Fachkräfte finden: 6 Tipps wie es gelingt

Fachkräfte sind unbestreitbar Mangelware. Mit welchen Maßnahmen Sie es dennoch schaffen, passende Fachkräfte zu finden und an Ihr Unternehmen zu binden.

Fachkräfte finden: Personalmangel als Herausforderung

Sie fehlen an allen Ecken und Enden und das nicht erst seit gestern: Der Fachkräftemangel nimmt immer weiter zu und weitet sich von einem Fach- zu einem allgemeinen Kräftemangel aus.

Es fehlt nicht nur an Spezialisten, sondern in etlichen Bereichen und Branchen wird Personal händeringend gesucht und es fällt schwer, Fachkräfte zu finden.

„Die Fachkräftesituation bleibt sehr kritisch. Das gilt nicht nur für die direkt betroffenen Betriebe, sondern auch für unseren Wirtschaftsstandort insgesamt", fasst Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Ergebnisse des jüngsten DIHK-Fachkräftereports1 zusammen.

Fachkräftemangel hemmt Innovation und Transformation

Generell stellen der Mangel an Arbeits- und Fachkräften in der deutschen Wirtschaft trotz der schwachen wirtschaftlichen Lage weiterhin ein bedeutendes Problem dar - so ein Ergebnis des DIHK-Reports Fachkräftemangel 2023/24.

Neben den großen Wirtschaftsthemen dieser Tage wie Rezession und Inflation, Energiekosten oder Materialengpässen betrifft diese Herausforderung viele Branchen und wird voraussichtlich aufgrund der demografischen Veränderungen in Zukunft noch größer werden.

 

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In diesen Branchen fällt es schwer, Fachkräfte zu finden

Der Mangel an Fachkräften ist inzwischen nicht nur in den bekannten Branchen wie in der Pflege und der Medizin, in technischen Berufen, im Handwerk oder in der IT-Branche sowie Technik- und Ingenieurberufen besonders ausgeprägt – es fehlt auch an LKW-Fahrern, im Verkauf sowie im Metall- und Maschinenbau.

Auch wenn die Sicherung von Fachpersonal zunächst vor allem Unternehmen betrifft, ist es natürlich auch eine wichtige politische und gesellschaftliche Verantwortung, die nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele einzahlt. Denn auch Klimaneutralität und Digitalisierung lassen sich nur mit entsprechender Manpower umsetzen.

Gründe und Ursachen: Wie kommt es zum Fachkräftemangel?

Zu den wesentlichen Gründen dafür, dass es schwerfällt, Fachkräfte zu finden, zählt der demographische Wandel. Grundsätzlich gilt: Je weniger Kinder geboren werden, desto weniger Arbeitskraft ist vorhanden. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Gleichzeitig gibt es weniger jungen Nachwuchs, der diese Lücke füllen könnte. Laut Expertenmeinung könnten bis 2030 weltweit 85,2 Millionen Fachkräfte fehlen. In Deutschland sinke die Zahl der erwerbsfähigen Menschen in diesem Zeitraum auf 45,9 Millionen – von den Spezialisten ganz zu schweigen.

Hinzu kommt: Da überall auf der Welt Fachpersonal benötigt wird, haben gut ausgebildete Kräfte die freie Auswahl bei der Jobsuche. Je reizvoller also das Angebot, desto eher besteht die Chance, gute Leute zu finden. Das macht es für stark globalisierte Branchen wie den IT-Bereich oder eher unattraktive und unterbezahlte Berufe wie in der Pflege besonders schwer.

Auch die Tatsache, dass die Zahl der Schulabsolventen, die eine akademische Laufbahn einschlagen, immer weiter zunimmt, trägt dazu bei, dass vor allem klassische Ausbildungsberufe deutlich unterbesetzt sind.

Und nicht zuletzt sorgt auch die zunehmende Digitalisierung dafür, dass Fachpersonal für die neu entstehenden Berufsfelder fehlt und erst noch ausgebildet werden muss.

Fachkräftemangel: Was sind die Folgen?

In der Gesamtwirtschaft bleiben nach aktueller Schätzung 1,8 Millionen Stellen unbesetzt, so das Ergebnis des aktuellen DIHK-Fachkräftereports 2023/241. "Mehr als 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung gehen damit in diesem Jahr rechnerisch verloren", so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Dercks. "Das entspricht mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts".

Können Aufträge nicht mehr zügig ausgeführt oder gar nicht erst angenommen werden, führt dies langfristig dazu, dass Auftraggeber abwandern und Umsätze wegbrechen. Fachpersonal wird ein teures Gut – auch das trägt nicht gerade dazu bei, wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Welche Megatrends bewegen die Wirtschaft? In unserem Podcast „Inflation, Fachkräftemangel, ESG: Was den Mittelstand bewegt“ erklären wir, welche Entwicklungen Unternehmer aktuell im Blick haben sollten.

Fachkräfte finden: 6 Maßnahmen, mit denen es gelingt

Was kann und muss also getan werden, um Personal im Allgemeinen und gut ausgebildete Kräfte im Besondern zu finden? Auch wenn dies nicht einfach ist, gibt es neben politisch erforderlichen Maßnahmen auch zahlreiche Strategien und Möglichkeiten, mit denen es Firmen gelingen kann, neue Mitarbeiter zu finden und diese vor allem auch langfristig in ihrer Firma zu halten.

  • 1. Recruiting überdenken

    Beim Kampf um die begehrten Spezialkräfte ist es besonders wichtig, das eigene Recruiting im Blick zu haben, sich für potenzielle Bewerber attraktiv darzustellen und dies auch praktisch umzusetzen. Denn künftig werben Unternehmer um Bewerber – nicht umgekehrt. Dies beginnt schon beim Bewerbungsverfahren: Gestalten Sie es möglichst einfach, bauen Sie Hürden ab und verzichten Sie auf komplizierte Verfahren und Anforderungskataloge. Geben Sie Interessenten nicht das Gefühl, Bittsteller zu sein und zeigen Sie dies auch in einer wertschätzenden und persönlichen Ansprache. Denken Sie auch über innovative Bewerbungsverfahren in Ihrem Unternehmen nach wie etwa

    • Stellen-Dating,
    • Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zum Bewerber-Matching,
    • Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme,
    • Einsatz von Headhuntern,
    • oder Tage der offenen Tür.

    Um im Notfall schnell Lücken zu schließen, lohnt sich zudem der Blick in Freelancer-Börsen. Auch intern können Sie neue Talente entdecken und für den gesuchten Zweck weiterqualifizieren. Gute Vernetzung – sowohl online über Social Media Netzwerke und Karriereportale wie LinkedIN, aber auch offline beispielsweise über Verbände oder Fachmessen, kann ebenfalls hilfreich sein, um neue Mitarbeiter für Ihr Unternehmen zu finden.

  • 2. Employer Branding stärken und Anreize bieten

    Setzen Sie auf langfristiges Employer Branding, indem Sie potenziellen Interessenten Lust auf Ihr Unternehmen machen und langfristig für motivierte Mitarbeiter sorgen: Werben Sie mit besonderen Benefits und zeigen Sie, warum es sich lohnt, gerade in Ihrer Firma tätig zu werden. Schaffen Sie Anreize in Form von Bindungsmaßnahmen wie etwa

    • wertschätzendes Arbeitsklima
    • freie Gestaltung der Arbeitszeit und Homeoffice
    • Fortbildungsmöglichkeiten und Förderprogramme
    • Bonuszahlungen
    • Essenszuschüsse, freie Getränke
    • kostenfreie Parkplätze
    • Firmenwagen oder Jobrad-Leasing
    • Mitarbeiterbeteiligungen 
    • betriebliche Vorsorgen und Sicherheiten (Gesundheitsförderung und Absicherung, Altersvorsorgeprogramme)

    Zunehmend wichtig ist Bewerbern auch die Frage nach den Unternehmenswerten und der Nachhaltigkeit des künftigen Arbeitgebers. Zeigen Sie, wo Sie hier stehen.

    Grundsätzlich gilt: Bleiben Sie authentisch, behaupten Sie nichts, was Sie nicht erfüllen können – nur so gelingt eine optimale Identifikation mit Ihnen als Arbeitgeber.

  • 3. Bewerberspektrum erweitern

    Setzen Sie nicht nur auf junge Bewerber: Wurde man früher mit 50 arbeitslos, war es oft schwer, im Job wieder Fuß zu fassen. Inzwischen schätzen viele Firmen wieder die Berufserfahrung, das Know-How und die guten Kontakte älterer Bewerber. Sortieren Sie diese also nicht gleich aus dem Stapel der Kandidaten aus, sondern schauen Sie hier ganz besonders darauf, wie ein älterer Mitarbeiter Ihr Unternehmen bereichern kann.Achten Sie auch beim Employer Branding darauf, sich für ältere Bewerber attraktiv darzustellen.

    Reizvolles Umfeld für Frauen schaffen: Unterstützen Sie die den Wiedereinstieg und die Karriere von Frauen mit flexiblen Arbeitszeiten und -modellen. Firmeneigene Kinderbetreuungsangebote fördern zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ermöglichen es, Arbeitszeiten auszudehnen.

    Über Inklusion nachdenken: Auch Menschen mit Handicap bergen ein großes Potenzial für den Arbeitsmarkt – vor allem, wenn sie gut ausgebildet sind. Viele Unternehmen haben dies noch nicht verinnerlicht. Laut dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen2, Jürgen Dusel, liegt der Anteil der Unternehmen, die keine einzige schwerbehinderte Person oder ihr gleichgestellte Arbeitskraft beschäftigen, seit Jahren unverändert bei rund 25 Prozent. Lieber bezahlten diese eine Ausgleichsabgabe. Häufig liegt dies daran, dass Betriebe Angst vor Verpflichtungen oder häufigem Krankenstand haben. Um Hürden abzubauen, sollten sich Unternehmer ganz konkret zu diesem Thema informieren, Beratungsangebote3 wahrnehmen und gezielt auf Menschen mit Behinderungen zugehen.

  • 4. Berufliche Bildung stärken

    Ein verbessertes Bildungssystem muss vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zum Ziel haben, dass junge Leute möglichst nicht ohne berufsqualifizierenden Abschluss bleiben.

    Besonders Fachkräfte mit einer dualen Ausbildung werden laut DIHK-Fachkräftereport häufig gesucht. Das gelte auch für Absolventen mit einer höheren Berufsbildung – etwa mit einer Weiterbildung zum Meister oder Fachwirt.  Um hier fündig zu werden, müssen aber auch die Grundlagen geschaffen werden. Und das nicht nur in den Schulen. So ist es beispielsweise wichtig, dass Unternehmen entsprechende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen anbieten, diese finanziell angemessen unterstützen und anschließend Anreize zum Bleiben bieten. Auch frühzeitige Kooperationen mit Schulen können Nachwuchsprobleme lindern.

    (Langzeit-)Arbeitslose ohne Ausbildung müssen ebenfalls verstärkt in den Fokus rücken. Einerseits können sie einfache Tätigkeiten – etwa in Branchen wie Verkehr, Sicherheitswirtschaft, Reinigungsdiensten ausführen, hier Lücken schließen und Fachkräfte entlasten. Andererseits können sie in speziellen arbeitsmarktnahen Bildungs- oder Umschulungsprogrammen auch für Fachtätigkeiten qualifiziert werden.

    Gut zu wissen: Wer eine freie Stelle mit arbeitssuchenden oder arbeitslosen Bewerbern besetzt, kann auch Fördermöglichkeiten wie etwa den Eingliederungszuschuss4 erhalten.

  • 5. Global denken

    Wer etwas gegen den Fachkräftemangel im eigenen Unternehmen tun möchte, sollte auch über den eigenen Tellerrand schauen und gut ausgebildete Spezialisten aus dem Ausland in Betracht ziehen. Internationale Fachkräfte bringen nicht nur Arbeitskraft mit, sondern auch wertvolle spezifische Kenntnisse.

    Aber auch hier gibt es Hürden, die weiter abgebaut werden müssen: So etwa rechtliche Rahmenbedingungen wie eine Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis und die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen. Abhilfe schaffen soll hier eine neue Fachkräftestrategie des Bundeskabinetts, mit dem die Verfahren beschleunigt werden sollen.

    Ist es gelungen, einen Mitarbeiter aus einem anderen Land zu rekrutieren, kommt es vor allem darauf an, ihm ein gutes Onboarding zu ermöglichen und ihn entsprechend in die eigene Unternehmenswelt zu integrieren. Fördern Sie auch soziale Kontakte zu Kollegen, damit sich Ihre neuen Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlen. Das kann mithilfe von Sprachkursen, Kulturangeboten oder auch Mitarbeiter-Events gelingen.

  • 6. Digitalisierung als Chance nutzen

    Die fortschreitende Digitalisierung kann es einerseits durch neue Anforderungen zwar erschweren Fachkräfte zu finden, genauso kann sie auch dazu dienen, den Mangel an ihnen zu lindern.

    Dies gelingt, indem Digitalisierung und Automatisierung dazu genutzt werden, Aufgaben auszuführen, für die es keine Spezialisten gibt. So etwa vor allem bei Routinetätigkeiten, um Fachkräfte zu entlasten, bei Verwaltungstätigkeiten – aber zum Beispiel auch, um Menschen mit Behinderung die Arbeit zu erleichtern.

Fachkräftemangel entgegenwirken und Finanzabteilungen entlasten

Auch vor den Finanzabteilungen macht der Fachkräftemangel nicht halt. Dies stellt Firmen vor ganz besondere Herausforderungen, ohne entsprechendes Personal wird es schwierig, Rechnungen zu stellen, Zahlungsbedingungen festzusetzen oder Zahlungseingänge zu überwachen und somit die Liquidität des Unternehmens im Blick zu behalten.

Wie Creditreform dabei unterstützen kann, welche Rolle Business Automation und Outsourcing im Bereich des Forderungsmanagements in diesem Zusammenhang spielen kann, hören Sie in unserem Podcast „Fachkräftemangel: So entlasten Unternehmen ihre Finanzabteilungen“.

Hier hineinhören

Quellen:
1  DIHK Fachkräftereport
2  Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
3  REHADAT
Arbeitsagentur,Eingliederungszuschuss

Unsere Texte dienen dem unverbindlichen Informationszweck und ersetzen keine spezifische Rechts- oder Fachberatung. Für die angebotenen Informationen geben wir keine Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

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