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Überschuldung in Nordhessen: Ruhe vor dem Sturm?

Schuldneratlas Nordhessen - Trotz der negativen Einflüsse der Corona Pandemie ist die Zahl überschuldeter Verbraucher erneut gesunken!

Kassel, 26. Februar 2021. Die Zahl überschuldeter Privatpersonen ist im Krisenjahr 2020 erneut gesunken! Auch die Überschuldungsquote sinkt zum Vorjahr (überschuldete Personen im Verhältnis zu allen erwachsenen in Deutschland). Was zunächst nach einer positiven Nachricht klingt, ist in Wahrheit äußerst besorgniserregend. Das Barometer steht auf Sturm, doch bis es zu Überschuldungen kommt, können Monate, sogar Jahre vergehen. Dieser verzögerte Corona-Sondereffekt ist auf die hohe Sparneigung der Bevölkerung sowie auf die staatlichen Hilfsmaßnahmen zurückzuführen. Zum Stichtag 1. Oktober 2020 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote von 9,87 Prozent (2019: 10,00 Prozent, 2018: 10,04 Prozent) gemessen. Damit sind 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 69.000 Personen weniger als noch im letzten Jahr (- 0,1 Prozent).

Die aktuellen Daten belegen wie bereits im Jahr 2019 einen Anstieg bei der geringen Überschuldungsintensität um ca. 119.000 Fälle (plus 4,1 Prozent zum Vorjahr), während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 188.000 Fälle abnahm (-4,7 Prozent zum Vorjahr). Weiterhin verbleiben rund 4,7 Millionen Menschen in Deutschland in einer dauerhaften Überschuldungsspirale.

Positiver Doppeltrend in Ost- und Westdeutschland. Insgesamt sind im Westen rund 5,77 Millionen Personen als überschuldet zu betrachten (2019: 5,82 Mio. Personen), in den neuen Bundesländern hingegen verbesserte sich die Lage auf rund 1,08 Millionen Personen (2019: 1,10 Mio.). Die Zahl der Überschuldungsfälle hat sich im Langzeitvergleich 2006 /2020 im Westen „nur“ um rund 133.000 Überschuldungsfälle (-2,2 Prozent), im Osten deutlich stärker um 202.000 Überschuldungsfälle (-15,7 Prozent) verringert. Die Überschuldungsspirale dreht sich im Westen weiterhin schneller als im Osten: Auch in diesem Jahr nehmen die Fälle mit hoher Überschuldungsintensität im Osten stärker ab (- 5,0 Prozent) als im Westen Deutschlands (-4,6 Prozent). Der positive Trend macht sich in allen Bundesländer bemerkbar, in 13 Ländern sind die Zahlen gesunken, in 3 Bundesländern keine Veränderung zum Vorjahr.

Sebastian Schlegel, Geschäftsführer von Creditreform Kassel / Fulda erklärt: „Von Überschuldung spricht man, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Creditreform Kassel / Fulda hat dies zum Anlass genommen, die Überschuldungssituation in der Region Kassel genauer zu untersuchen.

Creditreform Kassel / Fulda untersucht Überschuldungssituation in der Region Nordhessen

Zur Region Kassel zählen neben der Stadt und dem Landkreis Kassel auch die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner. Die Untersuchung von Creditreform Kassel / Fulda zeigt: Mit einer Schuldnerquote von 15,03 Prozent konnte die Stadt Kassel seine Quote zwar um 0,33 Prozentpunkte verbessern, liegt damit jedoch weiterhin deutlich über dem Bundes- und Landesschnitt (Land Hessen: 9,95 Prozent). Betrachtet man die Quoten der einzelnen Städte im Bundesvergleich, so steht die Stadt Kassel mit dieser Quote sogar auf Platz 22 der Städte mit den höchsten Schuldnerquoten. Das Ergebnis für die Stadt Kassel ist, wenn man es differenzierter betrachtet, bei weitem nicht so homogen wie es vermuten lässt. So reichen die Schuldnerquoten für die einzelnen Stadtteile mit dem auch für die Gesamtregion Kassel höchsten Wert, trotz leichten Rückgang zum Vorjahr von 28,82 Prozent in Nord-Holland bis zum Brasselsberg, wo die Schuldnerquote lediglich 4,97 Prozent beträgt. Der Trend in Kassel zeigt weiterhin, dass die östlicheren Stadtteile eine weitaus höhere Schuldnerquote aufzuweisen haben, als die Stadtteile im Westen.

Quoten in allen Landkreisen sinken ebenfalls

Die Verschuldungsquoten sinken auch in allen anliegenden Landkreisen. Der Landkreis Kassel schneidet hierbei noch am besten ab, mit einer Schuldnerquote von 9,13 Prozent (-0,16 Prozentpunkte) und dem größten Rückgang der benachbarten Landkreise. Die Landkreisen Hersfeld-Rotenburg (9,33 Prozent / -0,11 Prozentpunkte) und Waldeck-Frankenberg (9,68 Prozent / -0,11) verzeichnen den gleichen Rückgang der Schuldnerquoten und liegen somit noch unter dem Bundesdurchschnitt, während der Landkreis Schwalm-Eder (10,10 Prozent / -0,01 Prozentpunkte) trotz marginalen Rückgang weiterhin über dem Bundesdurchschnitt liegt sowie der Landkreis Werra-Meißner (11,51Prozent / -0,10 Prozentpunkte) ebenfalls rückläufig liefert nach wie vor die höchste Schuldnerquote unter den Landkreisen. Weiterhin unverändert hat die Gemeinde Neu-Eichenberg aus dem Landkreis Werra-Meißner die niedrigste Schuldnerquote von 5,03 Prozent (-0,19 Prozentpunkte) in der Region Nordhessen. Der größte Zuwachs wurde wieder in der Kleinstadt Schwarzenborn im Schwalm-Eder-Kreis mit 1,15 Prozentpunkten gemessen.

Auch in den benachbarten Landkreisen Nordhessens verbessert sich die Lage zum Vorjahr. Hier liegen die Landkreise Marburg-Biedenkopf mit einer Schuldnerquote von 7,98 Prozent (-0,07 Prozentpunkte) und Göttingen (9,41 Prozent / -0,01 Prozentpunkte) unter dem Bundesschnitt. Die Gemeinde Friedland sticht mit der niedrigsten Schuldnerquote von 3,85 Prozent (-0,14 Prozentpunkte) heraus. Die Stadt Göttingen mit dem Postleitzahlengebiet 37081 stellt trotz Rückgang in der Überschuldungsquote einen Negativhöhepunkt der benachbarten Kreise dar (13,93 Prozent / -1,04 Prozentpunkte). Trotz Rückgang liegt nach wie vor der Landkreis Northeim mit einer Schuldnerquote von 10,66 Prozent (-0,02 Prozentpunkte) über dem Bundesschnitt.

Junge Überschuldung nimmt deutlich ab, während immer mehr Menschen über 50 Jahren in die Überschuldungsspirale geraten

Die durchschnittliche Verbraucherverschuldung liegt bei jungen Menschen unter 25 Jahren bei 7.700 €, bei Personen über 70 Jahren sammelt sich der Schuldenberg sogar auf durchschnittlich 43.600 € an. Sorgen bereiten Sebastian Schlegel hingegen die nochmals deutlichen Zuwachsraten im Alter. Das Thema Altersüberschuldung bleibt weiterhin virulent und verzeichnet den stärksten Anstieg von Überschuldungsquote und Überschuldungsfällen.  Im Jahr 2020 müssen rund 470.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+89.000 Fälle / + 23 Prozent). Die entsprechende Überschuldungsquote (3,61 Prozent / +0,67 Prozentpunkte) liegt weiterhin deutlich unter den Vergleichswerten der anderen Altersgruppen.

Die höchste Überschuldungsquote von 17.31 Prozent (- 0,40 Prozentpunkte) weist die Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen.

Zugespitzt sind die Zahlen der Tafel Deutschland e.V., laut deren letzten Erhebung aus dem Jahr 2019 sind 1,65 Millionen Menschen auf die regelmäßige Lebensmittelversorgung durch die Tafel angewiesen. In Hessen (im Ländervergleich am niedrigsten) sind durchschnittlich 20% der Senioren auf die Tafel angewiesen (26 Prozent Bundesweiter Durchschnitt). Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr nochmals sehr deutlich zurückgegangen und liegt seit 2004 wieder unter der 10-Prozent-Marke. Die Überschuldungsquote beträgt hier 9,63 Prozent (-2,50 Prozentpunkte). Allerdings müssen weiterhin rund 1,11 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahren) als überschuldet eingestuft werden (-303.000 Fälle).

Laut aktuellen Schätzungen kämpfen aufgrund der Pandemie derzeit ca. 3,5 Millionen Kleinstunternehmer, Freiberufler und Soloselbstständige um ihre Existenz. Diese Zahlen sind brisant, in den kommenden Jahren ist vom deutlich höheren Anstieg der Überschuldungsfälle auszugehen. Sebastian Schlegel: „Beunruhigend zeigt sich die Polarisierung von Einkommen und Vermögen in der Bevölkerung. Die sozialen Schichten gleiten stärker auseinander. Gutverdiener können der Corona-Pandemie und daraus resultierenden Einkommensausfälle entgegenwirken. Geringverdiener können die finanzielle Überbelastung nicht kompensieren, dies führt langfristig zur Überschuldung.“ Kurzarbeit und wachsende Arbeitslosenzahlen führen zur Verschlechterung der Haushaltskassen. Verbraucher verfügen über weniger Geld. Rund 700.000 Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren, Millionen sind in Kurzarbeit, Freiberufler kämpfen täglich um ihre Existenz. Diese Handlungen führen sicherlich zeitversetzt zur ansteigenden Verschuldung. Die Überschuldungsampel geht in den nächsten Monaten und Jahren auf Rot.

Creditreform Kassel / Fulda informiert Schulklassen im Bereich Finanzkompetenz

Sebastian Schlegel empfiehlt die Bevölkerung, insbesondere aber die jüngeren Verbraucher, im Bereich Finanzkompetenz zu sensibilisieren. Gerade in dauerhaft verschuldeten Familien sei es wichtig, Kindern und Jugendlichen eine Hilfestellung für den Aufbau eines selbstverantwortlichen Lebens zu geben. Hierzu bietet Creditreform Kassel / Fulda an, Schulklassen im Rahmen eines Informationstages mit dem Thema Finanzkompetenz und Überschuldung zu sensibilisieren und dabei wichtige Hinweise für den eigenen Umgang mit Geld zu erarbeiten. Bei Interesse oder für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an l.hepting@kassel.creditreform.de.

Die Creditreform Kassel / Fulda Schlegel & Busold KG ist eine von 130 regionalen Geschäftsstellen unter dem Dach des Verbandes der Vereine Creditreform e. V. mit Sitz in Neuss. Mit 176 Geschäftsstellen in Europa ist Creditreform einer der größten Dienstleister im Bereich Wirtschaftsinformationen, Forderungsmanagement, Payment und Direktmarketing.

 

Verantwortlich für den Inhalt:
Creditreform Kassel / Fulda Schlegel & Busold KG
Luisa Hepting, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: l.hepting@kassel.creditreform.de

Unternehmenskontakt:
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Sebastian Schlegel, Geschäftsführender Gesellschafter
E-Mail: s.schlegel@kassel.creditreform.de

 

 




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