Creditreform Magazin

Mittel für mehr Effizienz

Die Gaskrise forciert, was der Staat schon lange mit Krediten und Zuschüssen fördert: den Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Energieeffizienz und mehr Einsatz erneuerbarer Energien. Von kommunaler Förderung über BAFA bis KfW – welches Angebot kommt für wen infrage und wie schnell können die Mittel für Energiesparinvestitionen fließen?

Maryo Fietz hat sein Ziel klar formuliert: „Bis 2030 wollen wir CO2-neutral arbeiten.“ Der Geschäftsführer der Fietz-Gruppe im nordrhein-westfälischen Burscheid (250 Mitarbeiter), die Kunststoffteile für die Automobil-, Chemie- und Elektroindustrie, den Maschinenbau und die Lebensmittelbranche herstellt, justiert in seinem Unternehmen gerade sämtliche Stellschrauben in Richtung Nachhaltigkeit: Auf den Dächern der Produktions- und Lagerhallen wurde eine 530-Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert, die ein Drittel des Energiebedarfs tagsüber deckt. Regenwasser wird aufgefangen und im Betrieb genutzt. Fast ein Fünftel des verarbeiteten Kunststoffs Polytetrafluorethylen besteht aus Regenerat und die neue Heizungsanlage mit Wärmerückgewinnung spart 60 Prozent des Gasverbrauchs ein. Für diese Maßnahme hat der Mittelständler Fördergelder erhalten. Und er macht weiter: Demnächst werden neue Wärmespeicher mit Heizpatronen dafür sorgen, dass noch einmal etwa ein Drittel weniger Gas benötigt wird. Außerdem hat Fietz 14 E-Ladestationen vor der Zentrale installieren lassen, von denen vier auch anderen Elektrofahrzeugbesitzern zur Verfügung stehen. „Wir machen unsere Firmengruppe nachhaltiger, nicht nur weil es dafür zinsgünstige Kredite oder Zuschüsse gibt, sondern weil es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist“, sagt der Unternehmenschef. „Fast alle Investitionen in Energieeffizienz rechnen sich.“ Die Förderungen nehme er trotzdem gerne mit. Fietz ist überzeugt: „Jedes Unternehmen hat Einsparpotenzial.“

„Energieeffizienz rechnet sich. Jedes Unternehmen hat Einsparpotenzial.“
Maryo Fietz, Fietz-Gruppe

Kein Meeting, keine Konferenz, Messe oder Party, ohne dass über das derzeitige Thema Nummer eins gesprochen wird: Energie. Die gestiegene Nachfrage der Industrie durch die Erholung nach der Pandemie, die gesunkenen Liefermengen aus Russland und die CO2-Bepreisung haben die Strom-, Gas- und Benzinpreise explodieren lassen. Das spüren insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen. Laut einer Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) sieht fast jeder zweite Betrieb durch die inflationären Kostensteigerungen seine Existenz gefährdet. Fast drei Viertel der befragten Firmen gaben an, unter den hohen Energiepreisen zu leiden. Damit die Wirtschaft weiterwachsen könne, „muss unser Energieverbrauch in allen Bereichen sinken”, betont BVMW-Vorsitzender Markus Jerger. Gefordert seien in erster Linie die Betriebe. Sie sollten sich ihrer „gemeinsamen Verantwortung und Solidarität” stellen. 

Hilfreicher Blick von außen

Doch den Betrieben wird auch geholfen – etwa von geprüften Energieberatern. Sie analysieren das Unternehmen und geben Handlungsempfehlungen. „Man wundert sich, was da alles rauskommt“, sagt Mittelständler Fietz. Kontaktdaten von Vor-Ort-Energieberatern finden sich auf der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Das hat zudem das Onlineportal energiewechsel.de ins Leben gerufen, auf dem konkrete Ratschläge fürs Energiesparen und Hinweise auf Unterstützungsmöglichkeiten zu finden sind. Wer durch bauliche Maßnahmen, zum Beispiel eine verbesserte Wärmedämmung oder eine neue Heizungsanlage, die Energiekosten reduzieren will, kann dafür auf Förderprogramme der KfW-Bank zurückgreifen. Für Vorhaben zum Schutz der Umwelt, unter die auch Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz fallen, gewährt die KfW zinsgünstige Kredite von bis zu 25 Millionen Euro. Führt ein Betrieb eine energetische Optimierung durch, kann er Tilgungszuschüsse beantragen. Auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stehen Fördertöpfe, die zur Finanzierung von Energiesparmaßnahmen angezapft werden können. Und schließlich gibt es vielerorts auch von Städten und Kommunen Unterstützung, etwa bei der Installation von Photovoltaikanlagen oder der Nutzung von Fernwärme.

Drei Milliarden für Fernwärme

Apropos Fernwärme: Anfang August haben die EU-Wettbewerbshüter den Weg dafür freigemacht, dass Deutschland künftig auch Fernwärmesysteme fördern darf, die mit erneuerbaren Energien oder Abwärme betrieben werden, um Anreize zu schaffen, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und damit die Energiewende anzukurbeln. Knapp drei Milliarden Euro stehen dafür bis 2028 zur Verfügung. Bekommen sollen die Beihilfen Betreiber, die bestehende Systeme modernisieren oder neue Anlagen zur Wärmeerzeugung durch Solarenergie bauen. 

„Es lohnt sich, vor einer Investition in Energiesparmaßnahmen nach Fördertöpfen zu suchen“, sagt Frank Greim vom bayerischen Mittelständler GOK Regler- und Armaturen. Die 300-Mitarbeiter-Firma hat 2018 in ihrem Druckluftsystem zwei Kompressoren modifiziert und zwei neue angeschafft sowie Nachverdichter und Kältetrockner. Kosten: 50.000 Euro. Die CO2-Ersparnis pro Jahr: 28 Tonnen. Die jährlichen Stromkosten sind um rund 8.000 Euro gesunken. Den staatlichen Zuschuss von 12.400 Euro hat GOK aus einem Förderprogramm für den Einsatz „hocheffizienter Querschnittstechnologien“ bekommen, das 2019 in den Topf „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“ überführt wurde. Es bietet die Wahlmöglichkeit zwischen einem Zuschuss und einem Kredit mit Teilschulderlass. Schon 2023 wird sich die Investition für GOK gerechnet haben. Dauerhaft werden Kosten gespart – und das Klima geschont. Informationen über Fördermöglichkeiten für betriebliche Maßnahmen zur Energieeinsparung gibt es wie Sand am Meer. Empfehlenswert ist das BMWK-Heftchen „Das rechnet sich – Energieeffizienz in Unternehmen“.

Übrigens: Produkte, Verfahren und Dienstleistungen rund um Umwelttechnik und Ressourcenschonung, die sich hierzulande bewährt haben, könnten zu einem neuen Exportschlager werden. Das Bundesumweltministerium geht in der Studie „GreenTech made in Germany 2021“ davon aus, dass vor allem bei der Verbesserung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien Anbieter aus Deutschland beste Karten haben, um mit ihrer Erfahrung und ihrem Know-how weltweit Geschäfte zu machen. Insbesondere Schwellenländer, die sich in der Phase der nachholenden Industrialisierung befinden, hätten einen großen Bedarf an energieeffizienten Maschinen und Anlagen.


Drei Fragen an …

... Alexander Klein, Teamleiter Gewerbliche Umwelt- und Klimafinanzierung bei der KfW, über Fördermöglichkeiten für den Mittelstand.

Herr Klein, wie wichtig ist der Mittelstand für das Erreichen der politisch festgelegten Klimaschutzziele? 
Der Mittelstand spielt eine zentrale Rolle. Auf die Industrie entfallen rund 45 Prozent des deutschen Stromverbrauchs – ein großer Anteil davon auf Mittelständler. Sie sind zudem Zulieferer für die Herstellung klimaschonender Technologien, etwa im Verkehrsbereich. Der Mittelstand verarbeitet viele Vorprodukte aus den CO2-intensiven Branchen wie der Stahl- und Zementherstellung oder der chemischen Grundstoffindustrie. Ohne die mittelständischen Betriebe wird es unmöglich sein, die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft zu verwirklichen.

Wie unterstützt die KfW Mittelständler, die in den Klimaschutz investieren? 
Die Palette unserer Programme reicht von Finanzierungsmöglichkeiten für die Produktion von erneuerbaren Energien und für Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung in der industriellen Produktion bis zur Förderung energetischer Sanierung von Gebäuden und nachhaltiger Investitionen in die eigene Mobilitätsinfrastruktur. Zudem finanzieren wir betriebliche Umweltschutzmaßnahmen, um den Folgen des Klimawandels vorzubeugen. Dazu gehören zum Beispiel die Begrünungen von Firmengebäuden und das Aufheben von Versiegelungen auf Firmengeländen. Gefördert werden auch Maßnahmen zur Dekarbonisierung in der Industrie. 

2021 hat die KfW die sogenannte Klimaschutzoffensive für den Mittelstand ausgerufen. Was ist das?
Wir wollen damit mittelständische Unternehmen fördern, die in neue Anlagen oder die Modernisierung ihrer bestehenden Anlagen investieren. Ein Beispiel ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und die dazugehörigen Verteilnetze oder Energiespeicher. Vor allem für Mittelständler, die Schlüsselgüter für die Energiewende produzieren, also etwa Anlagen für erneuerbare Energien oder Wasserstoffelektrolyseure, ist das interessant. Auch Betriebe, die Komponenten für energieeffiziente Gebäude herstellen, beispielsweise Dämmstoffe, bekommen eine finanzielle Förderung. Ebenso wie Unternehmen, die besonders klimafreundliche Technologien einsetzen, etwa ihren Strom selbst erzeugen, Produktionsabfälle zur Wiederverwendung aufbereiten oder in Logistik und Transport auf Elektroantriebe umsatteln. Zum günstigen Zins, den wir anbieten, kommt der sogenannte Klimazuschuss. Diese Kombination ist extrem attraktiv. Was viele Mittelständler nicht wissen: Wer in emissionsarme Fuhrparkfahrzeuge investiert, kann außerdem noch den Zuschuss des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Anspruch nehmen.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Jürgen Hoffmann
 



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