Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Frühjahr 2025
Neues Jahr, neuer (politischer) Start, neues Glück? Für die Stimmung der Mittelständler gilt das leider nicht. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK), der auf einer Umfrage unter gut 1.200 mittelständischen Unternehmen basiert, sank auf minus 2,9 Punkte. Das Vertrauen der Unternehmer in den Wirtschaftsstandort Deutschland ist nachhaltig erschüttert. Es gibt zwar einige Hoffnungsschimmer, aber der überwiegende Teil der Unternehmenslenker bleibt trotz des Versprechens einer „Wirtschaftswende“ resigniert.

Vorerst kein Konjunkturumschwung in Sicht
Die mittelständische Wirtschaft sieht weiterhin keine Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung. Auch im Frühjahr 2025 bleibt die Stimmung in den Unternehmen gedrückt. Das zeigt die aktuelle Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung in Neuss, für die rund 1.200 kleine und mittlere Unternehmen befragt wurden. Der Creditreform Geschäftsklimaindex für den Mittelstand (CGK) verharrt mit minus 2,9 Punkten im negativen Bereich (Vorjahr: minus 1,4 Punkte). Bereits zum dritten Mal in Folge – und zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren – überwiegt in der Bewertung der Geschäftslage die negative Einschätzung.
„Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn und viele Krisen später ist ein Großteil der Unternehmen in Deutschland geradezu verzweifelt. Vom politisch erhofften Aufschwung ist aktuell nichts zu spüren. Im Gegenteil: Trotz oder wegen der angekündigten Wirtschaftswende bleibt der Mittelstand misstrauisch, da die derzeitigen Aussichten keine nachhaltige Besserung versprechen“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Belastend wirken die schwache Industrieproduktion, die anhaltende Krise im Baugewerbe, zunehmende geopolitische Unsicherheiten sowie Zollstreitigkeiten.
Investitionen bleiben aus
„Das anhaltend niedrige Investitionsniveau ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Unternehmen wenig Vertrauen in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts haben“, so Hantzsch weiter. Lediglich 41,7 Prozent der befragten Unternehmen planen derzeit Investitionen – ähnlich geringe Werte wurden zuletzt während der Finanzkrise 2009 verzeichnet. Neben den pessimistischen Konjunkturerwartungen hemmen auch strukturelle Standortschwächen wie hohe Energiepreise die Investitionsbereitschaft. Auch beim Personal halten sich die Unternehmen zurück: Die Mehrheit plant keine Neueinstellungen.
Entsprechend setzt sich der Stellenabbau im Mittelstand fort: 20,2 Prozent der Unternehmen meldeten eine Reduzierung des Personalbestands, während nur 14,8 Prozent eine Aufstockung vornahmen. Besonders stark betroffen sind hier das Verarbeitende Gewerbe und der Bausektor.

Umsatzrückgänge setzen sich fort
Auch zu Jahresbeginn 2025 blieb die konjunkturelle Entwicklung schwach. Wie schon im Vorjahr meldete ein erheblicher Teil der Unternehmen Umsatzrückgänge (31,0 Prozent; Vorjahr: 31,7 Prozent), während lediglich 20,4 Prozent über Umsatzsteigerungen berichteten – nach 23,9 Prozent im Vorjahr.
„Seit über zwei Jahren wächst der deutsche Mittelstand nicht mehr. Das Warnsignal könnte größer nicht sein. Die Unternehmen brauchen eine radikale Entlastung, damit unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter verloren geht“, mahnt Hantzsch. Die neue Bundesregierung müsse unter anderem eine umfassende Unternehmenssteuerreform anstoßen und bessere Investitionsanreize schaffen.

Forderungen an die neue Bundesregierung
Vier Themen stehen für mittelständische Unternehmen aktuell im Vordergrund: An erster Stelle wird mit 84,1 Prozent der Bürokratieabbau genannt. Es folgen die Senkung der Energiepreise (59,0 Prozent) sowie steuerliche Entlastungen (58,8 Prozent). Darüber hinaus fordern 53,5 Prozent der Befragten eine verlässliche und planbare Wirtschaftspolitik mit stabilen Rahmenbedingungen. „Wie dringlich wirtschaftspolitische Maßnahmen sind, zeigt sich an den schon sichtbaren Folgen der anhaltenden Wirtschaftskrise: Steigende Insolvenzen, ein schrumpfender Unternehmensbestand und ein Beschäftigungsabbau im Mittelstand“, ergänzt Hantzsch. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe Deutschland rund 130.000 wirtschaftlich bedeutende Unternehmen verloren.
Hoffnung auf Frühjahrsbelebung
Für die kommenden Monate wird vereinzelt mit einer saisonalen Belebung gerechnet: 27,8 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Umsätze, was etwa dem Vorjahreswert entspricht. 18,1 Prozent befürchten jedoch weiterhin Umsatzrückgänge (Vorjahr: 19,6 Prozent). Der Anteil der Pessimisten bleibt somit hoch.
„Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist ein Großteil des Mittelstands sichtlich getroffen. Der Fingerzeig auf die Politik reicht allerdings nicht aus, um die Situation zu ändern. Ebenso müssen Unternehmer, Arbeitnehmer und die Gesellschaft insgesamt dafür sorgen, dass wir den enormen Herausforderungen der neuen Zeit gewachsen sind“, so Hantzsch.

Zahlungsausfälle und Liquiditätsengpässe nehmen zu
Zudem berichteten die Unternehmen häufiger als im Vorjahr von Zahlungsausfällen – ein zusätzlicher Belastungsfaktor in der aktuellen Lage. 11,2 Prozent der Befragten verzeichneten Forderungsausfälle von mehr als einem Prozent ihres Umsatzes (Vorjahr: 8,2 Prozent) und nur 20,9 Prozent blieben davon verschont (Vorjahr: 23,1 Prozent).
„Die Nachfrage nach Krediten ist vor allem deshalb wieder gestiegen, weil viele Unternehmen wieder mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben“, erläutert Hantzsch. Der Bedarf an wichtigen Investitionskrediten ist dagegen leicht rückläufig. 23,2 Prozent der Unternehmen nahmen in den vergangenen Monaten ein Bankdarlehen in Anspruch – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (18,6 Prozent). Besonders stark gestiegen ist der Kreditbedarf im Verarbeitenden Gewerbe (25,2 Prozent).