Türöffner für Kredite: Warum ein guter Creditreform Bonitätsindex für Bankkunden unverzichtbar ist
Bei der Entscheidung für oder gegen einen Kredit achten Banken vor allem auf die Bonität eines Unternehmens. Mittelständler, die beim Creditreform Bonitätsindex gut abschneiden, haben nach einer Untersuchung der KfW gute Karten in den Kreditverhandlungen.
Für das lateinische Wort „Bonitas“ bietet das Wörterbuch Pons drei mögliche Übersetzungen an: Güte, Gutmütigkeit und Herzenswärme. Allesamt sehr emotionale Begriffe. Große Gefühle sind jedoch fehl am Platz, wenn es um Bonität geht – jenem Begriff aus dem Wirtschaftsleben, der sich aus dem lateinischen „Bonitas“ ableiten lässt. Die Unternehmensbonität ist der Gradmesser für die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Person. Creditreform filtert ihre Bonitätseinschätzung aus einer Vielzahl von Informationen. Es zählen die harten Fakten, wie die Auftragslage, die Bilanzdaten oder die Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens – Emotionen haben da nichts zu suchen.
Der Creditreform Bonitätsindex entscheidet mit bei den (nicht öffentlichen) Beurteilungen der Banken über die Kreditwürdigkeit kleiner und mittelgroßer Unternehmen. Zu dieser Einschätzung kommt die KfW, nachdem sie den Kreditzugang laut KfW-Mittelstandspanel und die Bonitätskennzahl im Creditreform Bonitätsindex in Relation gesetzt hat. Zwischen beiden Größen, so die Beobachtung der Bankexperten, gebe es eine enge Korrelation. Konkret: Ein Unternehmen, dem Creditreform eine gute Bonität attestiert, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von seiner Bank ein Kreditangebot erhalten. Umgekehrt werden Unternehmen mit schlechter Beurteilung in Kreditverhandlungen mit Banken sehr viel seltener erfolgreich sein.
Bonität entscheidet maßgeblich über Kreditzugang
Spätestens seit der Implementierung von Basel II wird der Kreditzugang maßgeblich von der Unternehmensbonität bestimmt. Basel II verpflichtete die Banken zu einer risikogerechtenUnterlegung ihrer an Unternehmen ausgegebenen Kredite mit Eigenkapital. Entsprechend der Ausfallwahrscheinlichkeit, die wiederum von der Bonität des Kreditnehmers abhängt, müssen Banken zwischen 1,6 und zwölf Prozent Eigenkapital für einen an Mittelständler vergebenen Kredit bereitstellen. Daraus ergeben sich ein nach Bonität des Kreditnehmers differenzierter Kreditzugang und unterschiedliche Kreditkonditionen. So sollen Kreditrisiken adäquat in den Bankbilanzen abgebildet werden.
Wie hat sich nun die Bonität des deutschen Mittelstands seit der Finanzkrise entwickelt? Nach Zahlen des KfW-Mittelstandspanels und von Creditreform erholte sie sich seit 2009 nur moderat und folgte weitgehend der konjunkturellen Entwicklung. Dieser generelle Trend verschleiert jedoch, dass der Mittelstand auseinandergedriftet ist: Auf der einen Seite ist die Zahl der Unternehmen mit ausgezeichneter oder sehr guter Bonität deutlich gestiegen. Aber gleichzeitig erhöhte sich auch die Zahl der Firmen, deren Bonität nach dem Index von Creditreform schwach oder sogar sehr schwach ist.
Generell gilt: Je größer ein Unternehmen, umso besser und stabiler war im Durchschnitt seine Bonität.
Ein Drittel aller größeren Mittelständler (mit 50 und mehr Beschäftigten) wiesen einen zumindest guten Wert auf. Bei Kleinunternehmen (mit weniger als zehn Beschäftigten) waren dies lediglich drei Prozent.Ihre Entwicklung wies zudem eine sehr viel höhere Volatilität und Konjunkturabhängigkeit auf als die ihrer größeren Pendants.
Die enge Korrelation zwischen Unternehmensgröße und Bonität hat viele Gründe. Einer ist auf die Tatsache zu- rückzuführen, dass größere Mittelständler oft über eine bessere Ausstattung mit Eigenkapital verfügen. Zudem gibt es häufig Unterschiede in der Managementerfahrung, in der Marktstellung sowie in der Kunden und Lieferantenstruktur.
Merkliche Abweichungen im Zahlungsverhalten zeigten sich im untersuchten Zeitraum von 2009 bis 2014 auch zwischen einzelnen Branchen. Bauunternehmen wiesen einen häufigeren Zahlungsverzug auf als Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes oder des Handels. Dies wirkte sich wiederum negativ auf die Bonitätsbewertung der Unternehmen aus.
Neues Denken bei den Banken
Seit dem Abflauen der Finanzkrise und der konjunkturellen Erholung fällt es auch Unternehmen mit schwacher Bonität leichter, einen Kredit zu erhalten. In der Krise war das lediglich in Ausnahmefällen möglich gewesen. Das ist aus Sicht der Banken nicht ohne Risiko. Denn ein lockerer Kreditzugang vergrößert die Gefahr, Insolvenzen zu verschleppen, und sorgt dafür, ass tendenziell unproduktivere Unternehmen im Markt bleiben. Anlass zu verstärkter Sorge gibt es nach Ansicht der KfW jedoch nicht. Sie sieht in dem verbesserten Kreditzugang für Mittelständler mit schwächerer Bonität im Wesentlichen „die Normalisierung der Risikoaversion der Banken nach der Finanzmarktkrise“.
Da außerdem aufgrund neuer regulatorischer Vorgaben Geschäftsfelder wie der Eigenhandel für die Banken weggefallen oder stark geschrumpft seien, bemühten sich die Kreditinstitute um den Ausbau des Geschäfts mit dem Mittelstand. Davon profitierten auch kleinere Unternehmen.
Gleichwohl sollte der Mittelstand auch in Zeiten bester Finanzierungsbedingungen die Bedeutung einer guten Bonität nicht aus den Augen verlieren und sich aktiv darum bemühen, sie zu stärken, rät die KfW. Denn: Die Bonität bleibe die zentrale Größe in der Kreditentscheidung der Banken. Bonitätsschwache Unternehmen liefen schneller Gefahr, in Finanzierungsprobleme zu geraten, als andere, wenn der Kreditzugang insgesamt für die Firmen schwieriger werde.
Hintergrundwissen: Der Creditreform Bonitätsindex
Der Bonitätsindex ist der zentrale Bestandteil der Creditreform Wirtschaftsauskunft. Er ist das einschlägige Informationsinstrument für Kreditentscheidungen in der Unternehmenspraxis. Zusammen mit der detaillierten Angabe der entsprechenden Ausfallwahrscheinlichkeit ermöglicht der Bonitätsindex eine schnelle und direkte Einschätzung der Bonität des Kunden – und damit dessen Kreditwürdigkeit.
Der Index verdichtet mittels eines mathematisch-statistischen Verfahrens 15 bonitätsrelevante Merkmale und liefert damit ein aussagekräftiges Urteil über die Zahlungsfähigkeit eines Betriebs. Folgende Aspekte werden berücksichtigt:
- Rechtsform
- Unternehmensalter
- Unternehmensentwicklung
- Auftragslage
- Branche
- Anzahl der Mitarbeiter
- Umsatz
- Umsatz/ Mitarbeiter
- Bilanzdaten
- Eigenkapital
- Kapitalumschlag
- Zahlungsverhalten der Firma
- Zahlungsverhalten der Kunden
- Zahlungsweise