Creditreform Magazin

Mehr Glasfaser braucht das Land

Mit der Digitalisierung steigt der Bandbreitenbedarf für Unternehmen erheblich an. Da kommt der Glasfaserausbau kaum hinterher. Welche Möglichkeiten Unternehmen haben.

Das Warten hat bei Bott und Partner in Bergisch Gladbach ein Ende. Die Mandanten der Steuerberatungsgesellschaft schicken ihre Unterlagen zunehmend digital über ein Onlineportal, darunter auch hochaufgelöste Fotos und seitenlange Formulare. Der Download aller Dokumente mehrmals am Tag dauerte mit dem alten, kupferbasierten Internetanschluss eine gute halbe Stunde – jedes Mal. Dank des neuen Glasfaseranschlusses geht dies nun blitzschnell, mit einer Datenrate von einem Gigabit pro Sekunde. „Unser Anbieter Deutsche Telekom verlegte die Glasfaserleitung bis zu unserem Haus in der Schloßstraße in rund zwei Monaten. Jetzt sind wir für die weitere Digitalisierung gerüstet“, sagt Steuerberater Frank Bott. Dafür unterschreibt er einen Zweijahresvertrag und zahlt monatlich rund 600 Euro.

Von dem schnellen Internet, wie Frank Bott und seine Partner es nutzen, können andere nur träumen. Zwar haben sich die großen Anbieter wie Deutsche Telekom, Vodafone und Unitymedia den zügigen Glasfaserausbau auf die Fahne geschrieben. Dies auch, weil die neue 5G-Mobilfunktechnologie eine umfassende Glasfaser-Infrastruktur benötigt. Doch mit einem Anteil von knapp drei Prozent ist Deutschland im internationalen Vergleich geradezu ein Glasfaser-Entwicklungsland, wie OECD-Erhebungen von Dezember 2018 belegen. Abgehängt sind vor allem Firmen in ländlichen Gebieten. Wollen sich dort Mitarbeiter etwa ins Warenwirtschaftssystem einloggen oder Vertriebler aus dem Homeoffice per VPN-Verbindung arbeiten, ist Geduld gefragt.


Alternativen zu Glasfaser

Glasfaser ist die Zukunftstechnologie für schnelle Internetverbindungen. Mit diesen Techniken überbrücken Unternehmen die Zeit, bis sie an das schnelle Netz mit Surfgeschwindigkeiten bis zu 1.000 Mbit/s angeschlossen sind.

Kabel-Internet
Je nach Anbieter und Standort stehen in Netzen, die schon mit dem DOCSIS3.0/3.1-Standard aufgerüstet wurden, mit Glasfaser vergleichbare Datenraten von bis zu 1.000 Mbit/s zur Verfügung. Zu den größten Kabelanbietern hierzulande zählen Kabel Deutschland, Tele Columbus und Unitymedia.

VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line)
Die Technologie ermöglicht Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s im Download. Noch schneller geht es mit VDSL-Vectoring oder Super-Vectoring mit bis zu 250 Mbit/s. Zu den größten Anbietern zählen die Telekom, Vodafone sowie Unitymedia (1&1).

LTE (Long Term Evolution)
Mobil ins Internet mit VDSL-Geschwindig­keit geht es via LTE, dem Mobilfunkstandard der vierten Generation, der bis Ende 2020 flächendeckend verfügbar sein soll. Damit werden Firmen im ländlichen Raum mit Datenraten von mehr als 300 Mbit/s versorgt.


Eine Alternative lautet: selber machen. Doch der Glasfaseranschluss, auch FFTH (Fibre To The Home – Glasfaser bis ins Haus) genannt, ist ein umfangreiches und teures Unterfangen. Das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser mit Sitz im nordrhein-westfälischen Borken hat dies zum Geschäftsmodell gemacht. „Wir engagieren uns bundesweit verstärkt in ländlichen Regionen. Denn dort ist die Not und damit auch die Nachfrage am größten“, erklärt Jochen Mogalle, Geschäftsführer von Deutsche Glasfaser. Bis dato konnte der Anbieter Gewerbekunden in mehr als 300 Kommunen an sein Glasfasernetz anschließen. Die Kosten für den Netzausbau kalkuliert er individuell pro Projekt, wobei er Faktoren wie die Entfernung zum Backbone-Anschluss oder die Beschaffenheit der Oberflächen vor Ort berücksichtigt. „Der wichtigste Faktor für die Umsetzung ist jedoch die erfolgreiche Nachfragebündelung“, sagt Mogalle. Soll heißen: Einen schnellen privatwirtschaftlichen Glasfaserausbau haben Unternehmen in unterversorgten Gebieten letztlich selbst in der Hand. „Firmen sollten sich zusammentun und das Vorhaben gemeinsam angehen“, rät Mogalle.

 

So ging beispielsweise Thomas Arnold vor, Geschäftsführer der Arnold & Hanl Umzugslogistik GmbH im hessischen Dietzenbach. Er zog 2014 an den aktuellen Unternehmenssitz im neuen Gewerbegebiet. „In unserem Geschäft erhalten wir große Dateien und hochaufgelöste Fotos. Unsere 8-Mbit/s-Leitung hatte uns sehr eingeschränkt“, sagt er. Bei seiner Suche nach Breitbandmöglichkeiten vertrösteten ihn die großen Telekommunikationsanbieter auf die Zukunft. Also ergriff er die Initiative und konnte nicht nur bereits ansässige Unternehmen für den Ausbau eines Glasfaseranschlusses mithilfe von Deutsche Glasfaser gewinnen, sondern sogar Firmen, die sich eigens deshalb im Gewerbegebiet ansiedelten.


Quelle: Magazin „Creditreform“

Text: Iris Quirin



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