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Den Gürtel enger schnallen

Creditreform Boniversum, verantwortlich für die Bewertung der Bonität von Verbrauchern in Deutschland, hat Mitte Mai eine repräsentative Umfrage unter den Bürgern durchgeführt, um zu erfahren, welche Auswirkungen Covid-19 und vor allem die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf die Konsumenten haben.

Valide Daten zu den Folgen des Shutdown liegen bisher kaum vor. Es dauert lange, bis die Informationen ihren Weg von der Quelle über die Bewertung und Aufbereitung bis in die Öffentlichkeit gefunden haben.

Konsum flacht ab

Neben dem Export war der private Konsum eine der Hauptstützen für die Konjunktur in Deutschland. Nun aber waren Änderungen beim Konsumentenverhalten durch die Schließung vieler Einzelhändler, von Sportstätten, Kinos und Theatern und weiterer Freizeitmöglichkeiten unausweichlich geworden. Aber auch jetzt, nachdem unter Auflagen vieles wieder geöffnet hat, zeigen doch erste Zahlen, dass die Umsätze der Betroffenen nicht wieder an die Zeiten vor Corona anknüpfen. Das liegt teils daran, dass manche Beschränkung immer noch einzuhalten ist und dass die Menschen aus Angst vor einer Ansteckung den Konsum und die Öffentlichkeit meiden. Tatsächlich haben auch viele Maßnahmen zu massiven Einschlägen geführt – das gilt nicht nur für die Unternehmen und vor allem viele kleine Selbstständige, sondern auch für die Beschäftigten. Millionen sind von Kurzarbeit betroffen, wenn sie nicht sogar arbeitslos geworden sind. Angesichts der finanziellen Restriktionen, welche die privaten Haushalte im Zuge der Krise zu erleiden hatten, steht Sparen ganz oben auf der Agenda der Konsumenten.

Fast 40 Prozent der von Boniversum befragten Haushalte gaben an, dass sie durch Covid-19 in ihren Finanzen eingeschränkt sind. Konkret: Sie haben Einkommenseinbußen zu erleiden. In den meisten Fällen des Anteils der Betroffenen überhaupt (50,1 Prozent) liegen diese Lohn- und Gehaltseinbußen bei etwa 10 bis 30 Prozent. Nur ein Fünftel der Haushalte, die unter Einbußen zu leiden haben, hat relativ geringfügige Einschnitte von weniger als 10 Prozent hinzunehmen. Dem stehen allerdings knapp 10 Prozent der Befragten gegenüber, bei denen das Einkommen um mehr als 50 Prozent geringer ausgefallen ist.

Massive Einschnitte

43,5 Prozent nennen Kurzarbeit als Hauptgrund für Einkommenseinbußen. Der direkte Verlust des Arbeitsplatzes – den die Kurzarbeit ja eben verhindern soll – traf entsprechend nur geringere 7,2 Prozent der Befragten. Die prekäre Lage vieler kleiner Selbstständiger und Freiberufler ist bekannt. Von staatlicher Seite wurden einige Sofortmaßnahmen in die Wege geleitet, die allerdings von den Betroffenen vielfach als unzureichenden bezeichnet wurden. Fast 17 Prozent der Befragten gaben an, dass die Aussetzung oder Begrenzung der Ausübung ihrer selbstständigen Tätigkeit zu Einbußen geführt hat. Wie wichtig Nebenjobs in Deutschland mittlerweile sind, zeigt nicht zuletzt die Vielzahl der Beschäftigten, die eine Tätigkeit über die 450-Euro-Regelung ausüben. Ein Fünftel der Befragten sah sich bei der Ausübung des Nebenjobs berührt. So sind gerade in der Gastronomie oder bei anderen Aushilfstätigkeiten viele Beschäftigungen ausgefallen. Nicht zu vergessen sind allerdings auch Einnahmen, die etwa aus Vermietung kommen. Durch die Möglichkeit die Mietzahlungen zunächst auszusetzen, sind gerade kleinere, private Vermieter stark betroffen. Gut ein Zehntel der Befragten sprachen insofern von „weiteren krisenbedingten Einkommenseinbußen“.

Sparen gilt als deutsche Tugend – und wenn es darum geht, den Reduzierungen beim Einkommen etwas entgegenzusetzen, dann gaben entsprechend fast 57 Prozent der Bürger an, dass sie versuchen werden, zu sparen. Fast 15 Prozent allerdings sehen in der Option weniger Geld auszugeben, keine Chance – sie können ihren Lebensstandard einfach nicht mehr weiter reduzieren.

Kommt der Aufschwung wieder?

Eine weniger gute Botschaft für alle, die hoffen, dass der Aufschwung jetzt über den „Nachhol-Konsum“ doch bald kommt: Jeweils fast ein Drittel will die Ausgaben für Freizeit und Urlaub herunterfahren, ein weiteres knappes Drittel wird weniger für Bekleidung, Schuhe sowie Haus- und Heimtextilien ausgeben können. Rund ein Fünftel nennt bei den Möglichkeiten für das Einsparen Möbel, Schmuck, aber auch Unterhaltungselektronik oder Freizeitartikel.

Mögen die Ausgaben für das Hobby oder den Konsum manchem noch als verschmerzbar erscheinen, so geht es am Ende der Befragung doch in den Kern der Haushaltsführung, wenn es zu sagen gilt, welche Kosten und Aufwände nicht mehr zu begleichen sein werden. Dabei steht an erster Stelle der Bereich des Wohnens. Hier sind die meisten Einschnitte zu erwarten – das reicht von notwendigen Anschaffungen für die Wohnung, über die Mietkosten bis zu den Kosten für Elektrizität und Heizung. Es sind die laufenden Kosten, die fast einem Drittel der Befragten Kopfzerbrechen bereiten: Das reicht von den Versicherungen über die Mobilität bis zu Ratenkrediten und Steuerzahlungen. Auch wenn in dem einen oder anderen Fall ein Moratorium vereinbart werden kann, wenn es auch vielleicht möglich sein wird, mit dem Gläubiger zu erleichternden Vereinbarungen zukommen – dennoch wird es insgesamt für viele Verbraucher in Deutschland schwer werden. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Einkommen und damit auf den Lebensstandard bis hin zu lebensnotwendigen Ausgaben sind doch zu groß.

Die Bundesregierung hat aktuell eine weitere Reihe von Maßnahmen beschlossen, um den Arbeitsmarkt vor den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise zu schützen. Dazu gehören die Verlängerung des vereinfachten Zugangs zur Grundsicherung, Überbrückungshilfen für Inklusionsbetriebe und deren Mitarbeiter sowie die finanzielle Entlastung von Kommunen in der Corona-Pandemie. Bleibt zu hoffen, dass diese und die bereits laufenden Hilfen ausreichen, ein weiteres Ansteigen von Privatinsolvenzen und Überschuldung zumindest in Grenzen zu halten.

Quelle: Creditreform Boniversum GmbH



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