Creditreform exklusiv: So geht es sächsischen Unternehmen
Die wirtschaftliche Lage im sächsischen Mittelstand hat sich in diesem Kalenderjahr deutlich verschlechtert. Über diese Entwicklung und den aktuellen Geschäftsklimaindex (CGK) spricht Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, in einem Hintergrundgespräch mit Andreas Aumüller, persönlich haftendem Gesellschafter und Thomas Schulz, Prokurist der Creditreform Dresden.
In diesem Jahr verzeichnet der Geschäftsklimaindex seinen niedrigsten Stand seit mehr als über 10 Jahren: Der CGK rutscht auf ein Tief von minus 13,7 Punkten. Im Vorjahr lag der Wert mit einem Minus von 2 Punkten noch vergleichsweise niedrig. Die deutsche Wirtschaft ächzt und kommt nicht richtig in Schwung. Schwache Nachfrage, ausbleibende Investitionen, steigende Kosten und globale Krisen - all das setzt den Unternehmen zu und mindert den Optimismus für die Zukunft. Alles in Allem blicken die Unternehmen eher pessimistisch auf die kommenden Monate..
„Die Wirtschaftskrise hat den sächsischen Mittelstand hart getroffen. Der Sommer 2024 war von Umsatz- und Auftragsrückgängen geprägt“, erklärt Andreas Aumüller, Geschäftsführer von Creditreform Dresden. Diese Rückschläge wirken sich auch auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen aus.
Auftragsbestände
Laut der Umfrage besonders auffällig verändert haben sich zum Beispiel die Auftragsbestände. Während im Jahr 2022 lediglich 10 % der Unternehmen über sinkende Bestände berichteten, waren es im Folgejahr bereits 31 und 2024 33 Prozent. Zuletzt waren die Werte während der Corona-Pandemie so hoch. Im Vergleich verzeichneten nur noch 9 % der Unternehmen gestiegene Auftragseingänge. Dieser Rückgang beeinflusst auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen und die weiterhin schwache Geschäftslage im Mittelstand.
„Ein Wirtschaftsaufschwung lässt weiter auf sich warten – frühestens im nächsten Jahr könnte die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnen“, ergänzt Aumüller.
Folgen am Arbeitsmarkt
Ein weiterer Bereich, in dem sich die Folgen der Krise bemerkbar machen, ist der Arbeitsmarkt. Gegenüber dem Frühjahr hat sich der Personalbestand bei 23 % der Unternehmen verkleinert, während er sich bei nur knapp 18 % der Unternehmen vergrößert hat. Nach kontinuierlichem Wachstum in den vorherigen Jahren, sinkt der Personalstand damit bereits das zweite Jahr in Folge. Auch in diesem Bereich ist für die kommenden Monate keine Besserung in Sicht: es droht weiterer Stellenabbau und eine schwache Nachfrage nach Arbeitskräften.
Die Eigenkapitalsituation der sächsischen Unternehmen hat sich ebenfalls weiter verschlechtert. Knapp 36 Prozent der Betriebe weist eine niedrige Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent auf (Vorjahr: 35 Prozent). Lediglich 34 Prozent der Befragten verfügen über eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Besonders stark betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen. Die Konsequenz sind of zu hohe Kredit- und Zinsbelastungen und eine sinkende Stabilität der Betriebe. Besonders die Anzahl von Marktaustritten könnte so in den kommenden Monaten steigen.
Rückgang der Investitionen
Die Investitionsbereitschaft im Mittelstand bleibt zwar gering, hat sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr leicht erholt. Derzeit planen 36,3 Prozent der befragten Unternehmen Investitionen – im Vorjahr waren es nur 32,3 Prozent. Unsichere Konjunkturaussichten dämpfen jedoch weiterhin die Investitionsfreude.
„Die Auswirkungen der Krise machen sich zunehmend auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Nachfrage sinkt, die Investitionen der Unternehmen gehen zurück und es kommt vermehrt zum Personalabbau“, erklärt Andreas Aumüller.
Ertragslage im Mittelstand
Ein Blick auf die Erträge verrät auch hier eine ähnliche Entwicklung: 42 Prozent der Unternehmen berichten von gesunkenen Erträgen (im Vorjahr: 39 %), während lediglich 10 Prozent gestiegene Erträge verzeichnen (im Vorjahr: 13 %).
Die Unzufriedenheit im sächsischen Mittelstand, besonders in Bezug auf die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, nimmt stetig zu. 79 Prozent der Befragten stufen die Politik der aktuellen Bundesregierung als negativ ein, lediglich 2 Prozent sehen sie positiv. Besonders der Themenpunkt Bürokratieabbau wiegt im sächsischen Mittelstand schwer - dabei verschärfte sich hier die Belastung für die Unternehmen in den letzten Monaten. Aber auch Fachkräftemangel und Energiekosten sind für mittelständische Unternehmen in Sachsen von großer Relevanz.
Präsentation und Pressemitteilung zum Hintergrundgespräch
Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2024
Die wirtschaftliche Lage des Mittelstandes bleibt auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt. Eine geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung belasten die Geschäfte der mittelständischen Unternehmen schwer. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK), der auf einer Umfrage unter gut 1.200 Unternehmen basiert, sank auf minus 4,8 Punkte (Vorjahr: minus 1,2 Punkte).