Creditreform Oldenburg Regionale Wirtschaftsforschung

Geschäftslage trübt sich ein – aber regionale Unternehmen investieren in Zukunft

Die Stimmungslage im Mittelstand hat sich im Herbst 2019 eingetrübt. Die Mehrzahl der gut 1.300 befragten Unternehmen aus dem Weser-Ems-Gebiet bewertete die aktuelle Geschäftslage aber noch positiv. Erfreulich: die jahrelange Investitionsschwäche ist vorbei.

Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand – Wirtschaftsraum Weser-Ems Herbst 2019

65,9 Prozent der Befragten und damit rund zwei Drittel der von Creditreform Leer, Oldenburg, Osnabrück/ Nordhorn und Bremen im Herbst 2019 befragten Unternehmen bezeichneten die Geschäftslage als „sehr gut“ oder „gut“. Vor einem Jahr hatte der Anteil der Positivmeldungen noch 70,2 Prozent betragen. Damit blieb auch der regionale Mittelstand von der anhaltenden Schwächephase der deutschen Exportwirtschaft nicht unberührt.

Mit plus 63,4 Punkten liegt der Geschäftslage-Saldo Weser-Ems (die Differenz aus den Anteilen guter und schlechter Bewertungen) leicht unter dem Wert des Vorjahres (+68,3 Punkte) und damit im bundesweiten Trend (+63,9 Punkte).

Für die Region Oldenburg (Landkreise Ammerland, Friesland, Oldenburg, Wesermarsch und die Städte Oldenburg und Wilhelmshaven) liegt der Saldo aus positiver und negativer Beurteilung der aktuellen Geschäftslage bei plus 64,3 Punkten (Vorjahr +68,1 Punkte) und somit annähernd gleichauf mit den Durchschnittswerten in Weser-Ems und bundesweit, ebenso wie der Landkreis Vechta (Saldo + 64,6 Punkte). Über dem Durchschnitt liegen die Stadt Oldenburg mit einem Saldo von plus 66,7 Punkten (Vorjahr +70,3 Punkte) und der Landkreis Cloppenburg mit plus 68,8 Punkten (2018: +67,3 Punkte).

Für die Region Leer (Landkreise Aurich, Emsland, Leer, Cloppenburg, Wittmund und die Stadt Emden) beträgt der aktuelle Geschäftslage-Saldo plus 66,9 Punkte (Vorjahr *71,3 Punkte) – ebenfalls über den Durchschnittswerten in Weser-Ems und im Bund. Ostfriesland weist für den Geschäftslage-Saldo plus 62,6 Punkte auf, das Emsland plus 70,2 Punkte.

Die Geschäftserwartungen liegen in Weser-Ems mit einem Saldo von plus 52,8 Punkten (2018: +63,2 Punkte) deutlich unter denen des Vorjahres. Bundesweit sind die Unternehmen optimistischer mit einem Erwartungssaldo von plus 59,2 Punkten. Für Cloppenburg liegt der Saldo für die Geschäftserwartungen bei plus 57,8 Punkten (2018: +71,2 Punkte), für Vechta sogar bei plus 60,4 Punkten und damit annähernd im Bundesdurchschnitt.  

Aus der aktuellen Geschäftslage und den – mit einem Saldo von plus 52,8 Punkten im Vergleich zum Vorjahr (+63,2 Punkte) deutlich vorsichtigeren – Geschäftserwartungen ergibt sich ein aktueller Geschäftsklima-Index Weser-Ems von plus 58,1 Punkten (Vorjahr +65,8 Punkte), leicht unter dem Deutschland-Index (+61,6 Punkte).

 

Umsätze im Rückwärtsgang – Pessimismus wächst

Die Abschwächungstendenzen spiegeln sich auch in der Umsatzentwicklung der letzten Monate wider. 15,6 Prozent der Befragten (Vorjahr: 11,0 Prozent) meldeten einen Rückgang der Umsätze. Bei gut einem Drittel der Befragten (37,5 Prozent) sind die Umsätze aber noch einmal gestiegen; in der Stadt Oldenburg bei 44,4 Prozent der Befragten, in Cloppenburg bei 39,1 Prozent, in Vechta bei 39,6 Prozent und in Ostfriesland bei 34,5 Prozent. Deutliche Verschlechterungen sind allerdings im Verarbeitenden Gewerbe erkennbar. Die binnenwirtschaftlichen Branchen wie das Baugewerbe und die Dienstleister sind dagegen stabil.

Die weitere Umsatzentwicklung in den nächsten Monaten beurteilen die Mittelständler aus dem Weser-Ems-Gebiet deutlich zurückhaltender als in der Umfrage vor einem Jahr. Nur noch 23,3 Prozent der Unternehmen erwarten, dass der Umsatz steigen wird (Vorjahr: 29,4 Prozent). Gut jeder achte Befragte (13,5 Prozent) rechnet mit Einbußen (Vorjahr: 9,2 Prozent). Damit ist der Mittelstand im Weser-Ems-Gebiet pessimistischer gestimmt als im Bundesdurchschnitt. Getrübte Umsatzperspektiven finden sich insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, während das Dienstleistungsgewerbe weiter optimistisch bleibt.

 

Personalbestand wächst langsamer

Trotz konjunktureller Eintrübung hat der Mittelstand die Belegschaften in den letzten Monaten weiter aufgestockt, allerdings hat die Einstellungsbereitschaft nachgelassen. Noch knapp ein Drittel der Befragten (31,3 Prozent) hat den Personalbestand zuletzt erhöht (Vorjahr: 34,5 Prozent). Ein zunehmender Anteil der Unternehmen (2019: 12,6 Prozent; 2018: 10,4 Prozent) meldete einen Abbau von Beschäftigten. In den einzelnen Landkreisen sind die Rückmeldungen dazu ohne größere Abweichungen. Im Verarbeitenden Gewerbe reduzierten sogar 17,7 Prozent der Befragten die Belegschaft.

Auch die weiteren Personalplanungen des hiesigen Mittelstandes sind eher reserviert. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (72,5 Prozent) will den derzeitigen Personalbestand unverändert lassen. Wachsen dürfte der Personalbestand in den nächsten Monaten verstärkt wohl noch im Dienstleistungsgewerbe.

 

Regionaler Mittelstand investiert weiter

Die Investitionstätigkeit im Mittelstand ist durch die langsamere Gangart der Konjunktur aber noch nicht ernsthaft belastet. Wie im Vorjahr haben 54,3 Prozent der Befragten ein Investitionsvorhaben angekündigt. Dieser Prozent-anteil liegt erneut höher als der bundesweite Durchschnitt (51,4 Prozent). In der Stadt Oldenburg bleibt die Anzahl der investitionsfreudigen Unternehmen mit 46,7 Prozent unter dem Durchschnitt. Im Kreis Cloppenburg planen 57,8 Prozent im Verlauf des nächsten halben Jahres Investitionen und im Kreis Vechta sogar 68,8 Prozent.

Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen stehen dabei Ersatzinvestitionen auf der Tagesordnung, gefolgt von Investitionen in Erweiterungen und Fuhrpark. Stärker als im Vorjahr will der Mittelstand in die Digitalisierung und den Umweltschutz investieren.

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Oldenburg/Leer, 11. Dezember 2019