Spiel mir das Lied vom Tod der Unternehmen
Die Gründe für den Tod eines Unternehmens sind vielfältig. Das reicht von der Insolvenz über die Löschung bis zum Verkauf oder der Abspaltung einer Gesellschaft.
Creditreform hat aktuell das Sterbealter von Unternehmen in Deutschland untersucht. Im Jahr 2018 waren 90.000 Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht worden. Insgesamt betrug der Bestand an Unternehmen im Handelsregister zum Stichtag 1.1.2018 rund 1,5 Millionen Betriebe.
Die (ideale) Alterspyramide, wie sie von den Bevölkerungszahlen bekannt ist, zeigt auch im Handelsregister eine ähnliche Struktur: einer großen Zahl an relativ jungen Unternehmen stehen vergleichsweise wenige alte Unternehmen gegenüber. Und wie bei den Bürgern in Deutschland lassen sich bestimmte markante historische Ereignisse, etwa die Zeit des Zweiten Weltkriegs, deutlich ausmachen – damals wurden erkennbar weniger Unternehmen gegründet. Auf der anderen Seite macht sich in der Pyramide ein Gründungsboom zu Anfang der Neunzigerjahre mit der Wiedervereinigung positiv bemerkbar.
Löschung nach zehn Jahren
Fast die Hälfte der Unternehmen (rund 45 Prozent), sind höchstens zehn Jahre alt. Und auch bis 1998 zurück kommt nur noch ein Anteil von rund einem Viertel des Gesamtunternehmensbestandes im Register dazu. Deutlich seltener sind Betriebe, die vor 50 Jahren gegründet wurden, nur noch mit 3,5 Prozent vertreten. Über 100-Jährige finden sich zu 1,2 Prozent.
Wie alt sind die Betriebe geworden, die 2018 gelöscht wurden? Im Durchschnitt ist ein Unternehmen, das im Vorjahr aus dem Handelsregister verschwand, 16 Jahre alt geworden und damit im Jahr 2001 oder 2002 gegründet worden. Die Mehrheit der Betriebe, die 2018 gelöscht wurden, nämlich 52 Prozent, war nach 2007 gegründet worden und damit bei der Löschung höchstens zehn Jahre alt. Schreibt man die aktuellen Löschungszahlen für die nächsten 20 Jahre weiter, so wird deutlich, dass drei Viertel des aktuell vorhandenen Bestandes im Jahr 2040 nicht mehr am Markt sein wird.
Traditionslokale sind selten
Welche Lebenserwartung, welche Sterbewahrscheinlichkeit haben Betriebe im jeweiligen Alter? Vier bis acht Jahre nach der Gründung ist die Sterbewahrscheinlichkeit mit 8 bis 9 Prozent eines Jahrgangs am höchsten, mit zunehmendem Überleben sinkt die Sterbewahrscheinlichkeit dann auf rund 5 Prozent, später auf rund 4 Prozent ab.
Interessant ist ein Blick auf das mittlere Sterbealter nach Branchen. Hier wird deutlich, dass Löschungen im Register doch auch stark vom Insolvenzgeschehen, wenn nicht geprägt, so doch beeinflusst sind. Das Verarbeitende Gewerbe, das Handwerk und die Industrie sterben im Durchschnitt erst nach fast 25 Jahren. Auch der Handel und das Baugewerbe werden mit 20 Jahren Sterbealter relativ betagt. Damit werden sie im Durchschnitt doppelt so alt wie etwa Betriebe aus der Energieversorgung, die nach zehn Jahren aus den Registern verschwinden. Auch im Gastgewerbe, dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Sektor der Information und Kommunikation stirbt man vergleichsweise jung: Diese Betriebe erreichen im Durchschnitt nicht einmal die Marke von 13 Jahren. Dabei ist im Bereich der Energieversorgung hinzuzufügen, dass aktuell im Zeichen der Energiewende eine Vielzahl kleinere Betriebe aus dem Markt hat ausscheiden müssen.
Die Zahlen mögen mit manchem Vorurteil aufräumen. Während die Menschen in Deutschland eine Lebenserwartung von 80 Jahren haben, sind es bei den Unternehmen nur rund 16 Jahre.