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Signa – ein Immobilienkonzern als Kartenhaus

Am Freitag, 24. November 2023, meldete die Signa Real Estate Management Germany (Signa REM) beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg Insolvenz an. Damit spitzt sich die aktuelle Schieflage der Unternehmen um den österreichischen Tycoon René Benko weiter zu.

Es war nicht die erste Insolvenz der weit verzweigten Unternehmensgruppe. Bereits vier Wochen vor der aktuellen Insolvenz hatte die Signa Sports United, die eine Internetplattform für Sportartikel betreibt, den Weg zum Insolvenzrichter antreten müssen. Das war nicht das einzige Engagement des Österreichers im Sport. Im Zusammenhang mit der Übernahme von Karstadt/Kaufhof war SportScheck bereits vor fünf Jahren übernommen worden. Nun wird gemeldet, dass ein britischer Sporthändler das Unternehmen mit immerhin 34 Filialen ab dem nächsten Jahr übernehmen will. Weitere Betriebe im Sport und Freizeitbereich hatte die Signa Sports United bereits verkauft.

Komplexe Unternehmensstruktur

Unter dem Dach der Signa Holding befinden sich zunächst die Signa Real Estate und die Signa Retail. Im Real Estate-Bereich finden sich bekannte Immobilienobjekte wie der Elbtower, das Oberpollinger oder das Alsterhaus. Sie sind gebündelt in der Signa Prime Selection. Der Name steht tatsächlich für „erste Adressen“ – nicht nur, was die hervorragenden Innenstadtlagen angeht, sondern auch die weiteren Beteiligungen an der Gesellschaft neben der Benko Stiftung. Das reicht von Niki Lauda Family Office über die RAG Stiftung bis zur LVM Versicherung. Ein weiteres Unternehmen der Gruppe betreibt Luxushotels in Österreich und Italien. Die Signa Real Estate betreibt das Immobiliengeschäft von der Entwicklung bis zum Verkauf oder dem weiteren Betrieb.

Die Signa Retail ist Dachgesellschaft für verschiedene Unternehmen im Handel und kann ebenfalls klingende Namen nennen. Oberpollinger und Alsterhaus in München und Hamburg wurden genannt. Hinzu kommt das renommierte KaDeWe in Berlin. Auch hier gibt’s noch weitere Beteiligungen – so an dem Schweizer Unternehmen Globus und den ebenfalls im Handel tätigen Selfridge aus England. Zur Department Store Group gehört auch das Kaufhaus GALERIA, das bereits zwei Insolvenzen hinter sich hat und nun wieder saniert werden soll. Gerade im Zusammenhang mit dieser Sanierung war mehrmals der Ruf nach dem Eigner Benko laut geworden. Benko investiert aber nicht nur in Immobilien und in den Handel, sondern auch in Medien. In Deutschland war das die Funke Mediengruppe, in Österreich die Kronen Zeitung und der Kurier. An diesen Zeitungen ist die Signa Media mit und 50 Prozent Anteil beteiligt.

Diese Aufzählungen der Bereiche der Benko Holding sind nicht vollständig, sie alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Hinzu kommt, dass die Beteiligungen vielfach nicht klar sind. Die Signa Holding wird von der Familie Benko Privatstiftung gehalten – sie kontrolliert 85 Prozent der Gesellschaft. Die Geschäftsleitung wird von einem Board geführt, neben dem ein Beirat steht, der einige bekannte Namen aufweisen kann. Da ist der ehemalige österreichische Bundeskanzler Gusenbauer sowie Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli. Im Beirat der Signa war bis zum Herbst auch René Benko als Vorsitzender vertreten. Auf Druck der Gesellschafter musste sich Benko im November 2023 aber aus dem Beirat zurückziehen. Sein Nachfolger wurde der Sanierungsexperte Arndt Gleiwitz.

Kommt ein Beben?

Der Insolvenzantrag der Signa Real Estate Germany kommt nicht aus heiterem Himmel. Benkos Rückzug aus dem Beirat einen Monat zuvor wirkt da wie ein Menetekel. Hatte man die Krisenjahre der Pandemie Anfang der Dekade noch mit Rekordgewinnen überstanden, so führte die Zinswende, die die EZB einleitete und die mit einem vorher nicht gesehenen Tempo in zehn Schritten einen Zinsgipfel erreichte, zu akuten Liquiditätsproblemen. Die hohen Zinsen machen der gesamten Bauwirtschaft Probleme. Sie bremsen die Nachfrage von privaten Hausbauern ebenso aus wie die Investitionen von Unternehmen. Der deutliche Rückgang der Immobilienkredite ist aber nicht nur von der Zurückhaltung der Hausbauer geprägt, sondern auch von der Vorsicht der Banken, die sich Gedanken machen müssen über die Bonität der Kreditnehmer, wie auch über die Verwertung bei einem Ausfall, wenn die Objekte an Wert verlieren. Die Gruppe um René Benko ist hoch verschuldet. Zu den Zinsen kamen auch noch die höheren Baukosten, so dass das Rating mit CCC nicht mehr im Investmentgrade blieb.

Noch besteht die Hoffnung, dass nicht weitere Gesellschaften in den Strudel geraten. Kühne und Nagel engagiert sich in Hamburg und Arndt Gleiwitz ist ein erfahrener Sanierungsexperte. Doch wie viel auf dem Spiel steht, zeigt nicht zuletzt das Eingreifen der EZB, die beteiligte Banken nach ihren Forderungen fragte. Nun wird auch eine Anleihe fällig und man wird sehen, ob die fälligen 500 Mio. Euro bedient werden. Die Signa ist weit verzweigt und entsprechend diversifiziert. Vielleicht hilft das, Investoren zu finden, die an hochwertigen Vermögensgegenständen Interesse haben.

Quelle: verschiedene Tagesmedien



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