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Neue Konsumlust? Neuer EM-Fernseher muss drin sein!

Im Hinblick auf den Konsum hatte das neue Jahr nicht gut begonnen. Das Konsumklima befand sich auf einem neuen Tiefstand – und das, obwohl laut allen Sachverständigen ein Ausweg aus der allgemeinen wirtschaftlichen Misere wohl nur über eine neue Kauflust in Deutschland zu schaffen wäre.

Die Verbraucher aber waren verunsichert, zu sehr hatten ihnen die Krisen der letzten Jahre zugesetzt. Hinzu kam die „galoppierende Inflation“ – das Geld war weniger wert geworden und ein Ende nicht abzusehen. Nun erreicht die Inflation wieder Werte von gut 2 Prozent, was nicht nur für die EZB ein Grund ist, die Zinsschraube zu lockern, sondern auch für die Konsumenten, wieder einkaufen zu gehen.

Hoffnung beim Einkaufen

Nun kommen Ende Mai aus Nürnberg, dem Sitz der GfK, gute Nachrichten: Das Zutrauen der Deutschen in den weiteren Verlauf der Konjunktur ist trotz mancher schlechter Nachrichten wieder gewachsen. Die Einkommen sind gestiegen und die Neigung zum „Angstsparen“ entsprechend geringer. Der Indikator für das Konsumklima hat zum vierten Mal in Folge zugelegt. Für den Juni gab es eine Steigerung um markante 3,1 Punkte auf minus 20,9. Das Konsumklima wird von den Experten im Zusammenhang mit den Einkommenserwartungen gemessen. Der Indikator dafür legte um 1,8 Punkte zu und steht damit jetzt bei 12,5. Auch wenn sich bei der Zunahme leichte Abschwächungen bemerkbar machen, so zeigt sich doch die Dynamik in diesem Bereich bei einem Vergleich mit dem Vorjahreswert, der 20 Punkte niedriger gelegen hatte.

Dass diese Einschätzungen zu den Einkommen keine Illusion sind, zeigen die aktuellen Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Die Reallöhne sind demnach in Deutschland im ersten Quartal 2024 um 3,8 Prozent gestiegen. Ein solcher Zuwachs war zuletzt vor 16 Jahren erreicht worden. Die nominalen Löhne hatten um 6,4 Prozent zugelegt. Die Reallöhne bieten einen Wert, der die Einkommen ins Verhältnis zur Kaufkraft bzw. zur Entwicklung der Preise setzt. Aktuell profitieren die Konsumenten von der gegenläufigen Entwicklung von sinkenden Inflationsraten und steigenden Lohnabschlüssen. Sowohl im öffentlichen Dienst also auch in der Privatwirtschaft waren neue Tarife für Löhne und Gehälter nach zum Teil zähen Verhandlungen gefunden worden, die teilweise ein Plus im zweistelligen Bereich brachten. Hinzu kamen Prämien als Inflationsausgleich oder ein Minus bei den Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich. Besonders im öffentlichen Dienst profitierten auch geringere Einkommen von den Zuwächsen. Rolf Bürkl von der GfK fasst zusammen: „Sinkende Inflationsraten in Verbindung mit ansehnlichen Lohn- und Gehaltszuwächsen stärken die Kaufkraft der Verbraucher. Dies hat zum einen eine stimulierende Wirkung auf die Einkommenserwartungen und verringert zum anderen die Verunsicherung der Konsumenten, die in den Vormonaten auch in der vergleichsweise hohen Sparneigung zum Ausdruck kam.“ Die Sparneigung ist nicht nur positiv als Baustein für Vorsorge zu sehen, sie ist auch Ausdruck einer Mentalität, die auf Sicherheit setzt. Sie ist entsprechend stark ausgeprägt in Deutschland wie ein internationaler Vergleich zeigt. Im vergangenen Jahr lag die Sparquote bei 11,1 Prozent des Einkommens. Zum Vergleich: In Italien beträgt dieser Wert lediglich 2,1 Prozent, in den USA 3,7 Prozent und in Japan 5,4 Prozent. Nur die Niederländer mit 12,7 Prozent und die Schweizer mit 18,4 Prozent sind noch sparsamer. Es liegt auf der Hand, dass die Sparquote in einem direkten Zusammenhang mit der absoluten Höhe des Einkommens liegt. Menschen mit geringem Einkommen haben kaum die Möglichkeit Geld zurückzulegen, auf der anderen Seite brauchen Bezieher hohe Einkommen weniger zum Bestreiten ihrer Lebenshaltung und können Beträge zurücklegen. Bezogen auf das durchschnittliche Einkommen werden in Deutschland jeden Monat 260 Euro zurückgelegt.

Neuer Fernseher zu EM

Weniger gute Nachrichten bringt die GfK zur Anschaffungsneigung. Damit wird der Konsum langlebiger Güter, etwa aus dem Bereich der Einrichtung oder der Elektronik, bezeichnet. Auch hierfür steht ein Indikator, der aktuell im Mai einen Wert von minus 12,3 Punkten aufweist. Die Anschaffungsneigung bewegt sich seit zwei Jahren in einem Korridor von minus 20 bis minus 10 Punkten und macht dementsprechend dem Handel zu schaffen. So ist etwa bei der Unterhaltungselektronik wenig Bewegung zu sehen. Beispielhaft dafür ist der Einkauf von Fernsehern – hier gab es im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 14,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nach Ansicht der Konsumfachleute könnte die anstehende Fußball-Europameisterschaft dann allerdings kurzfristig noch Impulse in dieser Sparte geben. Auch Haushaltsgroßgeräte stehen aktuell immer noch nicht auf der Einkaufsliste der Deutschen. Konsumzuwächse gibt es eher bei Produkten des täglichen Bedarfs, also etwa bei Lebensmitteln.

Für Schwung im laufenden Jahr könnte neben der Konsumneigung auch die Kauflust bei Immobilien sorgen. Die Hoffnungen ruhen auf der EZB, die angesichts einer sinkenden Inflation günstigere Zinsen erlauben könnte. Hinzu kommen die Preisnachlässe beim Kauf von Häusern und Wohnungen, die den Erwerb von Immobilien antreiben werden. Immerhin gab es einen Preisrückgang sowohl bei Wohnungen als auch bei Einfamilienhäusern von über 10 Prozent – ein Wert, der zuletzt im Jahr 2000 erreicht wurde. Auch die Bauzinsen zeigen sich günstiger. Betrugen sie im November 2023 noch durchschnittlich 4,3 Prozent, so lagen sie im Februar 2024 bei 3,5 Prozent. Damit könnte auch der Stillstand am Immobilienmarkt gebrochen werden.

Die Binnenkonjunktur, wichtiges Standbein auch der Exportnation Deutschland, könnte also wieder Fahrt aufnehmen, wenn sich die Hoffnungen auf eine Besserung bei Anschaffungen und Konsum wie auch auf dem Immobilienmarkt erfüllen.

Quellen: GfK Konsumklimaindex, IW, Statistisches Bundesamt



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