Creditreform Magazin

Plattformen gehört die Zukunft

Bernd Bütow, Geschäftsführer des Verbands der Vereine Creditreform, erläutert, warum Partnerschaften für Creditreform künftig immer wichtiger werden, was er an einem App-Store schätzt und wie die Digitalisierung die Arbeit im eigenen Unternehmen verändert.

Mit dem Bau eines neuen Verbandshauses und einem überarbeiteten Corporate Design setzt die Creditreform Gruppe im Jahr ihres 140. Bestehens zwei starke zukunftsweisende Signale. Welche Erwartungen knüpfen Sie daran?

Bernd Bütow: Im CrefoCampus, der Ende nächsten Jahres bezugsfertig sein wird, möchten wir neue, agile Arbeitsformen praktizieren. Heute sind unsere Mitarbeiter auf drei Gebäude verteilt. Da ist ein solches Arbeiten nur schwer möglich, zumal die Grundrisse aus einer Zeit stammen, in der man nicht in agilen Projekten gearbeitet hat. Hinzu kommt: Wir stehen als Arbeitgeber in starker Konkurrenz zu vielen anderen attraktiven Unternehmen in der Region – gerade, wenn es um IT-Kräfte geht, die im Verband zwei Drittel unserer Belegschaft ausmachen. Mit dem Neubau schaffen wir ein attraktives Arbeitsumfeld, mit dem sich unsere Mitarbeiter identifizieren werden.

Dazu kommt ein veränderter Auftritt im Netz.

Unser neues Corporate Design soll uns bei der digitalen Transformation unterstützen. Unser traditionelles Logo, die kunstvoll verzierte Weltkugel, war als App-Symbol untauglich. Sehr viel besser handhabbar ist das geneigte C, unser neues Markenzeichen, das als stilisierter Globus nach wie vor für die Erdkugel steht. Damit unterstreichen wir auch künftig unseren internationalen Anspruch. Schließlich sind wir nicht nur die größte Gläubigerschutzorganisation in Deutschland, sondern mit über 23 Landesgesellschaften und zahlreichen Partnern auf der ganzen Welt bestens vernetzt.

Ist diese Präsenz auch künftig ausreichend oder wird Creditreform bald mit weiteren Landesgesellschaften Flagge zeigen?

Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit, weitere eigene Gesellschaften zu etablieren, schließlich verfügen wir in vielen Ländern über starke Netzwerke mit anderen Partnern. Eine Wirtschaftsauskunft aus Spanien, die von unseren Partnern stammt, hat die gleiche Qualität und sieht nicht anders aus als die Auskunft einer Landesgesellschaft oder eine nationale Auskunft.

Was sind vor dem Hintergrund der Digitalisierung die größten Herausforderungen für Creditreform?

Die Entwicklung im Onlinehandel oder auch im Internet generell zeigt eine starke Tendenz zu Plattformstrategien. Ob Amazon oder Paypal – es gibt immer mehr Akteure, die Plattformen aufbauen und andere einladen, dort mitzumachen. Wer dort mitspielt, ist ein austauschbarer Zulieferer. Er redet nicht mit, wenn es beispielsweise um Kundenbeziehungen geht. Deshalb ist es für die Zukunft von Creditreform essenziell wichtig, selbst in stärkerem Umfang Plattformen zu betreiben. Das hat den Charme, dass wir die Beziehung zu den Kunden wie bisher in der analogen Welt halten und ansprechbar bleiben. Über die Plattform können wir den Kunden zusätzliche attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Eine Art App-Store, in den Partner ihre Angebote einstellen?

Genau. Ein App-Store mit uns als Gatekeeper. Entscheidend ist, dass die Kundenbedarfe optimal erfüllt werden. Da ist es doch naheliegend, andere einzuladen, auf einer Plattform mit unseren angestammten Leistungen gemeinsam neue Angebote zu kreieren. Es ist toll für uns, zu sehen, welche Ideen andere haben, wenn es um die Weiterentwicklung unserer Produkte und Services geht. So wie die Forderungsausfallversicherung, die wir gemeinsam mit dem Kreditversicherer Atradius entwickelt haben und anbieten.

Das heißt, Creditreform macht sich künftig verstärkt auf die Suche nach Partnerschaften?

Es ist doch so: Wir begleiten heute Unternehmen in deren gesamtem Lebenszyklus. Wir stellen Marketingdaten zur Verfügung und unterstützen den Verkauf über die Bereitstellung von Wirtschaftsauskünften. Wir bieten mit CrefoPay eine eigene Bezahlplattform und wir helfen, wenn es zu Zahlungsstörungen kommt. Sofern sich diese Kette verlängert, stehen wir vor der Frage: Wollen wir das allein stemmen oder suchen wir uns einen Partner, der diese Dinge beherrscht, und integrieren dessen Expertise in unsere Prozess- und Servicekette? Ich bin überzeugt, Letzteres wird künftig noch wichtiger, als es heute bereits ist.

Wie wird die Digitalisierung die Arbeit innerhalb der Creditreform Gruppe verändern?

Wir nutzen die Themen der digitalen Transformation, um unsere eigenen Prozesse zu verschlanken, um effektiver und qualitativ hochwertiger zu arbeiten. Ein Beispiel: Früher erforderte die Auswertung der umfangreichen Bilanzberichte, die wir von Unternehmen erhalten, viel Zeit. Heute wertet ein auf neusten technologischen KI- und neuronalen Methoden basierendes System Bilanzanhänge aus, erkennt Tendenzaussagen etwa im Risikobericht und extrahiert wichtige Kennzahlen.

Wo steht die Creditreform Gruppe in fünf Jahren?

Ziel ist es, Meine Creditreform als eine relevante Business-Plattform in Deutschland zu etablieren und sie kontinuierlich mit Produkten und Services aufzuladen. Damit möchten wir neben unseren Mitgliedern in hohem Maß auch eine Zielgruppe ansprechen, die mit Creditreform noch nicht viel zu tun hat.


Quelle: Creditreform Magazin
Interview: Stefan Weber



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