Risikomanagement Newsletter

Trump, Zölle, Handelskriege – ein Déjà-vu wird real

Es war ein doppelter Schlag für Deutschland: Die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten und das Zerbrechen der Ampelkoalition. Im nächsten Jahr wird der neu gewählte amerikanische Präsident sein Amt antreten und im Februar wird es zu Neuwahlen in Deutschland kommen.

Die Unsicherheiten bis zu diesen beiden Terminen sind groß. Dabei ist der Ausgang der Bundestagswahl im Februar ungewisser als die Politik des neuen amerikanischen Präsidenten. Er macht jetzt bereits mit der Zusammenstellung seines Kabinetts und mit der Aussicht auf Zollerhöhungen von sich reden. Marcel Fratzscher, Präsident des Forschungsinstituts DIW, bringt die Reaktionen in Deutschland im Hinblick auf die möglichen Folgen durch den künftigen Präsidenten Donald Trump auf den Punkt: „Donald Trumps Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen ist ein Schock; die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und vor allem sicherheitspolitischen Folgen dieser Wahl könnten dramatisch sein. In einer Demokratie gilt es, dieses Wahlergebnis zu respektieren. Die Länder in Europa müssen jetzt Lehren aus dieser Wahl ziehen und einen harten Kurswechsel einleiten. Dies gilt insbesondere für Deutschland.“

America First – bei den Zöllen

Bereits jetzt stehen Zollerhöhungen für Waren aus Mexiko und Kanada auf der Agenda des künftigen Präsidenten. Auch die Zölle für Waren aus China werden erhöht. Die Sorgen, dass es zu einem Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten kommt, sind nur allzu berechtigt. Hierzulande wird man wohl mit Gegenmaßnahmen antworten, sollte auch die deutsche Industrie von drastischen Zollerhöhungen betroffen sein. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit Sitz in Köln legt nun eine Berechnung vor, was ein transatlantischer Handelskrieg die deutsche Volkswirtschaft kosten würde. Dabei wird eine Erhöhung der Zölle, etwa für deutsche Autobauer oder den Maschinenbau, von 10 Prozent angenommen, was angesichts der Drohungen für Kanada und Mexiko mit 25 Prozent Zuschlag, eine noch eher moderate Prognose darstellt. So ist auch in Rechnung zu stellen, dass die EU auf die Maßnahmen der USA mit etwa gleich hohen Strafzöllen antworten wird. Das IW prognostiziert für die vierjährige Amtszeit von Trump für Deutschland einen Gesamtverlust beim Bruttoinlandsprodukt von 127 Mrd. Euro. Würde es zu einer Erhöhung um 20 Prozent auf beiden Seiten des Atlantiks kommen, dann verliert Deutschlands 180 Mrd. Euro. „Somit würde das deutsche BIP am Ende der Amtszeit des Republikaners 1,5 Prozent niedriger ausfallen […] ja ein transatlantischer Handelskrieg ist negativ für beide Seiten. Insbesondere für die deutsche Exportindustrie, die ohnehin in einer Krise steckt“, so Thomas Obst, der Autor der Studie.

Deutsche Überschüsse wachsen

Das Statistische Bundesamt hat aus aktuellem Anlass noch einmal die wichtigsten Zahlen zum Import- und Exportgeschäft mit den USA herausgearbeitet. Bemerkenswert ist zunächst, dass die USA als Zielland für Exporte aus Deutschland zurzeit das größte Gewicht seit 20 Jahren hat. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 158 Mrd. Euro von Deutschland in die USA exportiert. Hinzu kommt, dass der Außenhandelssaldo mit den Vereinigten Staaten – und dies ist eine Tatsache die Trump besonders fokussiert – so positiv für Deutschland ist wie seit 20 Jahren nicht mehr. Im Jahr 2023 erzielte der deutsche Außenhandel einen Rekord-Exportüberschuss von über 63 Mrd. Euro. Der Wert liegt höher als bei anderen Exportzielländern. In diesem Jahr bahnt sich ein neuer Höchstwert an. Im ersten Halbjahr 2024 lag der Exportüberschuss bei 34,7 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr überholt der Außenhandelsumsatz mit den Vereinigten Staaten den von China um 4,8 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu den USA ist China, das an erster Stelle der deutschen Außenhandelsbeziehungen steht, bei den Einfuhren nach Deutschland weit vorne.

Pharma und Automobile besonders betroffen

Bei Problemen durch Zölle ist meist die Rede von der deutschen Autoindustrie und ihrem wichtigen Absatzmarkt in den USA. Tatsächlich ist die Ausfuhr pharmazeutischer Produkte für die Branche sehr viel wichtiger. Mehr als 23 Prozent des Exportabsatzes der Pharmaindustrie geht in die Vereinigten Staaten, gegenüber dem Vergleichsjahr 2008 mit 12 Prozent ist dies fast eine Verdoppelung. Beim Maschinenbau lag der Anteil der Exporte nach Amerika bei 13 Prozent und damit sogar ein wenig höher als bei der Automobilindustrie, deren Anteil für die Vereinigten Staaten bei 12,6 Prozent lag (sonstige Fahrzeuge: ebenfalls 13 Prozent). Wichtige Anteile am Export deutscher Industriebereiche haben aber auch Datenverarbeitungsgeräte oder optische Erzeugnisse sowie die Chemie.

Ein Handelskrieg über den Atlantik hinweg hätte aber nicht nur für den Export gravierende Folgen. 12 Prozent aller auslandskontrollierten Unternehmen in Deutschland haben ihren Hauptsitz in den Vereinigten Staaten. Nur die Schweiz hat mit 13 Prozent einen geringfügig höheren Anteil bei den ausländischen Unternehmen in Deutschland. China, dessen Aktivitäten in Deutschland mit Argusaugen beobachtet werden, hat dagegen nur einen Anteil von 3 Prozent der Unternehmen im ausländischen Besitz. In die USA wird nicht nur exportiert, das Land ist auch Sitz vieler Niederlassungen deutscher Unternehmen. In keinem Staat sind deutsche Betriebe stärker vertreten. Mehr als 6.000 der rund 41.000 von Deutschen im Ausland kontrollierten Unternehmen befinden sich in den USA. Diese beschäftigen dort fast eine Million Mitarbeiter und erreichen einen Umsatz von 828 Mrd. Euro im Jahr. Nun ist die Ansiedlung ausländischer Unternehmen geradezu ein Wunsch von Donald Trump. Dabei würde allerdings ein Umzug, etwa von Automobilherstellern, gravierende Folgen für die bereits stark betroffene Arbeitsplatzsituation in Deutschland haben.

Zurecht machen sich Deutschlands Unternehmen sorgen, wie es weiter geht. Fest steht, dass ein Handelskrieg für alle Beteiligten schädlich ist. Deutschland und die EU sind nun gefordert, mit einer klaren Strategie auf die neue amerikanische Politik zu antworten.

Quellen: Destatis, DIW, IW



Creditreform Villingen-Schwenningen