Risikomanagement Newsletter

Wie widerstandsfähig ist Europa?

Die Covid-19-Pandemie hat niemanden unberührt gelassen. In fast allen Ländern der Welt sorgte das Virus nicht nur für eine ungeheure Zahl von Erkrankten und Verstorbenen, sondern durch die Maßnahmen zur Eindämmung auch für einen beispiellosen wirtschaftlichen Stillstand.

Dieser Shutdown verursachte Schäden, deren Dimension aktuell noch nicht abzusehen ist. Die Zahlen aus dem ersten Quartal 2020 und auch die Prognosen zum ersten Halbjahr des laufenden Jahres insgesamt zeigen eine ausgeprägte Rezession. Dabei sind es weniger die Kosten und Aufwände für die Erkrankten, die in unterschiedlichem Ausmaß in den einzelnen Staaten zu tragen sind, als das Aussetzen aller ökonomisch relevanten Tätigkeiten, das zu einer ökonomischen Talfahrt führt.

Resilienz – jetzt und in Zukunft

Die Creditreform Rating AG hat nun in einer aktuellen Studie untersucht, wie widerstandsfähig die Volkswirtschaften in den einzelnen europäischen Ländern gegenüber Pandemie Ausbrüchen wie bei Covid-19 sind. Dies ist nicht nur sinnvoll, weil das Aufflackern einzelner Infektionsherde in bestimmten Regionen die Befürchtung laut werden lässt, dass die Pandemie nicht endgültig besiegt ist. Es ist davon auszugehen, dass sich in Zeiten der Globalisierung gefährliche Viren in Zukunft pandemisch über die Kontinente hinweg verbreiten. Die Untersuchung von Creditreform beschäftigt sich deshalb damit, wie stark Gesellschaft und Volkswirtschaft in den einzelnen Ländern Europas sind, um den Herausforderungen von Pandemien zu begegnen.

So hat die Creditreform Rating AG den Pandemic Vulnerability Index (PVI) geschaffen. Der PVI ist eine Kennzahl, die widerspiegelt, welche Volkswirtschaften im europäischen Vergleich anfälliger gegenüber Covid-19 sind. Der PVI gibt eine grobe Indikation bezüglich der potenziellen ökonomischen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen eines Pandemieausbruchs, indem er verschiedene Risikodimensionen aufzeigt und länderspezifische Verwundbarkeiten offenlegt. Damit lässt sich auch eine Prognose im Hinblick auf andere Pandemien machen.

Worauf es ankommt

Es sind fünf Variablen, die definiert wurden und mit deren Hilfe das Risiko im einzelnen Land bestimmt wird. Dabei handelt es sich um die Wirtschaftsstruktur, den Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem, die Struktur der Bevölkerung und schließlich um die Möglichkeit, mobiles Arbeiten einzusetzen. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Index, der die einzelnen Merkmale zusammenfasst, eben nicht nur ökonomische Faktoren berücksichtigt, sondern darüber hinausgehend weitere relevante Strukturen erfasst und abbildet.

Die Einflussgrößen im Index zusammengefasst zeigen, dass es vor allem die Länder Italien, Malta, Kroatien und Griechenland sind, die hohe Werte und damit eine deutlich höhere Anfälligkeit als andere europäische Staaten gegenüber Pandemien aufweisen. Zu den Negativmerkmalen dieser Länder gehören die schlechte Ausstattung mit Arbeitsplätzen im Home-Office, die Altersstruktur der Bevölkerung, die Verfügbarkeit von Betten zur Intensivbehandlung, aber auch eine Wirtschaft, die von einer Vielzahl kleiner selbstständiger Gewerbeeinheiten geprägt ist.

Schwachstellen aufweisen

Die Covid-19-Pandemie zeigt, wie wichtig angesichts des Shutdown staatliche Hilfen sind, um diese Phase zu überstehen und einen wirtschaftlichen Neuanfang zu ermöglichen. Creditreform stellt deshalb die Frage, welche Spielräume für diese staatlichen Maßnahmen zur Verfügung stehen. Dabei haben die „soliden“ Länder Skandinaviens und auch Deutschland bessere Möglichkeiten, diese Finanzmittel aufzubringen. Länder wie Italien oder Spanien, die bereits vor der Krise eine hohe Staatsverschuldung aufwiesen, zu der noch eine Vielzahl notleidender Kredite der Unternehmen kam, stehen solche Handlungsspielräume deutlich weniger zur Verfügung. Darin liegt ja der Hauptgrund für das Einfordern europäischer Solidarität im Hinblick auf die Stützungsmaßnahmen für diese besonders betroffenen Länder, die aus eigener Kraft den Recovery kaum zu schaffen vermögen. Der PVI macht deutlich, wo Mittel hinzufließen haben, um zukünftige Einschläge durch Pandemien besser abzuwehren.

Quelle: Creditreform Rating AG



Pressekontakt Regional

Marketing 

Tel.: +49 89 189293-663
marketing@muenchen.creditreform.de

Pressekontakt

Patrik-Ludwig Hantzsch
Pressesprecher
Leiter Wirtschaftsforschung

Tel.: +49 (0) 21 31 / 109-172
p.hantzsch@verband.creditreform.de
Twitter: @PtrkLdwg