Creditreform Dresden

Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand in Sachsen, Herbst 2019

Sächsischer Mittelstand im Sog der schwachen Industriekonjunktur

Die mittelständische Wirtschaft in Sachsen gerät in den Konjunkturabschwung. Geschäftslage und Geschäftserwartungen werden von den Unternehmen deutlich schlechter bewertet als im Herbst 2018. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) büßte 18,7 Zähler ein und notiert aktuell bei 16,1 Punkten (Herbst 2018: 34,8 Punkte). Der bundesdeutsche Vergleichswert liegt bei 17,1 Punkten (Herbst 2018: 27,6 Punkte). Der Creditreform Geschäftsklimaindex für Sachsen wird auf Basis einer Konjunkturumfrage bei kleinen und mittleren Unternehmen ermittelt.

Die Umsatz- und Auftragslage der mittelständischen Unternehmen im Freistaat zeigen bereits deutliche Folgen der Konjunkturschwäche in der Industrie. So berichtete noch ein Drittel der Befragten (38,2 Prozent) von Umsatzsteigerungen. Im Vorjahr hatte noch mehr als die Hälfte der Befragten (51,2 Prozent) ein Umsatzplus erzielt. 13,2 Prozent der Befragten meldeten Umsatzeinbußen (Vorjahr: 8,5 Prozent).

 

Verhaltene Konjunkturaussichten

Die weiteren Geschäftsaussichten beurteilten die Unternehmen im Freistaat spürbar zurückhaltender als im Vorjahr. Die Auftragseingänge waren bereits im letzten halben Jahr bei vielen Unternehmen zurückgegangen (22,1 Prozent der Befragten). Entsprechend vorsichtig wird die weitere Entwicklung eingeschätzt. Lediglich jeder Fünfte (20,6 Prozent) rechnet mit steigenden Auftragseingängen (Vorjahr: 29,3 Prozent). Die Mehrzahl der Befragten (67,6 Prozent) erwartet eine gleichbleibende Auftragslage.

Die Unternehmen sind trotz der gestiegenen Vorsicht aber nicht in Pessimismus verfallen. Immerhin wird bei drei von zehn Unternehmen (29,4 Prozent) mit Umsatzsteigerungen gerechnet. Auch sehen die Unternehmen durchaus Wachstumschancen. Gut die Hälfte der Befragten (52,9 Prozent) will im nächsten halben Jahr investieren (Vorjahr: 57,3 Prozent) und Kapazitäten ausbauen. Der Anteil investitionsbereiter Unternehmen liegt damit über dem Bundesdurchschnitt (51,4 Prozent). Zudem ist die Schaffung weiterer Arbeitsplätze vorgesehen. So haben 19,1 Prozent der Befragten zusätzlichen Personalbedarf (Vorjahr: 25,6 Prozent) – Entlassungen sind bei 8,8 Prozent der Unternehmen geplant (Vorjahr: 3,7 Prozent).

 

Eigenkapital wird zusammengehalten

Noch knapp ein Drittel der Unternehmen im Freistaat Sachsen (30,9 Prozent; Vorjahr: 34,1 Prozent) gilt als eigenkapitalstark und weist eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent auf. Die schwächere Wirtschaftslage der letzten Monate hatte so zum Teil auch die Eigenkapitalbasis angegriffen. Als überwiegend fremdfinanziert (Eigenkapitalquote unter 10 Prozent) gelten aber nur 16,2 Prozent der Unternehmen. Im Vorjahr waren noch 26,8 Prozent der Firmen betroffen gewesen.
Damit verfügen sächsische Unternehmen über eine sehr hohe Eigenkapitalquote, die dazu beiträgt, konjunkturelle Dellen gut zu überwinden. Auch die im Freistaat vorherrschende kleinteilige Wirtschaft erweist sich in Krisenzeiten als besonders vorteilhaft.

Leicht erhöht haben sich die Forderungsausfälle der Unternehmen. So verbuchten nur 30,9 Prozent der Befragten gar keine Zahlungsausfälle (Vorjahr: 35,4 Prozent) und 7,4 Prozent der Befragten hatten hohe Ausfälle von über 1,0 Prozent des Umsatzes zu beklagen (Vorjahr: 2,4 Prozent). Mehrheitlich waren die Forderungsverluste aber geringer Natur.

 

16.000 sächsische Unternehmen nicht kreditwürdig

Rund 16.300 sächsische Unternehmen sind als nicht kreditwürdig einzustufen. Das sind 7,72 Prozent des gesamten Unternehmensbestandes. Diese Quote liegt leicht unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (7,86 Prozent) sowie unter dem Durchschnitt Ostdeutschlands (7,95 Prozent). Die im Freistaat betroffenen Unternehmen dürften im aktuellen Konjunkturabschwung deutlich anfälliger sein. Vor dem Hintergrund ihrer schwachen Bonität muss mit vermehrten Ausfällen gerechnet werden. Zudem dürften die Unternehmen bei Verhandlungen mit Kreditgebern – wie Lieferanten oder Finanzinstitute – Schwierigkeiten haben.

Die Creditreform Wirtschaftsforschung hatte landesweit mehr als 210.000 Unternehmen und Gewerbetreibende bis auf die regionale Ebene der Postleitzahlgebiete analysiert. Firmen, die als nicht kreditwürdig gelten, weisen eine sehr schlechte Bonitätseinstufung auf (Creditreform Bonitätsindex 500 bzw. 600).

 

Unternehmensbonität in Ballungsräumen schlechter

Von den im Stadtkreis Leipzig ansässigen Unternehmen zeigte gut jedes zehnte (10,48 Prozent) eine negative Bonitätsnote. Auch im Vogtlandkreis (9,97 Prozent) und im Landkreis Nordsachsen (9,14 Prozent) gelten vergleichsweise viele Unternehmen als nicht kreditwürdig. Im Landkreis Bautzen sowie im Erzgebirgskreis sind hingegen nur 6,31 bzw. 6,44 Prozent der Unternehmen mit einer schlechten Bonität ausgestattet. Generell ist die Unternehmensbonität in den Stadtkreisen bzw. kreisfreien Städten Sachsens und damit in den Ballungsräumen schlechter als in den ländlichen Kreisen. Eine Ausnahme ist die Landeshauptstadt Dresden (7,02 Prozent).

Wirtschaftsbereiche wie das Gastgewerbe (12,79 Prozent) und der Verkehrssektor (10,56 Prozent) weisen mit den höchsten Anteil an nicht kreditwürdigen Unternehmen auf. Umgekehrt gelten im Gesundheits- und Sozialwesen nur 1,96 Prozent der Unternehmen als nicht kreditwürdig und damit als ausfallgefährdet. Deutlich besser als der Durchschnitt ist die Unternehmensbonität zudem in der Land- und Forstwirtschaft oder im Bergbau – 4,64 bzw. 4,72 Prozent der Firmen sind hier nicht kreditwürdig.


Hintergrund:

Ausschlaggebend für die Bonitätseinstufung eines Unternehmens und damit für dessen Kreditwürdigkeit sind u. a. das Vorliegen gerichtlicher Negativmerkmale. Ein gerichtliches Negativmerkmal wird beispielsweise bei Insolvenzantrag, bei Beantragung der Restschuldbefreiung oder bei Anordnung von Sicherungsmaßnahmen vergeben.


Neuss/ Dresden, 10. Oktober 2019