Creditreform Magazin

Der Schlüssel hat ausgedient

Elektronische Zutrittssysteme lohnen sich auch für kleinere Unternehmen. Per Chipkarte oder sogar per Smartphone erhalten Mitarbeiter Zutritt nur zu den für sie relevanten Bereichen und Zeiten. So schützt der Chef Betriebs- und Kundendaten vor unbefugtem Zugriff.

In vielen großen Unternehmen, Kliniken und Bildungseinrichtungen sind elektronische Zutrittssysteme längst etabliert. Dort wo früher ein Schlüsselbund klimperte, tragen die Mitarbeiter eine einfache, flache Chipkarte – als Kärtchen für alles: Schlüsselersatz, Stempelkarte zur Zeiterfassung, Parkausweis und Geldkarte für die Kantine. „Elektronisches Zutrittsmanagement wird mehr und mehr zum Standard“, sagt Axel Schmidt, Mitglied im Vorstand des Bundesverbands Sicherheitstechnik (BHE).

Und das nicht nur in großen Unternehmen. Auch in KMU führt ein wachsendes Sicherheitsbewusstsein zu einem Umdenken. „Die Verbreitung elektronischer Zutrittssysteme ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Vor allem durch den Wunsch der Kunden, Schließberechtigungen individuell zu verteilen“, sagt Schmidt. Herkömmliche Schlüssel gelten als unsicher und unpraktisch. Mitarbeiter geben sie weiter, verlieren sie oder behalten sie, selbst wenn sie aus dem Betrieb ausscheiden. Auch können Unternehmen nicht nachvollziehen, wer zu welchem Zeitpunkt durch welche Tür gegangen ist. Eine Zutrittskarte ist mit wenigen Mausklicks gesperrt.

Entsprechend stark wächst der Markt für elektronische Sicherungstechnik in Deutschland. Im Jahr 2018 setzte die Branche laut BHE-Statistik knapp 4,42 Milliarden Euro um. Für Zutrittssysteme gaben Kunden rund 352 Millionen Euro aus und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Die Branche profitiert vom Bauboom. Aber auch in Bestandsgebäuden wachse die Nachfrage, sagt Schmidt. Denn der Aufwand für Nachrüstungen ist gering. Vielfach reicht es, den konventionellen Zylinder oder Türbeschlag gegen einen elektronischen auszutauschen. Strom erhält der Kartenleser im Knauf oder der Klinke über eine kleine Batterie. „Das kann in einigen Unternehmen schon für eine einzige Tür interessant sein. Zum Beispiel wenn sie dokumentieren möchten, wann jemand ins Lager geht oder wer genau es ist“, sagt Schmidt.
 

Smartphone als Türöffner

Und die Entwicklung geht weiter: Für die kommenden Jahre erwartet der Experte ein Wachstum bei Zutrittssystemen, die nicht mehr Chipkarten als Medium nutzen, sondern das Smartphone. Große Anbieter wie Interflex, Dormakaba oder Salto Systems haben bereits Lösungen und dazugehörige Apps entwickelt, die mit Bluetooth oder NFC-Chips arbeiten.

Zwar seien elektronische Zutrittssysteme in der Anschaffung etwas teurer, räumt Schmidt ein, aber der Aufpreis mache sich schnell bezahlt – nicht nur durch die größere Flexibilität und das Plus an Sicherheit, sondern auch durch geringere Folgekosten: „Man kann grob sagen, dass eine elektronische Schließanlage nach ungefähr zwei Jahren im Betrieb günstiger ist als eine klassische.“


Chipkarte, Smartphone oder Fingerabdruck?

Drei Schlüssel-Alternativen im Überblick

Chipkarten. Sie sind der derzeit gängigste Schlüsselersatz. Sie nutzen in der Regel sogenannte RFID-Technologie. Das Kürzel steht für Radio Frequency Identification, also die Identifizierung mittels elektromagnetischer Wellen. Da Türzylinder oder beschlag bei diesen Systemen in der Regel nicht mit einem Netzwerk verbunden sind, stehen die Informationen über Zutritte nicht in Echtzeit zur Verfügung. Sie werden bei Bedarf auf der Karte gespeichert und ausgelesen.

Smartphones. Sogenannte Mobile-Access-Lösungen nutzen Bluetooth-Technologie oder in Smartphones integrierte NFC-Chips. Die Zutrittsrechte werden in einer Managementsoftware vergeben und via App an das Smartphone des Nutzers verschickt. Der Vorteil: Durch die Verbindung zum Netzwerk via App können Betreiber des Zutrittssystems in Echtzeit sehen, wer wo ein- und ausgeht.

Biometrie. Zutrittskarten können vergessen, verloren oder verliehen werden. Dort, wo höchste Sicherheit gefordert ist, können Unternehmen Fingerabdruck- oder Handvenenscanner einsetzen. Biometrische Merkmale als Schlüssel garantieren, dass die Person, die Zutritt verlangt, auch wirklich diese Person ist. BHE-Experte Schmidt geht davon aus, dass sich in den kommenden Jahren auch die Gesichtserkennung via Kamera durchsetzen wird.


Text: Christian Raschke

Quelle: Magazin „Creditreform“



Creditreform Villingen-Schwenningen