ESG: Nachhaltiges Handeln kommunizieren

Agieren Sie ESG-konform? Dieser Frage müssen sich Unternehmen immer häufiger stellen und unter anderem belegen, sie über ihre gesamte Wertschöpfungskette hinweg nachhaltig produzieren. Wie eine gute Nachhaltigkeitskommunikation funktioniert, wie man den Aufwand gering halten kann und auf was Unternehmen dabei achten müssen, erklärt Alina Müller, Projektleiterin und Expertin für ESG Bewertungen bei Creditreform.

Alina Müller, Projektleiterin und Expertin für ESG-Bewertungen bei Creditreform, erläutert im Gespräch mit Tanja Könemann (Handelsblatt Media Group) wie eine gute Nachhaltigkeitskommunikation funktioniert und was Unternehmen dabei beachten müssen.

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Tanja Könemann [00:00:00] Nachhaltig und sozial verantwortungsbewusst. So sollen Unternehmen heutzutage produzieren, und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Das Stichwort lautet ESG. Es steht für Environment, Social und Governance. ESG bedeutet für Unternehmen mehr Gesetze und Richtlinien, also mehr Bürokratie. Es heißt auch Firmen müssen immer öfter belegen, dass sie ESG-konform agieren. Das interessiert mittlerweile Banken, Kundinnen und Beschäftigte. Um diese Nachhaltigkeitskommunikation geht es hier heute. Mein Name ist Tanja Könemann. Ich bin Redakteurin für das Creditreform-Magazin und begrüße Sie ganz herzlich zu einer neuen Folge von "Gute Geschäfte".

Jingle [00:00:44] Gute Geschäfte. Businesswissen in zehn Minuten der Creditreform Podcast.

Tanja Könemann [00:00:52] Mein heutiger Gast ist Alina Müller. Mit ihr spreche ich über Nachhaltigkeitskommunikation, was Unternehmen dabei beachten müssen und auch, wie sie den Aufwand schlank halten. Damit kennt sich Frau Müller aus, denn sie ist Projektleiterin und Expertin für ESG Bewertungen bei Creditreform. Herzlich willkommen, Frau Müller!

Tanja Könemann [00:01:12] Frau Müller, eigentlich sollte doch alles fein sein für kleinere Betriebe. Über ESG berichten und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette einhalten, das müssen vor allem große Unternehmen ab 1000 Beschäftigten. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, oder?

Alina Müller [00:01:27] Das ist vollkommen richtig. Große Unternehmen mit über 3.000 bzw. über 1.000 Mitarbeitenden sind gemäß dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz schon seit längerer Zeit dazu verpflichtet, ihre Lieferkette zu prüfen. Das heißt, dass auch kleinere Unternehmen, die einen Geschäftspartner mit über 1.000 Mitarbeitenden haben, indirekt vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz betroffen sind. Große Unternehmen fordern schon heute von ihren Lieferanten Informationen zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten und Nachhaltigkeit ein. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz betrifft also so gut wie alle Unternehmen in Deutschland, entweder direkt oder indirekt. Vor kurzem hat sich zusätzlich das Europaparlament auf ein Lieferkettengesetz geeinigt, das noch einen ganzen Schritt weiter geht. Das EU Lieferkettengesetz richtet sich nicht nur an Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitenden, sondern kann schon für bestimmte Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden verpflichtend werden. Es wird also auch zukünftig kaum ein Unternehmen geben, das nicht in der einen oder anderen Form mit dem Thema in Berührung kommt.

Tanja Könemann [00:02:26] Da kommt also einiges auf die Unternehmen zu. Das bedeutet für kleinere Betriebe aber eine ganz besondere Herausforderung, weil die können nicht auf dasselbe Personal und dieselbe Technik zurückgreifen wie ein großer Konzern. Was können Sie denn tun?

Alina Müller [00:02:41] Creditreform hat eine Auszeichnung für nachhaltiges Handeln, genannt EcoZert entwickelt. Und EcoZert ist ein sehr guter Startpunkt, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Für unsere Kunden bietet EcoZert einen guten Einstieg in die Erhebung von Nachhaltigkeitsinformationen und es wird unter anderem auch gerne für das interne Nachhaltigkeitsmanagement genutzt. Wir haben bisher über 60 Auszeichnungen vergeben und davon auch einige an Betriebe mit deutlich unter zehn Mitarbeitenden. Also es ist auch für kleine Unternehmen gut geeignet.

Tanja Könemann [00:03:10] Wenn kleinere Betriebe das EcoZert auch erhalten können. Wie kompliziert ist das denn? Wie sieht der Antragsprozess aus und was genau wird geprüft?

Alina Müller [00:03:19] Im Prinzip startet das Ganze mit dem Ausfüllen eines Fragebogens und im Anschluss prüfen wir dann entsprechende Nachweise, um die Antworten zu validieren. Creditreform hat diesen Fragebogen so aufgebaut, dass nicht nur große Unternehmen mit viel Erfahrung in Sachen Nachhaltigkeit in der Lage sind, die Fragen zu beantworten. Unsere Zielgruppe sind insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen und diese haben ja zum Teil erst wenige Berührungspunkte mit dem Thema ESG gehabt. Wir stellen insgesamt 66 Fragen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Damit ist der Fragebogen schneller auszufüllen als der Fragebogen manch anderer Anbieter. Auf dieser Basis trifft Creditreform dann eine fundierte Einschätzung zu nachhaltigem Handeln der Unternehmen und stellt das EcoZert nur dann aus, wenn die Nachhaltigkeitsprüfung basierend auf diversen quantitativen, qualitativen und Ausschlusskriterien bestanden wurde.

Tanja Könemann [00:04:13] Apropos andere Anbieter: Creditreform, wir haben es gerade gehört, ist nicht das einzige Unternehmen, das ein Angebot zur Nachhaltigkeitskommunikation auf den Markt gebracht hat. Was machen Sie denn anders als die Konkurrenz?

Alina Müller [00:04:26] Wir sagen: So viele einzelne Datenpunkte brauchen wir gar nicht für eine Bewertung. Unsere Kunden schätzen also einerseits die Einfachheit und die geringe Einstiegshürden, andererseits ist man aber auch dankbar für die fachliche Unterstützung während dem gesamten Auszeichnungsprozess. Wir beantworten jederzeit gerne Fragen inhaltlicher Natur, wenn die Kunden ja offene Themen haben, die geklärt werden müssen. Unternehmen nutzen die Evaluation für Eco Zeit oft als Startpunkt, um einzuschätzen, wie gut sie bereits in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt sind und auf welche Themen sie noch verstärkt achten können. Ein Beispiel hierfür ist die Hansa Flex AG, die als einer der ersten Kunden in diesem Jahr bereits eine Folgeauszeichnungen erhalten hat.

Tanja Könemann [00:05:07] Dann lassen Sie uns mal hören, was Christian Herm, Leiter Organisation bei Hansa Flex, zu sagen hat über das EcoZert:

Christian Herm [00:05:16] Das EcoZert ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung in kompakter Version. Man hat einfach mal einen Status quo wo die Reise hingeht, was man berichten muss und wo man steht.

Tanja Könemann [00:05:25] Das klingt nach einer guten Erfahrung. Zeigt das EcoZert denn auch, dass alle Pflichten erfüllt wurden? Beziehungsweise: Wie glaubwürdig trete ich denn dann auf?

Alina Müller [00:05:35] Zunächst hilft natürlich die Marke Creditreform enorm. Sie gilt seit jeher als vertrauenswürdig. Auch haben wir ein Gutachten eines Rechtsanwalts erhalten, das uns Folgendes bestätigt: Das EcoZert bildet vollständig die Anforderungen ab, deren Einhaltung aktuell ein dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz unterworfenenes Unternehmen von seinen Zulieferern nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie der vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle herausgegebenen Handreichungen zu verlangen hat. Das heißt mit einem bestandenen EcoZert können kleine Unternehmen einen Haken an das Thema Lieferkettesorgfaltspflichtengesetz machen. Letztendlich ist auch die enorme Reichweite von Creditreform nicht zu vernachlässigen. Mit den Creditreform Firmeneinträgen erreichen wir täglich circa 75.000 Besucher. Und in den Firmeneinträgen ist klar erkennbar, ob ein Unternehmen ein EcoZert besitzt oder eben nicht.

Tanja Könemann [00:06:25] Also neben dem Ratingaspekt kann das EcoZert auch für die Außenkommunikation genutzt werden. Es kommt auch mit Urkunde und Logo. Unser nächstes Kundenbeispiel Herolé Schülerreisen zeigt, welche Rolle dieser Aspekt spielt. Daniela Leuchten ist Nachhaltigkeitsbeauftragte bei dem Unternehmen.

Daniela Leuchten [00:06:43] Wir haben uns für die EcoZertifizierung entschieden, um unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit unabhängig prüfen zu lassen. Für die Zertifizierung wurden ja unsere Strukturen und unser Handeln im Unternehmen bewertet und jetzt können wir es für unsere Kunden sichtbar machen. Denn Transparenz, ja und auch Sicherheit spielen bei uns im Bereich Klassenfahrten eine sehr, sehr große Rolle. Und gleichzeitig ist es auch noch mal ein Nachweis unseren Mitarbeitern gegenüber, was wir alles im Bereich Nachhaltigkeit machen und dass auch Nachhaltigkeit er alle Unternehmensbereiche betrifft.

Tanja Könemann [00:07:21] Ja, so viel zum EcoZert. Frau Müller. Ganz herzlichen Dank. Wollen Sie uns noch eben zum Ende erklären, wie es weitergeht mit der Auszeichnung?

Alina Müller [00:07:30] Klar, sehr gerne. Wir passen den Fragebogen kontinuierlich an die aktuellen Entwicklungen an, heißt an neue Gesetze, an die Regulatorik, und wir wollen natürlich auch weiterhin die Einfachheit für unsere Kunden gewährleisten. Aber wir schauen, dass wir alles so selbsterklärend wie möglich gestalten. Und der Fragebogen wird deshalb eben kontinuierlich weiterentwickelt und das Thema wird weiter vorangetrieben.

Tanja Könemann [00:07:59] Also das bedeutet Nachhaltigkeitskommunikation, aber bitte einfach. Ganz herzlichen Dank, Frau Müller. Ich freue mich, dass Sie heute bei uns waren.

Alina Müller [00:08:06] Sehr gerne. Hat mich gefreut.

Jingle [00:08:10] Gute Geschäfte. Businesswissen in zehn Minuten. Der Creditreform Podcast.



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