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Auch in Corona-Zeiten – Ost und West nähern sich an

Angesichts der Corona-Krise ist es ein wenig untergegangen – die deutsche Einheit ist diesen Herbst 30 Jahre alt geworden. Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen beschäf-tigt sich mit der Entwicklung in den ehemaligen beiden Landesteilen, sie zeigen auf, wie die ehemals sogenannten „neuen Länder“ aufgeholt haben.

Im Zusammenhang mit der alljährlichen Herbst-Befragung des Mittelstandes hat die Creditreform Wirtschaftsforschung differenzierte Antworten für Ost- und Westdeutschland zur aktuellen wirtschaftlichen Situation eingeholt.

Noch nicht auf gleichem Niveau

Zusammengefasst zeigen verschiedenen Analysen, dass der Osten deutlich aufgeholt, immer aber noch nicht das Niveau des Westens erreicht hat. Die durchschnittliche Wirtschaftskraft der neuen Bundesländer liegt einschließlich Berlin beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner bei knapp 80 Prozent des Levels im Westen. Dabei ist daran zu erinnern, dass 1990 die Wirtschaftsleistung noch bei unter 40 Prozent lag. Auch bei den Löhnen und Gehältern zeigt sich der Aufholprozess auf einem ähnlichen Weg. Bruttolöhne liegen im Osten bei gut 82 Prozent des Westniveaus. Wie markant die Differenz immer noch ist, wird klar, wenn man bedenkt, dass keines der ostdeutschen Länder das wirtschaftliche Niveau des schwächsten westdeutschen Bundeslandes erreicht. Zu groß waren die Unterschiede vor 30 Jahren. Der Unternehmensbestand in Ostdeutschland war zu erneuern, dies konnte nur durch die Sanierung und den Verkauf alter Betriebe, durch Neugründungen oder durch Neuansiedlungen von Firmen gelingen. Wie erfolgreich dies sein kann, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile die ostdeutsche Automobilbranche 69.000 Beschäftigte zählt.

Ansiedlungen von Unternehmen in der Industrie sind das eine, das andere sind Neu oder Ausgründungen, die zum größten Teil dem Mittelstand zuzurechnen sind. Ein Blick auf die wichtigsten Parameter der aktuellen konjunkturellen Situation – durchaus im Zeichen auch der Verarbeitung der Corona-Krise – zeigt, wo die KMU in Ost- und Westdeutschland im Herbst 2020 stehen.

Wir haben verglichen

Die Bewertung der allgemeinen Geschäftslage gibt wohl den besten Überblick über die Befindlichkeit der Betriebe im Mittelstand in Ost und West. So beurteilten 50,1 Prozent der mittelständischen Firmen in Westdeutschland ihre aktuelle Geschäftslage mit sehr gut und gut, in Ostdeutschland liegt dieser Anteil fast drei Prozentpunkte höher bei 52,8 Prozent. Deutlich wird, dass der Osten besser dasteht, wir die erwartete zukünftige Geschäftslage angeschaut. Da zeigten sich die Unternehmen aus Sachsen und den anderen östlichen Ländern zu 53,9 Prozent optimistisch – im Westen wagten nur 45,3 Prozent der Befragten einen so positiven Ausblick.

Ein besonders sensibler Bereich für die Bewertung der wirtschaftlichen Situation in Ostdeutschland ist die Lage am Arbeitsmarkt. So lag die Arbeitslosigkeit 2005 hier bei einem Höchstwert von fast 20 Prozent, 2019 waren es nur noch 6,4 Prozent. Der Mittelstand als wichtigster Arbeitgeber in Ost und West gab zu 16,9 Prozent im Westen an, dass man den Personalbestand aufgestockt habe, im Osten liegt man auf etwa gleicher Höhe mit 16,7 Prozent. Doch der Personalabbau, auch im Zeichen dürftiger Umsätze und Aufträge in der Corona-Pandemie, liegt in Westdeutschland bei einem Minus von 19 Prozent der Befragten, in Ostdeutschland bei nur 13 Prozent. Im Hinblick auf die weitere Personalentwicklung liegen Ost und West in ihren Planungen in etwa gleichauf. Während im Westen 17 Prozent eine Aufstockung sehen, sind es in Ostdeutschland für die nächsten sechs Monaten 18,1 Prozent. Rund ein Zehntel der Betriebe in Ost und West plant einen Abbau von Personal.

Investiert wird weiter

Die aktuelle Umsatzsituation ist im Westen Deutschlands „polarisierter“. Während 26,2 Prozent noch eine Umsatzsteigerung registrierten, gaben 36,9 Prozent ein Minus beim Umsatz zu Protokoll. In Ostdeutschland erwirtschafteten nur 23,3 Prozent der KMU ein Umsatzplus, mit 31,0 Prozent waren allerdings deutlich weniger von Umsatzrückgängen betroffen. Bei der Einschätzung über die zukünftige Umsatzsituation waren sich Ost und West einig: Knapp ein Viertel der Mittelständler erwartet ein Plus beim Umsatz – in dieser Höhe liegt auch die Zahl der Pessimisten, die einen Umsatzrückgang befürchten.

Die Frage, ob trotz der Krise Investitionen auf der Tagesordnung stehen, bejahten 45,9 Prozent der Unternehmen im Westen, im Osten waren es 43,7 Prozent. Überdurchschnittlich gut entwickelt sich weiterhin die Investitionsneigung in Westdeutschlands Bausektor mit 52,9 Prozent positiver Antworten. In Ostdeutschland ist es vor allem das Verarbeitende Gewerbe, das zu 57,8 Prozent Investitionen auf die Agenda setzte.

Die aktuellen Antworten des Mittelstandes in Ost- und Westdeutschland zeigen, dass sich die Bewertungen der Konjunktursituation deutlich angenähert haben. Positiv ist, dass angesichts der aktuell schwierigen Corona-Lage die ostdeutschen Unternehmen nur ein wenig betroffener zeigten als ihre Kollegen in Westdeutschland.



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