Nicht ohne meine Hausbank
Den Banken in Deutschland geht es nicht gut. Zwischen fortschreitender Regulierung, Margendruck und internationalem Wettbewerb sowie den Anforderungen, die der digitale Fortschritt verlangt, wird es immer schwieriger, sich zu behaupten.
Der Begriff „Hausbank“ scheint da fast ein Anachronismus zu sein. Die festen, oft über lange Jahre gepflegten Beziehungen zwischen mittelständischen Unternehmen und ihrem Finanzinstitut – ist das nicht von gestern?
Die KfW hat nun auf der Basis ihres Mittelstandspanels eine breit angelegte Untersuchung zum Thema „Mittelstand und Hausbank“ vorgelegt. Ergebnis: der Mittelstand ist seiner Hausbank weiterhin treu, das „Hausbank-Prinzip“ in Deutschland ist nach wie vor lebendig.
Es lohnt ein Blick auf die Fakten: Etwa ein Drittel des jährlichen Investitionsvolumens der KMU wird über Bankkredite gestemmt (2017: 65 Mrd. EUR). Durchschnittlich beantragen jedes Jahr 585.000 KMU Investitionskredite bei Banken oder Sparkassen (2006 bis 2017).
Der Großteil der Mittelständler hierzulande ist auf ein einziges Kreditinstitut in seinen Geschäftsbeziehungen festgelegt (Führung eines Geschäftskontos, Investitionskreditverträge, Betriebsmitteldarlehen, Beratung): 52 Prozent der KMU hatten im Jahr 2017 lediglich zu einem Kreditinstitut Geschäftsbeziehungen. Weitere 31 Prozent der Unternehmen unterhielten Geschäftsbeziehungen zu zwei Banken, bei 11 Prozent der KMU waren es drei verschiedene Kreditinstitute. Größere Unternehmen sind in der Gesamtsicht deutlich diversifizierter aufgestellt: Nur 16 Prozent dieser Unternehmen verlassen sich auf ein einziges Kreditinstitut – bei Kleinstunternehmen sind es 56 Prozent. Zwischen den Branchen gibt es dagegen nur geringe Unterschiede. Ungeachtet etwaiger Mehrfachbeziehungen: 93 Prozent der Mittelständler haben ein primäres Kreditinstitut, eine Hausbank. Und diese Beziehung ist in der Regel von Dauer. Über die Hälfte dieser Hausbankbeziehungen besteht seit mindestens 20 Jahren und bei mehr als drei Vierteln der Mittelständler zumindest seit zehn Jahren.
Man kennt sich, man versteht sich
Die KfW nennt Hintergründe: Aufgrund asymmetrischer Informationsverteilung können Kapitalgeber die Kreditwürdigkeit allgemein bzw. die Erfolgschancen zu finanzierender Investitionsprojekte oftmals nur sehr schwer oder nur zu besonders hohen Kosten einschätzen. Vielfach mangelt es an Kredithistorie und an den Möglichkeiten für Unternehmen, glaubhaft zu signalisieren, dass sie ein geringes Risiko darstellen. Die Kosten aufseiten der Kreditinstitute, diese Informationsdifferenzen abzubauen, sind dann hoch. Das Resultat können Risikoaufschläge beim Zins sein, erhöhte Anforderungen an Sicherheiten oder Dokumentation bzw. ganz allgemein ein geringeres oder teureres Kapitalangebot. Über die Zeit und durch wiederholte Transaktionen gewachsene Beziehungen zwischen Unternehmen und Kapitalgeber können diese Defizite reduzieren. Auch so genannte „weiche Informationen“ fließen besser. Sie finden sich nicht im Zahlenwerk eines Unternehmens, fließen aber in Risikobewertungen ein und können für die Kreditentscheidung eine wesentliche Rolle spielen. Beispiele hierfür sind die Managementqualitäten, Verlässlichkeit oder Lebenssituation des Inhabers, langfristige strategische Ziele des Unternehmens, eventuelle Nachfolgeüberlegungen oder inwiefern der Unternehmer eher risikoscheu oder risikofreudig agiert.
Face to face
Dass die Bankenlandschaft einen bereits länger anhaltenden, strukturellen Wandel vollzieht, ist bekannt. Dieser tief greifende Veränderungsprozess wirft nicht zuletzt die Frage auf, in welchem Ausmaß Bankdienstleistungen überhaupt in einer Filiale abgewickelt werden. Aus dem KfW-Mittelstandspanel geht diesbezüglich hervor: Rund 65 Prozent der Mittelständler haben im Jahr 2017 mindestens einen Geschäftstermin in einer Filiale wahrgenommen. Das entspricht rund 2,44 Mio. Unternehmen, die mindestens einmal eine Filiale aufgesucht haben. Insgesamt beläuft sich die Anzahl durchschnittlicher Filialbesuche im Mittelstand auf 3,9 – sofern ein Unternehmen generell Geschäftstermine wahrgenommen hat. Mit anderen Worten: Über das Jahr verteilt wird jedes dieser Unternehmen durchschnittlich einmal pro Quartal in einer Filiale vorstellig. Gemessen an diesem Durchschnittswert ergibt sich ein grobes Gesamtvolumen von über 9 Mio. Geschäftsterminen von Kreditinstituten mit Mittelständlern im Jahr 2017.
Der „menschliche Faktor“ spielt im Mittelstand weiterhin eine große Rolle in der Finanzierung. Übrigens eine Tatsache, der auch Creditreform mit einer Vielzahl von Geschäftsstellen gerecht wird. Wissen wir doch aus unseren Marktuntersuchungen, dass der „persönliche Ansprechpartner“ ganz oben steht, wenn es um die Bewertung der Geschäftsverbindung zu Creditreform geht.
Weiteres finden Sie hier: https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Aktuelles/News-Details_509184.html
Quelle: KfW