Creditreform Magazin

Fördermittel für nachhaltige Investitionen

Die EU, der Bund und die Länder fördern nachhaltige Investitionen auf vielfältige Weise. In Zeiten steigender Zinsen werden Fördermittel wichtiger. Wie ihr Einsatz gelingt, wie Unternehmer den passenden Berater finden und worauf sie bei der Auswahl achten müssen.

Die Blechwarenfabrik Limburg zeigt, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann. Sie zählt in Europa zu den führenden Produzenten von Metallverpackungen. Das Unternehmen mit 400 Mitarbeitern stellt Dosen, Flaschen, Eimer und Kanister her. „Neocan“ ist der Name der neuen Dose, für deren Herstellung kein Erdgas und auch kein anderer fossiler Brennstoff eingesetzt wird. Sie wird vollständig mit erneuerbaren Energien produziert. Im Vergleich zur Herstellung von Weißblechprodukten sinken die CO2-Emissionen um 70 Prozent. 

Nachhaltigkeit hat eine lange Tradition in der Firma“, sagt Annika Roth, die gemeinsam mit ihrem Bruder Hugo Sebastian Trappmann und Thomas Fachinger das Unternehmen führt. Sie treiben den ökologischen Wandel konsequent voran. 2018 ist das Unternehmen an einen neuen Standort in Limburg gezogen. Die neue Produktionshalle erfüllt die Kriterien der Energieeffizienz für Gewerbegebäude und schließt auch ein neues Heiz- und Kühlkonzept ein. Knapp die Hälfte der Baukosten in Höhe von 30 Millionen Euro konnte das Unternehmen mit einem Fördermittelkredit finanzieren.  

Komplizierte Suche nach passendem Förderprogramm

Für Unternehmen sind Fördermittelprogramme ein wichtiges Instrument, um Investitionen in den Klimaschutz oder in ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu finanzieren. Die Europäische Union unterstützt mit dem Green Deal Unternehmen beim Klimaschutz und bei nachhaltigen Geschäftsmodellen. Rund 1.000 Fördermittelprogramme gibt es auf Ebene der EU, der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer.  

Ohne einen erfahrenen Berater ist es nicht möglich, die passenden Förderungen zu finden. „Der Mix verschiedener Programme macht den Erfolg aus“, sagt Klaus Weiler, Finanzierungsexperte und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands deutscher Fördermittel-Berater (BvdFB). „Die gründliche Auswahl ist entscheidend für den Erfolg. Es gibt nicht das Förderprogramm schlechthin, das sich für jedes Unternehmen eignet.“  

Effizienz steigern 

Wie das gelingen kann, zeigt das Limburger Unternehmen. Nicht nur beim Bau der neuen Gebäude, auch in der Produktion legt die Blechwarenfabrik Limburg Wert auf einen sparsamen Umgang mit Ressourcen. Die KfW fördert weitere Projekte des Unternehmens. Der Ersatz von Gas- durch Induktionsöfen reduziert den Energieverbrauch. Das Unternehmen nutzt die bei der Produktion entstehende Wärme und benötigt daher keine Heizung oder Klimaanlagen. Dank der umweltfreundlichen Investitionen spart das Unternehmen 2.600 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ein.  

In der Fabrik wird überwiegend Weißblech verarbeitet. Rund 25.000 Tonnen im Jahr. Es ist zu 100 Prozent recyclingfähig. In der Produktionshalle transportieren fahrerlose Stapler Blechblöcke in die Produktion. Sie befördern auch die fertigen Verpackungen auf Paletten zu den Ladebuchten für die Lastwagen. „Ressourceneffizienz durch Digitalisierung ist unsere eigentliche Innovation“, sagt Mitgeschäftsführer Trappmann.  

Fördermittel finanzieren den Wandel

Fördermittel spielen eine wichtige Rolle, um den nachhaltigen Wandel von Unternehmen zu finanzieren. In Zeiten steigender Zinsen gewinnen sie an Bedeutung. „Unternehmen können eine Vielzahl von Fördermitteln beantragen und damit ihre nachhaltige Entwicklung vorantreiben. Die große Herausforderung besteht jedoch darin, im Förderdschungel den Überblick zu behalten“, sagt Michael Küper, Leiter Energierecht Industriefokus bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland.  

Unternehmen steckten 2021 rund 55 Milliarden Euro in den Klimaschutz und damit jeden achten Euro ihrer Investitionen. Am häufigsten investierten sie in klimafreundliche Mobilität, gefolgt von energieeffizienten Bestandsgebäuden und erneuerbaren Energien. Doch das reicht längst nicht aus: Um das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland erreichen zu können, müssen Unternehmen bis 2045 durchschnittlich jährlich rund 120 Milliarden Euro investieren. So kommen sie an die richtigen Fördergelder:  

In fünf Schritten zum passenden Förderprogramm

1. Berater auswählen 

Das Angebot an Förderprogrammen ist riesig. Allein in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz finden sich unter dem Suchbegriff Klimaschutz fast 400 verschiedene Förderprogramme. Um den Überblick zu behalten, ist ein erfahrener Fördermittelberater unverzichtbar. Die Bezeichnung Fördermittelberater ist allerdings nicht geschützt. Umso wichtiger ist die Auswahl des Beraters: „Die gute Qualifikation ist entscheidend. Programme zu kennen, ist das eine. Wichtig ist genauso, diese in der Praxis umzusetzen“, sagt Klaus Weiler, Finanzierungsexperte und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands deutscher Fördermittel-Berater (BvdFB). Der BvdFB schult und zertifiziert EU-Fördermittelberater nach einheitlichen Qualitätsstandards. Eine gute Quelle für geeignete Fördermittelberater können zudem Verbände oder auch Tipps anderer Unternehmen sein. 

2. Klima- und Energiesparziele festlegen 

Wer in die ökologische Modernisierung investieren möchte, sollte sich nicht auf ein Thema beschränken. „Viele Unternehmen kommen mit dem Wunsch, die Heizung zu erneuern. Dabei macht es Sinn, das Unternehmen umfassend zu analysieren und darüber hinausgehende Potenziale zu identifizieren“, sagt Johannes John, der mit seinem Unternehmen eco.up bei der ökologischen Umgestaltung von Gebäuden begleitet. Die Analyse sollte sämtliche Aspekte im Blick haben. „Das Ziel ist in der Regel, die CO2-Reduktion mit einem möglichst geringen finanziellen Einsatz und von Ressourcen zu erreichen“, sagt John. Dabei erstellt John mit seinem Team ein energetisches Modell der Immobilie, zeigt Potenziale und Schwachstellen auf. Hierzu bezieht er auch die Gebäude- und Anlagentechnik ein. Im Anschluss erstellt er ein Konzept, wie die gewünschten Ziele erreicht werden können.    

3. Fördermittel recherchieren 

Im nächsten Schritt folgt die Fördermittel-Analyse, wie sie zum Beispiel das Europäische Institut für Unternehmensfinanzierung anbietet. „Die Auswahl geeigneter Förderprogramme hängt vom Standort, von der Branche und vom Vorhaben ab“, erklärt Weiler. Dabei wird bei jedem Förderprogramm im Detail analysiert, welche Förderung möglich ist. In der Regel ist eine Kombination verschiedener Fördermittel die ideale Lösung, um das Ziel zu erreichen.  

4. Finanzierungskonzept erstellen 

Fördermittel sind in den meisten Fällen ein wichtiger Teil der Finanzierung von Investitionen in Nachhaltigkeit oder Klimaschutz. Vorgespräche mit Banken und Vergabestellen sind Teil dieses Prozesses. An dessen Ende steht ein detailliertes Finanzierungskonzept, das sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzt. Wichtig für die Finanzierung sind die Rentabilität des Vorhabens und auch das Rating des Unternehmens.  

5. Fördermittelantrag stellen 

Die Beantragung von Fördermitteln ist der finale Schritt. Dabei kann ein Fördermittelberater eine koordinierende Funktion einnehmen. Er führt Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern wie Hausbanken, Vergabestellen oder Bürgschaftsbanken. Ein Fördermittelberater übernimmt die Korrespondenz und Kommunikation mit Vergabestellen, koordiniert die Termine und reicht angeforderte Unterlagen weiter. Dabei gilt jedoch stets: Erst der Antrag, dann die Bestellung oder Auftragserteilung. In einigen Fällen muss sogar erst der Zuwendungsbescheid vorliegen, bevor der Unternehmer loslegen kann.  

Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Dirk Wohleb 
Bildnachweis:  Chansom Pantipstock / adobe stock



Creditreform in Mecklenburg-Vorpommern