Creditreform Magazin

Geldanlage für KMU: Diese Investments versprechen gute Rendite

Viele Unternehmen stehen momentan vor einem Luxusproblem. Sie haben zu viel Liquidität, die sie gewinnbringend für schlechtere Zeiten zurücklegen wollen. Welche Investments dafür opportun sind.

Der Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen finanziert seine Kunden. Dafür hat er eine hauseigene Bank gegründet – ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche. „Der Unterschied zu klassischen Finanzierungsgesellschaften ohne Spezialisierung zeigt sich in unserem technischen Know-how und dem direkten Draht zu unserer Gruppe“, sagt Hans-Joachim Dörr, Geschäftsführer von Trumpf Financial Services.

Jeder dritte Kunde weltweit, so Dörr, wickele seine Neuinvestitionen über den Maschinenbauer ab. Die eigene Trumpf-Bank ist in zehn europäischen Ländern aktiv. Für andere Märkte kooperiert sie mit Partnerbanken. Das Unternehmen realisierte im Geschäftsjahr 2017/2018 das beste Ergebnis in seiner Firmengeschichte.

Die Gruppe erzielt fast vier Milliarden Euro Umsatz, beschäftigt rund 14.000 Mitarbeiter. In diesen rosigen Zeiten verfügt Trumpf über eine entsprechend hohe Liquidität. Genau dies hat der Big Player mit vielen Mittelständlern gemeinsam. Nach fast acht Jahren Aufschwung stehen auch die KMU voll im Saft.

„Viele Firmenchefs fragen sich derzeit, wie sie ihr Geld investieren können“, sagt Volker Riedel von der Unternehmensberatungsgesellschaft Dr. Wieselhuber & Partner in München. Auf dem Geschäftskonto überschüssige Mittel zu horten, ist keine Option. „Die Unternehmen wollen nicht nur Negativzinsen vermeiden, sondern möglichst eine vergleichsweise gute Rendite erzielen“, fasst Riedel die Ziele zusammen.


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Welche Geldanlage die richtige?

Mehr als die Hälfte der Firmen suchen nach derartigen Investments. Nach einer brandaktuellen Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Kooperation mit der Commerzbank haben exakt 52 Prozent der Unternehmen freie Mittel zur Geldanlage.

Das sind deutlich mehr als im Vorjahr: Hier gaben nur 39 Prozent der befragten Mittelständler an, finanzielle Mittel auf die hohe Kante legen zu wollen. „Derzeit rechnen wir im Schnitt mit rund 2,5 Millionen Euro, die Mittelständler zu einer Rendite von rund drei Prozent im Jahr investieren wollen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Volker Wittberg von der FHM in Bielefeld.

Sichteinlagen auf laufenden Konten haben 61 Prozent der Firmen, Festgeld und Termineinlagen 59 Prozent. „Das sind liquide Mittel, die kurzfristig jederzeit abgerufen werden können. Für diese aber müssen die Unternehmen immer häufiger selbst bezahlen. Sie bringen also eine leicht negative Rendite, im besten Fall einen nur realen Verlust. Das nervt die Unternehmer natürlich“, sagt Wittberg.

Die Betriebe brauchen Lösungen, die ihrem Bedürfnis nach Sicherheit und Rendite zugleich Rechnung tragen. „Die meisten Unternehmer wollen lieber vorsichtiger investieren, als die letzten Pünktchen in der Rentabilität herauszuholen. Das ist verständlich. Denn das wirtschaftliche Risiko haben sie schon im Unternehmen“, so Wittberg

Einige Firmen schütten kurzerhand einen erhöhten Anteil ihrer Gewinne aus. „Dieses Geld fließt in der Hoffnung auf eine Wertsteigerung angesichts der Niedrig- und Strafzinsen auch schon mal in spekulative Objekte wie Kunst, Autos oder Vintage-Boote“, so Wittberg. Das kann Spaß bringen, löst aber das Problem nicht. Unternehmer sollten gezielt eine eher konservative Anlagestrategie entwickeln und dazu die für sie passenden Optionen eruieren.

Die kurzfristige Perspektive

Im ersten Schritt erstellen sie eine Vorausschau der Liquidität für die kommenden Monate. Jeder Firmenchef definiert seine Basisliquidität. Diese reicht dafür aus, alle kurzfristigen Forderungen täglich zu erfüllen. Skonti bringen mehr Ertrag als die allermeisten Geldanlagen. Außerdem verbessert die Firma ihre Bonität, wenn sie die Zahlungsvereinbarungen strikt einhält.

Zu viel Liquidität sollte aber auch nicht frei bleiben. Als Faustregel kalkulieren KMU mit der benötigten Summe fürs Tagesgeschäft plus Sicherheitspuffer von rund 50 Prozent. „Beim Liquiditätsmanagement ist es unabdingbar, dass alle Cashflows relativ genau planbar sind.

Nur dann können sowohl Liquiditätsengpässe vermieden werden und gleichzeitig überschüssige Mittel zinsbringend angelegt werden“, sagt Uwe Eilers, Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft Frankfurter Vermögen in Königstein.Er empfiehlt, die Verantwortung für die Liquiditätssteuerung immer einer zentralen Einheit – einer Abteilung oder einer Person – zu übertragen.

Für Unternehmer Detlef Schmuck ist klar: Er kümmert sich selbst um seine Geldangelegenheiten. Schmuck ist Geschäftsführer der Firma TeamDrive Systems in Hamburg, ein zertifizierter Cloud-Service-Anbieter mit 25 Mitarbeitern. TeamDrive erfüllt standardmäßig höchste Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit. Zuletzt wurde die Software um die GoBD-konforme Archivierung von steuerrelevanten Dateien erweitert.

„Solche Innovationen sind teuer. Dafür haben wir inzwischen hohe Rücklagen gebildet, die wir jederzeit in die Entwicklung der Firma einbringen können. Wir sparen momentan für künftige Investitionen“, sagt Schmuck. Für den kurzfristigen Bedarf setzt der Firmenchef auf Tages- und Festgeld.


» Wir raten, keine Experimente einzugehen und die derzeit leicht negative Verzinsung zu akzeptieren. «
Markus Merkel, Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung


„Als Alternative zu klassischen Bankeinlagen existieren auch komplex strukturierte Geldmarktfonds oder ETFs, also börsengehandelte Indexfonds. Diese streben mittels Derivaten immerhin eine schwarze Null nach Kosten an. Wir raten aber, keine Experimente einzugehen und die derzeit leicht negative Verzinsung zu akzeptieren“, meint Markus Merkel, Leiter Mandate und Kooperationspartner der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH.

Die mittelfristige Perspektive

Ertragreicher kann es bei Anlagen mit mittelfristiger Bindung werden. Merkel sieht die Unternehmen hier in einer ähnlichen Situation wie Kommunen und Stiftungen. „Es bietet sich ein konservativ orientiertes Vermögensverwaltungsmandat an. Das kann zum Beispiel ein hochwertiges Dividendenportfolio mit einer Verlustbegrenzung von beispielsweise fünf Prozent im Jahr kombinieren“, sagt der Experte.

Vermögensverwalter Uwe Eilers empfiehlt, auch höher verzinsliche Fremdwährungsanleihen beizumischen. „Diese dienen zum einen zur Diversifikation. Sie sind aber auch relevant, falls Geschäfte in den jeweiligen Fremdwährungen laufen“, erläutert Eilers.

Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in München, setzt auf Qualitätsaktien. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Geschäftsmodelle zum einen in der Vergangenheit bewährt haben und dass zum anderen als zukunftsfähig einzuschätzen sind. Diese Unternehmen erzielen verlässlich und stetig steigende Gewinne.

„Unternehmer sollten ein Aktiendepot über einen Zeitraum von mindestens zwei, besser drei Jahren oder länger halten“, empfiehlt Michael Thaler. Er berät Firmenchefs, die mindestens 100.000 Euro beiseitelegen. „Ziel sollte es sein, einen realen Wertverlust des Portfolios zu vermeiden“, so der Experte.


» Wer sich in einem schrumpfenden Markt befindet, kann sich Potenziale in innovativen Sektoren sichern. «
Volker Riedel, Wieselhuber & Partner


Die langfristige Anlage

Das gelingt momentan oft nur langfristig. Als strategische Investition mit Horizont von mindestens sieben Jahren kommen auch Direktbeteiligungen infrage. Diese sind aber regelmäßig mit einem erhöhten Risiko und vor allem mit entsprechenden Kosten verbunden. Ein Placement kann sinnvoll sein, wenn sich zum Beispiel Synergieeffekte realisieren lassen.

„Ein Beispiel ist die Beteiligung an einem Zulieferer, um die Lieferkette zu sichern oder um bessere Einkaufskonditionen zu erzielen. Wer sich in einem schrumpfenden Markt bewegt, sichert sich neue Potenziale in einem innovativen Sektor“, sagt Volker Riedel von Wieselhuber und Partner.

Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf investierte jüngst sogar in eine komplette Firmenübernahme. Er kaufte im Dezember 2018 die Photonics GmbH von Philips mit Hauptsitz in Ulm. Die Genehmigung durch die Behörden steht noch aus, die Transaktion soll bis Sommer 2019 abgeschlossen sein.

Durch den Erwerb sichert sich das Unternehmen den Zugang zu stark wachsenden Märkten in den Bereichen Photonik und digitale Produkte. „Wir wollen unser Portfolio an einer strategisch bedeutsamen Stelle erweitern“, kommentiert Chefin Nicola Leibinger-Kammüller. Trumpf investiert in seine Zukunft.

Strategische Fehler vermeiden

Risiken minimieren, Erträge maximieren. Das sind die Ziele der betrieblichen Geldanlage. Michael Thaler, Experte der TOP Vermögens AG in München, erklärt, worauf es ankommt:

Nicht alle Eier in einen Korb legen. Klumpenrisiken resultieren nicht nur daraus, dass zu viel Kapital in eine einzige Aktie fließt. Wer nur deutsche Wertpapiere im Depot führt oder nur in Unternehmensanleihen europäischer Firmen investiert, hält ebenfalls ein Klumpenrisiko – in diesem Fall in Euro.
Die Firma als Altersvorsorge. Gerade Familienunternehmer legen ihr Geld gern im eigenen Betrieb an, weil sie darauf ihre Altersvorsorge aufbauen – auch dies führt zu einem Klumpenrisiko. Verquickungen zwischen dem privaten und dem geschäftlichen Bereich sind zu vermeiden.
Streuung begrenzen. Diversifizierung ist gut, doch die Anzahl der unterschiedlichen Anlagen muss überschaubar bleiben. Denn Unternehmer haben im Tagesgeschäft nicht die Zeit, permanent ihre Investments zu justieren.
Kontrolle ist Pflicht. Mindestens einmal im Jahr sollte die Entwicklung der einzelnen Anlagen überprüft werden. Nicht nur, um negative Schwankungen auszugleichen. Wenn einzelne Aktien in einem Jahr eine besonders gute Performance erzielt haben, steigt automatisch ihr prozentualer Anteil am gesamten Portfolio. Auch daraus resultiert wiederum ein Klumpenrisiko.