SchuldnerAtlas Rosenheim/Oberbayern 2023

In der Region Rosenheim hat sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher auch 2023 weiter verringert.

 

Trendwende der Verbraucherüberschuldung kündigt sich an
In der Region Rosenheim* nimmt die Zahl der überschuldeten Verbraucher weiter ab. Erste Anzeichen deuten aber auf ein Ende dieser Entwicklung hin. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Creditreform SchuldnerAtlas. Demnach wiesen zum Stichtag 1. Oktober 2023 48.127 erwachsene Einwohner Überschuldungsmerkmale auf. Gegenüber dem Vorjahr (2022: 49.944 überschuldete Verbraucher) verringerte sich die Zahl der Überschuldungsfälle um 3,6 Prozent. Somit setzte sich die Entspannung der Überschuldungssituation erst einmal fort. Auch bundesweit war ein Rückgang der Überschuldungsfälle bei privaten Verbrauchern festzustellen (-4,0 Prozent). 

Der Creditreform SchuldnerAtlas definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können. 

"Die Zahl der überschuldeten Verbraucher geht das dritte Jahr in Folge zurück. Entscheidend für diese Entwicklung war, dass die Verbraucher bei finanziellen Ausgaben vorsichtig waren und weniger Zahlungsverpflichtungen eingegangen sind“, berichtete Philipp Ganzmüller, geschäftsführender Gesellschafter von Creditreform in Rosenheim. Bisher sei die verschlechterte Konjunkturlage kaum auf dem Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Trotz der gestiegenen Belastungen aufgrund von hohen Energiekosten sei die Einkommenssituation vieler Verbraucher in den vergangenen Monaten noch stabil gewesen. Das könne sich aber bald ändern. 

5,35 Prozent der Verbraucher überschuldet
Die Schuldnerquote, die sich aus der Zahl der überschuldeten Personen im Verhältnis zur Zahl der Einwohner ergibt, verringerte sich von 5,57 auf 5,35 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen vor fast 20 Jahren. Die Überschuldungsbetroffenheit in der Region Rosenheim/Oberbayern ist damit deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt (8,15 Prozent). Für den Freistaat Bayern wird aktuell eine Schuldnerquote bei Privatpersonen von 5,87 Prozent ausgewiesen. 

Im Landkreis Altötting blieb die Schuldnerquote der Verbraucher zuletzt unverändert. In den übrigen Landkreisen der Region und der kreisfreien Stadt Rosenheim waren die Schuldnerquoten nochmals rückläufig. Überdurchschnittlich stark verringerte sich der Anteil der überschuldeten Personen an der Bevölkerung in der kreisfreien Stadt Rosenheim. Die Schuldnerquote nahm um 0,39 Prozentpunkte ab. Die Überschuldungsquote liegt nunmehr bei 7,84 Prozent. Vor drei Jahren war noch fast jeder zehnte erwachsene Einwohner Rosenheims von Überschuldung betroffen. Ein spürbarer Rückgang der Überschuldungsquote der Verbraucher war auch im Landkreis Rosenheim (-0,32 Prozentpunkte) sowie im Landkreis Miesbach (-0,31 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Am niedrigsten ist die Quote der überschuldeten Verbraucher weiterhin im Landkreis Ebersberg (Schuldnerquote: 4,49 Prozent). 

Weiche Überschuldung nimmt wieder zu
Wieder zugenommen hat in Oberbayern die sogenannte weiche Überschuldung (Personen mit geringer Überschuldungsintensität). Die Zahl der Betroffenen stieg leicht um 2,8 Prozent auf rund 20.500, nachdem im Vorjahr noch ein Rückgang zu verzeichnen war. 
"Weiche Überschuldung wird häufig durch unangemessenes Konsumverhalten ausgelöst und ist oftmals der Einstieg in die Schuldnerkarriere“, erklärte Philipp Ganzmüller. Wenn wieder vermehrt Verbraucher in eine (zunächst) weiche Überschuldungssituation geraten, sei das ein Alarmsignal. Im Zuge von Zinswende, Inflation und Energiekrise habe sich die finanzielle Situation der Verbraucher verschlechtert. Damit drohe in den kommenden Monaten auch insgesamt eine Zunahme der Verbraucherüberschuldung. Die Zahl der harten Überschuldungsfälle  (u.a. gerichtliche Merkmale wie ein Insolvenzantrag) ging dagegen auf rund 27.600 Personen nochmals zurück (Vorjahr: rund 30.000). 

"Ein weiterer Rückgang der Verbraucherüberschuldung ist vor dem Hintergrund der aktuell prekären finanziellen Lage vieler privater Haushalte unwahrscheinlich“, warnt Ganzmüller. Falls sich die Rezession über den Jahreswechsel 2023/2024 hinaus fortsetzt bzw. noch verschärft, drohe auch der Arbeitsmarkt in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Dann werde die Überschuldungsgefahr bei den Verbrauchern steigen.

Junge Erwachsene häufiger überschuldet
Junge Erwachsene unter 30 Jahre verzeichneten gegen den Trend einen leichten Anstieg der Überschuldungsquote von 3,98 auf 4,04 Prozent. "Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und zunehmenden finanziellen Belastungen könnten mittelfristig vermehrt Schuldnerkarrieren entstehen, wenn sich die Überschuldungssituation schon in jungen Jahren verfestigt“, warnte Ganzmüller. Am höchsten ist die Überschuldung weiterhin in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Die Schuldnerquote sank allerdings von 7,53 auf 7,38 Prozent. Es folgt die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen, von deren 7,32 Prozent Überschuldungsmerkmale aufweisen. Die geringste Überschuldungsquote gibt es bei Senioren ab 70 Jahre (2,30 Prozent). 

Männer besitzen eine deutlich höhere Überschuldungshäufigkeit als Frauen, u.a. weil sie bei Finanzentscheidungen risikofreudiger sind. In der Region Rosenheim/Oberbayern lag die Überschuldungsquote der erwachsenen Männer zuletzt bei 6,53 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr (6,85 Prozent) ist sie spürbar zurückgegangen. Vor allem in der längerfristigen Betrachtung ist die Entspannung der männlichen Überschuldungssituation deutlich erkennbar (seit dem Jahr 2020: -1,80 Prozentpunkte). Auch bei den Frauen nahm die Überschuldungsquote zuletzt weiter ab. So wiesen noch 3,78 Prozent der Frauen Überschuldungsmerkmale auf (Vorjahr: 3,90 Prozent). 

 

*Landkreise Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Mühldorf/Inn, Miesbach, Altötting und kreisfreie Stadt Rosenheim.



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