt
es die ESG-Auszeichnung EcoZert, das die besten Unternehmen für ihr nachhaltiges Handeln auszeichnet. Das ESG-Rating bescheinigt die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
„Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem Standard, sodass es sich negativ auf das Rating auswirken wird, wenn Unternehmen sich nicht weiterentwickeln.“
Roland Reiser vom Verband der Vereine Creditreform e.V.
Das Lieferkettengesetz in der Praxis
Beim letzten Vortrag von André Schiller und Sabrina Kuss ging es um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) – eine weitere Facette von Nachhaltigkeit, bei der faire Bedingungen in der Lieferkette im Fokus stehen.
Die neue EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) greift zwar für weniger Unternehmen, geht aber über die Anforderungen des deutschen LkSG hinaus. Die ersten Unternehmen müssen die EU-Richtlinie ab 2027 erfüllen. Im direkten Vergleich gibt es beim CSDDD zusätzliche Pflichten (Klimaschutzplan), einen größeren Scope (up und downstream), mehr Fokus auf die Umwelt und eine verschärftere Haftung.
Seit Januar 2024 gilt das deutsche LKSG für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Damit sind rund 3.600 Unternehmen unmittelbar – und ihre Lieferanten mittelbar – betroffen. In einer gemeinsamen Studie mit dem Handelsblatt Research Institut wurden rund 2.000 Unternehmen verschiedener Branchen und Größen befragt, wie es um die Sorgfaltspflichten in ihrer Lieferkette steht.
Lediglich 7 Prozent äußern sich ablehnend. Ein Großteil beschäftigt sich bereits heute schon mit seiner Lieferkette. Über 90 Prozent machen sich Sorgen, den Herausforderungen nicht gerecht zu werden. Sie sehen vor allem den Zeit- und Kostenaufwand. Sie schätzen, dass 1 bis 3 Vollzeitstellen für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten nötig sein werden. Digitale Tools sollen helfen, um Prozesse zu optimieren und Unternehmen zu entlasten.
In Kooperation mit Prof. Schumann GmbH hat Creditreform eine Lieferkettensoftware entwickelt, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Lieferkette gemäß LKSG effizient zu managen. Zum einen bietet das Tool ein Dashboard und Reportings, um die eigene Lieferkette im Blick zu haben. Zum anderen gibt es einen Bereich für die Lieferanten, wo diese ihre Daten eingeben.
„Wir sind der Überzeugung, dass es sich lohnen wird, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, daran zu arbeiten, seine Lieferkette besser zu kennen, um auch Risiken besser managen zu können.“
Sabrina Kuss vom Verband der Vereine Creditreform e.V.
Abschlussrunde & Diskussion: Nachhaltigkeit als Chance
Zum Abschluss lud Christian Kramer die Referenten zu einer lockeren Podiumsdiskussion ein. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie man als KMU auch mit wenigen Mitarbeitern Nachhaltigkeitsdaten im eigenen Unternehmen auswerten kann. Viele Unternehmen sind bereits nach einem Umweltstandard zertifiziert, sodass Nachhaltigkeitsdaten bereits vorliegen. In einem ersten Schritt kann daher geprüft werden, welche Daten das sind und wo diese zu finden sind. Weitere Fragen aus dem Publikum gab es dazu, wie Unternehmen ihre ESG-Performance verbessern können und wie beispielsweise Leasingunternehmen die ESG-Performance mit in ihre Kreditentscheidungen einfließen lassen.
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